
… und da hat es schon wieder „KLONG!“ gemacht. Ärgerlich, denn Drache Nicki hat keinen ganz festen Schlaf. Den brauchst du aber, um immer tiefer in seiner Schatzhöhle voranzukommen, um an seine wertvollsten Artefakte zu gelangen. Zwei bis vier Diebe wagen den Überfall auf die Drachenburg. Schon der Einstieg über die Feste bringt erste Belohnungen, sobald man aber in das unterirdische Verlies vorstößt, wird es richtig interessant.
Mit KLONG!, der ersten Erfindung des US-Amerikaners Paul Dennen, beweist Carsten Reuter vom Schwerkraft-Verlag erneut sein feines Gespür für Spieleperlen. Dennens „Deckbau-Abenteuer“, wie KLONG! im Untertitel genannt wird, macht nichts anders als Reiner Knizia in EL DORADO. In beiden Ideen wird Deckbuilding für ein Laufspiel genutzt. Stringenter geht es dabei bei Knizia zu, der das eindeutige Ziel vorgibt und damit den Gewinner klar bestimmt. Diffiziler ist das Ende in KLONG! geregelt. Nicht unbedingt der Erste ist später auch der Gewinner des Spiels.
Alle starten mit identischen Kartensätzen, wobei von zehn Karten jeweils fünf auf die Hand kommen. Die Karten lassen anfangs nur wenige Bewegungen zu, ermöglichen vor allem aber Kartennachkauf zur Deckoptimierung. Was anfangs fehlt, sind Schwerter für den Monsterkampf und zügigere Bewegungen. Das Besondere an der Deckbauvariante Dennens ist, dass stets alle fünf Handkarten auf den Tisch kommen. So müssen die Stolperkarten leider auch gespielt werden, die namensgebend für das Spiel sind. Jedes Geräusch macht den Drachen wütender. Die Burgabenteurer müssen Stolpersteine in einem Drachenbeutel legen, der anfangs noch viele neutrale Steine enthält, bei dem mit der Zeit aber das Risiko steigt, dass eigene Steine gezogen werden. Immer wenn der Drache angreift, werden zwei bis maximal fünf Steinchen aus dem Beutel gezogen und bedrohen damit das Leben der Abenteurer. Wird der zehnte eigene Stein gezogen, ist das vorzeitige Ende eines Helden eingetreten. Das Schöne an KLONG!, die Abenteurer sterben nicht, sondern werden nur ohnmächtig und können unter bestimmten Bedingungen sogar noch gewinnen.
Die Drachenbedrohung ist die eine Seite, die andere ist die Wegeplanung im unterirdischen Drachen-Labyrinth. Die Helden wissen, sie müssen im Grunde genommen nur ein Drachenartefakt sammeln, das je nach Einstiegstiefe fünf bis 30 Siegpunkte wert ist. Wer nicht so mutig ist, gibt sich mit wenig zufrieden, sammelt zusätzlich noch einige Schätze und etwas Gold und steigt früh wieder aus dem Verlies aus. Dafür erhält er sofort seinen EL DORADO-Schatz, einen Meisterdiebmarker, der 20 Punkte wert ist. Mit diesem Ausstieg setzt er zusätzlich seine Konkurrenten unter Druck. Sie haben nun nur noch vier Runden Zeit, um dem Drachen-Verlies zu entkommen, sind außerdem gebeutelt durch ständige Drachenangriffe, die ihr vorzeitiges Aus bedeuten können.
KLONG! lebt von der Spannung des Ein- und Ausstiegs. Wer tiefer in die Drachenhöhle vorstößt, sammelt zum wertvolleren Artefakt viele weitere Punkte, muss aber seine Gegner im Blick behalten, denn der Weg von teuren Artefakten aus der Höhle heraus kann lang werden. Das liegt auch daran, weil die Kartendecks kaum effektiv verschlankt werden können, sodass am Ende viele Karten zur Verfügung stehen, aber nicht immer die passenden kommen. Am spannendsten sind die Partien, bei denen alle mutig sind und die Bedrohung weniger durch die Mitspieler als durch die gezogenen eigenen KLONG!-Steine auftritt.
Was ich an diesem Schwerkraft-Spiel besonders mag, ist die hohe Variabilität. Das fängt beim doppelseitigen Spielplan und der Kartenvarianz an, geht über die immer wieder neue Bestückung der Felder weiter und hört bei den ganz unterschiedlichen Spielenden auf. Da bietet mir KLONG! deutlich mehr Abwechslung als Knizias Deckbau-Spiel. Ich bin daher auch ganz bei der BGG-Wertung, nach der Dennens Spiel im Augenblick (Mai 2018) mit 7,9 bewertet wird, Knizias dagegen „nur“ mit einer 7,6.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: KLONG!
Autor: Paul Dennen
Grafik: Raiph Beisner u.a.
Verlag: Schwerkraft Verlag
Alter: ab 10 Jahren (Verlagsangabe 14)
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 30 bis 60 Minuten
Preis: ca. 65 €
Spiel 38/2018