Da ist der KACKEL DACKEL unterwegs, dort fragen sich Kinder, WER PUPST? und lassen ganz aktuell möglichst von KRASSEr KACKE die Finger. Bei manchen Spielethemen hat man das Gefühl, dass Redakteure ihre anale Phase noch nicht hinter sich haben. Dabei ist das erste Spiel Jonathan Favre-Godals WHO DID IT?, wie es im englischen Original von Blue Orange heißt, eine fetzige Idee, bei der es zwar um etwas unappetitliche Tierabfälle geht, aber hauptsächlich um schnelle Reaktionen und eine gehörige Gedächtnisportion.
Der Titel WER WARS war ja auf dem deutschen Markt schon vergeben und die französische Assoziation, die mit KEKAFE in die Zulu-Kiste greift und das wunderschöne Bild eines „Kuchens“ nutzt, ist für deutsche Gemüter wohl schlecht nachvollziehbar. Wir sollen Spieletitel eben alliterativ KRASS KARIERT und mit KRASSEr KACKE mögen.
Zum anrüchigen Spiel: Favre Godals erste Spielidee zeigt sechs fantastische um Ausreden bemühte Tiere. Da liegt ein Kothaufen in der Ecke und Hase, Katze, Fisch und Papagei haben so ihre eigene Art, nicht als Verursacher zu wirken. Dabei blubbert der Fisch, ganz von sich ablenkend, im Aquarium und der Papagei gerät kräftig ins Schwitzen. Das gilt auch für die drei bis sechs Spieler, die anfangs alle sechs Tiere auf der Hand haben. Jeder hofft, dass keines der eigenen Tiere der Verursacher war. Das hängt aber letztlich von der eigenen Reaktionsgeschwindigkeit und dem Erinnerungsvermögen ab.
Der Jüngste darf beginnen, legt ein Tier in die Mitte und teilt mit: „Meine Schildkröte war es nicht, es war der Hamster!“ Wer nun am schnellsten seinen Hamster abwerfen kann, macht weiter. Sein Hamster sei es natürlich auch nicht gewesen, es sei ein Fisch. Wer schnell reagiert, wird vielleicht bald alle seine Karten los und bleibt ohne Schuld. Die Langsameren sollten sich merken, welche Tiere noch im Spiel sind, denn sobald ein beschuldigtes Tier nicht mehr in die Mitte gespielt werden kann, steht der Übeltäter fest. Es erwischt den Spieler, der das letzte Tier spielen konnte, der dann auch das Kackhäufchen übernehmen muss. Sobald ein Spieler drei solche Haufen vor sich hat, ist Schluss. Der Verlierer steht fest, oft gibt es dann mehrere Gewinner, die gar keinen oder nur einen Haufen sammeln mussten.
Die eigentlich simple Spielidee sorgt für hohen Spielspaß und für Stimmung am Tisch. Das gilt für reine Erwachsenenrunden, aber auch für beteiligte Kinder. Durch den Ablagekampf werden die Karten ziemlich in Anspruch genommen, Pegasus hat sich daher zurecht für stabiles Kartenmaterial entschieden. KRASSE KACKE ist bis auf den Titel nicht wirklich anrüchig, sondern ein Highlight in der Sommerpause, in der wir auf die Herbsttitel zur Spiel in Essen warten.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: KRASSE KACKE
Autor: Jonathan Favre-Godal
Grafik/Design: Steeve Augier
Verlag: Pegasus
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 3 – 6
Spielzeit: ca. 10 – 20 Minuten
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 46/2018
Dabei gäbe es meistens so viel gewitztere, zum jeweiligen Spiel passende Alternativen.
Oder sollen die Themen den Spielern dabei helfen, ihre Analphase besser auszuleben (bzw nachzuholen)?
Speziell im vorliegenden Spiel klingt der Titel m.E. krampfhaft hergeholt.
Schade um das schöne und an sich witzige Spiel.