
In PIONEERS erschließen Siedler die Vereinigten Staaten, in LUXOR verwinkelte Gänge einer alten Grabkammer. Beide Spiele haben gemeinsam, dass sie aus Troisdorf stammen und richtig gute, anspruchsvolle Familienspiele sind.
Der Ausflug nach Ägypten ist seit wenigen Wochen auf dem Markt. Queen Games hat es hier tatsächlich geschafft, in die immer noch unaufgeteilte und inlayfreie Schachtel Zip-Tüten mit hineinzupacken. Von den Stanzbögen befreit, zeigt allerdings das umfangreiche Material von Schatz- und Tempelplättchen, Spielkarten, Skarabäen und kleinen Holzarchäologen, das alles in eine nur halb so hohe Schachtel gepasst hätte. Das war es dann aber schon mit der Kritik an LUXOR, für das ich jetzt nur noch das Hohe Lied anstimmen werde.
Rüdiger Dorn hat ein spannendes Schatzsammelspiel entwickelt, mit einer Erinnerungsprise an BOHNANZA und TUTANCHAMUN. Vor zwei bis vier Abenteurern liegt ein mäandernder Plan, der immer tiefer in die Grabkammer eines Pharaos führt. Der Weg dorthin ist das Ziel, denn zwischendurch gilt es, wertvolle Schätze zu sammeln: Keramiken, Statuen und kostbaren Halsschmuck, dazu kleine Skarabäen, die durchaus Bedeutung für die Schlussbilanz besitzen. Die zwei Sarkophage in der Schatzkammer bringen mit fünf beziehungsweise drei Siegpunkten gegenüber den bis zu sechs Punkten bei den Schätzen wenig, dafür beendet ihre Entdeckung das Spiel.
Dorn steuert LUXOR über fünf Handkarten, die Bewegungsweiten von ein bis fünf Feldern ermöglichen. Die Standardkarten können durch sogenannte Horuskarten ergänzt und flexibler eingesetzt werden. Der Einsatz der Karten erinnert an Rosenbergs BOHNANZA, da die Spieler sie nicht beliebig nutzen und deren Reihenfolge nicht verändern dürfen. Gespielt werden dürfen die jeweiligen äußeren Karten rechts und links, was einen einigermaßen taktischen Einfluss zulässt. Alle starten mit zwei Abenteurern, die sie auf den Weg über 41 Felder bis zur Grabkammer bringen. Unterwegs aktivieren sie en passant drei weitere Figuren, die dann ebenfalls am Pyramideneingang starten. Viele Figuren machen deshalb Sinn, weil die wertvollen Schätze mit fünf oder sechs Siegpunkten nur von drei eigenen Abenteurern gehoben werden können. Auch kleine Werte sind nicht zu verachten, denn Sets von den drei Schatzarten bringen zusätzliche Punkte. Dieses recht freie Schatzsammeln erinnert an Knizias Klassiker TUTANCHAMUN, das vor 25 Jahren genialer Weise völlig auf eine Bewegungssteuerung über Würfel oder Karten verzichtet hat.
LUXOR besitzt eine elegante Beschleunigungsautomatik, die trotz wachsender Anzahl von Spielfiguren auf ein zügiges Spielende zusteuert. Das liegt einerseits daran, dass über die Horuskarten bessere Bewegungsmöglichkeiten ins Spiel kommen, anderseits darf jedes zweite freigeräumte Schatzfeld übersprungen werden. Auf die anderen Felder kommen Tempelplättchen, die nicht nur Skarabäen und Joker bringen, die für die Schatzsets hilfreich sind, sondern auch Tunnelzugänge, die, geschickt genutzt, zu großen Sprüngen auf dem Spielplan führen. Denn neben Schätzen und Skarabäen sind am Ende die Positionen der Abenteurer von Bedeutung. Keiner sollte auf Sonderfeldern stehen, denn die bringen keinen Siegpunkt. Je näher alle anderen an der Schatzkammer liegen, umso höher ist ihr Siegpunktwert. Acht Punkte und mehr sollten da schon für alle fünf Figuren erreicht werden, wenn man in der Schlussbilanz vorn mit dabei sein will. Damit wird LUXOR nicht einfach nur zum Schatz-Sammelspiel, sondern ist ein Rennspiel um beste Positionen.
Das Gesamtkonzept stimmt, die kalkulierbare Steuerung durch die Spielkarten, die Sammlung wertvoller Schätze und Sets, die geschickte Nutzung der Tunnelzugänge, um hinten liegende Abenteurer am Ende nach vorn zu bringen. All das sorgt für ein ständiges Kribbeln mit genügend Interaktion beim Kampf um Vasen und Statuen, die LUXOR auch in Vollbesetzung zu einem guten Spiel machen.
Wertung: Gerne Morgen wieder
Titel: LUXOR
Autor: Rüdiger Dorn
Grafik/Design: Dennis Lohausen
Verlag: Queen Games
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: 30 – 45 Minuten
Preis: ca. 35 Euro
Spiel 26/2018