
Die rare Rubrik der Schüttelspiele wächst zur Zeit in Regionen, die Hunter & Cron schon zum Vorbereiten einer Top Ten-Liste führen. Der Kern ist klassisch und stammt aus der Geduldspielecke. Sie kennen alle die runden Döschen, mit denen schon vor über einhundert Jahren Kugeln in Vertiefungen geschüttelt wurden. In ROBBI TOBBI UND DAS FLIEWATÜÜT (vgl. meine Besprechung in der spielbox, Heft 1/2017) wurde das 2016 exakt aufgegriffen. Schon ein Jahr zuvor hatte Zoch mit NITRO GLYXEROL ein Schüttelspiel im Programm, was der Verlag 2017 fortsetzte, wobei der Mechanismus hier der Fortbewegung diente und titelgebend wurde. Mit PANIC MANSION liegt aktuell ein weiteres Schüttelspiel vor, das Blue Orange Games wunderschön umgesetzt hat.
Als Autorenteam tauchen wie beim im April besprochenen RALLYE TRUCKS die Dänen Asger Harding Granerud und Daniel Skjold Pedersen auf, die das alte Kugelgeduldspiel thematisch und mechanisch auf eine neue Ebene heben. Nächtlich scheint das Spukhaus auf dem Hügel zu tanzen, ruhig bleibt kein Raum, wenn sich Geister, Schlangen, eklige Kreuzspinnen und Augen in den Räumen vergnügen. Vom Kugelspiel sind nur die Augäpfel übrig geblieben, die geschwind durch die Türen der acht Spukräume kullern. Ähnlich fix sind drei kleine Schatztruhen, quer legen sich gern die beiden Holzschlangen, während die Plastikspinnen häufig zu kleben scheinen. Neben dem Getier sind auch noch zwei Gespenster und ein Abenteurer unterwegs.
Je nach Schwierigkeitsgrad liegen unterschiedlich viele Gegenstände in den acht Räumen der Pappschüttelboxen, von denen vier im Spiel sind. In der einfachen Variante starten alle mit einem Abenteurer, einem Gespenst und drei Schatztruhen. Alle versuchen nun gleichzeitig eine Kartenvorgabe zu erfüllen, die farblich einen Raum vorgibt, in dem nur Abenteurer und Schatztruhen zusammenkommen. Wer als erster fertig ist, bekommt die Karte und muss mit Handicap in die nächste Runde starten, da eine Schlange in seinen Räumen kriecht oder ein Augapfel kullert. Wer sich als erster fünf Karten erschüttelt hat, gewinnt dieses Einführungsspiel mit wachsendem Schwierigkeitsgrad.
Nach etwas Übung können sich die Schüttler an die Variante mit allen Figuren machen. Nun werden die Zielkarten so umgedeckt, dass Objekte und ein Raum vorgegeben sind. Wer den ganz großen Spuk will, kehrt die Objektsuche um. Jetzt müssen im vorgegebenen Raum nur Tiere und Gegenstände sein, die nicht auf der Karte abgebildet sind.
PANIC MANSION - DAS TANZENDE SPUKHAUS ist ein sehr gut funktionierendes Schüttelspiel, das seinen besonderen Reiz aus der Bewegungsvielfalt der Hausbestückung erfährt. Besonders für Kinder ist der wachsende Schwierigkeitsgrad im Einführungsspiel hilfreich. Trotzdem umgeht PANIC MANSION damit auch nicht die Grundproblematik aller Geschicklichkeitsspiele, dass es die naturbegabten Kinder gibt und tollpatschige, die auch bei wachsenden Handicaps der Cracks keine Chance haben, was ziemlich viel Frust auslösen kann. In Gruppen, die vergleichbare Schüttelleistungen erbringen, ist PANIC MANSION aber ein Selbstläufer und das Maß aller Schüttelspiele. Wer vor dem Kauf seine Geschicklichkeit ausprobieren möchte, für den hat Blue Orange Games eine schöne Idee. Ein Plastikfenster im Unterteil der Schachtel mit Blick in die Räume lässt Schüttelversuche zu. Genial!
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: PANIC MANSION - DAS TANZENDE SPUKHAUS
Autoren: Asger Harding Granerud, Daniel Skjold Pedersen
Grafik/Design: Etienne Hebinger
Verlag: Blue Orange Games
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 31/2018