
Der Klassiker bei den schnellsten Kartenablegespielen für zwei Spieler ist SPEED von Reinhard Staupe, das 1995 Karsten Adlung auf den Markt brachte. Formen und Farben spielten damals schon eine wichtige Rolle und eben dieses Prinzip macht sich auch Andreas Schleicher für sein ONE MINUTE GAME zu eigen. Seine 72 quadratischen Kärtchen werden aber nicht passend übereinander gelegt, sondern entwickeln sich raumgreifend auf dem Tisch. Schleicher definiert dafür ein eher ungewöhnliches Spielziel, denn eine von zwei möglichen Siegbedingungen lautet, dass die gegnerische Tischkante mit den eigenen Karten erreicht werden muss. Je nach Tischgröße können dann aus einer Minute auch fünf werden, wenn nicht das zweite Spielziel vorher greift.
Häufiger endet das ONE MINUTE GAME, wenn es gelingt, mit eigenen Karten hinter die des Gegners zu gelangen, ihn quasi halb einzuzingeln. Dazu besitzt jeder einen Kartensatz aus weißen und schwarzen quadratischen Kärtchen mit roten und blauen Halbkreisen an der Seite und mittigen geometrischen Formen mit Schrägen und Kerben, die passend über- und untereinander gelegt werden müssen.
Zwei Startkarten kommen übereinander und dann geht es schnell. Auf das Kommando „Omiga“ hin versuchen beide Kontrahenten mit drei Handkarten den Gegner unter Druck zu setzen. Karten dürfen nicht sofort ergänzt werden, sondern erst, wenn alle Karten gelegt oder abgeworfen wurden. Alle eigenen Karten müssen im Verbund bleiben und mindestens diagonal an eine gegnerische Karte angrenzen. Man kann daher nicht durch leicht zu schaffende Seitenbewegungen große Bögen schlagen, sondern muss meistens doch eine Passung von Farbe und Form herstellen.
Wer hinter die gegnerische Linie kommt, gewinnt sofort. Sonst gilt die anfangs erwähnte Tischkantenregelung. Eher selten kommt es zur Pattsituation, wenn die beiden Spieler sich vorauseilend nur seitlich ausbreiten und die Tischkante links oder rechts erreichen.
Das Anlegespiel im Raum unter dem ständigen Druck des Gegners macht den besonderen Reiz der Spielidee von Andreas Schleicher aus. Vor allem der Blick für die passenden Formen ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Hektik muss man aushalten können und lieben, um Gefallen an der schnellen Ablage zu finden. Die Reaktionszeit am Start ist besonders wichtig, damit einfache Seitenschritte den Gegner unter Kombinationsdruck setzen. Sobald der an der eigenen Flanke auftaucht, wird es brenzlig. Das hat was und bietet eine Menge kurzweiliges Spielvergnügen unter gleichwertigen Gegnern. Was nicht so gefällt, sind die spitzkantigen Karten. Bei einem Preis von über 15 Euro hätte ich eine deutlich bessere Qualität der 72 Spielkarten erwartet.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: ONE MINUTE GAME
Autor: Andreas Schleicher
Grafik/Design: Andreas Schleicher
Verlag: Dionysos Games
Alter: ab 6 Jahre
Spielerzahl: 2
Spielzeit: ca. 1 – 3 Minuten
Preis: ca. 16 Euro
Spiel 50/2018