Freitag, 19. Oktober 2018
LIGHTHOUSE RUN
Die Älteren unter uns erinnern sich sicherlich noch an Reinhold Wittigs MARITIM, das 1987 fast zum „Spiel des Jahres“ gewählt wurde. In diesem taktischen Segelrennen spielten Leuchttürme die entscheidende Rolle, da man sich nur in deren sich kreuzenden Lichtstrahlen bewegen durfte. Auch in dem eben erschienen LIGHTHOUSE RUN (Amigo) von Jim Harmon besitzt das Licht von Leuchttürmen eine wichtige Aufgabe. Diesmal begleitet es Schiffe auf der Flucht vor einem Unwetter in den Heimathafen.
Ähnlich wie MARITIM kommt LIGHTHOUSE RUN imposant daher. Sechs dreidimensionale Leuchttürme zieren den Rand einer Flusslandschaft, die von der offenen See her durch eine gewaltige Gewitterwolke bedroht ist. Nur jeweils drei der Leuchtfeuer erhellen Teile des sich schlängelnden Flusslaufs. Fünf Schiffe möchte jeder möglichst weit voranbringen, bevor das Unwetter sie aus dem Verkehr zieht. Die Steuerung übernehmen Spielkarten, die Bewegungen eines oder mehrerer Schiffe ermöglichen und das Lichtspiel der Türme verändern. Bewegen dürfen sich die Schiffe nur in beleuchteten Segmenten des Flusses, dafür wechseln die drei variablen Leuchtfeuer ihre Position. Für die Weite der Bewegungen haben alle ein identisches Deck aus 14 Karten, von denen drei als Handkarten zur Auswahl stehen. Es gibt Solokarten, die nur die Vorwärtsbewegung eines eigenen Schiffes ermöglichen, interessanter sind die Koop-Karten, mit denen jeweils ein Schiff aller möglichen Farben von einem Feld aus losfährt. Besonders effektiv sind allerdings die Karten, bei denen alle eigenen Schiffe, die auf einem Feld stehen, segeln dürfen.
Hat jeder eine Karte gespielt, wechselt der Startspieler und die Gewitterwolke zieht ein Feld vorwärts. Das ist anfangs noch nicht so bedrohlich, aber nach sieben Runden kommt das Unwetter an die Flussmündung und wandert flussaufwärts Richtung Hafen. Das Überholen der Schiffe durch die dunkle Wolke erinnert stark an das Gespenst Hugo in der MITTERNACHTSPARTY von Wolfgang Kramer. Wer eingeholt wird, kommt aus dem Spiel. Schon nach 12 Runden, wenn die Spieler ihre letzten drei Karten auf der Hand halten, ist Schluss. Je nach Schiffsposition im Flussverlauf gibt es Punkte für alle Schiffe, die in den Fluss gesegelt sind. Die Wolke macht eigenartiger Weise Halt auf dem Neunpunktefeld vor dem rettenden Hafen, der auf seinen drei Ankerplätzen zehn bis zwölf Siegpunkte bringt.
LIGHTHOUSE RUN ist ein Hingucker, der längliche Spielplan mit den Leuchttürmen gefällt bisher den meisten meiner Mitspieler sehr. Das Spiel selbst führt weniger zu Begeisterungsstürmen. Abhängig vom Zeitpunkt des Auftauchens guter Karten, funktioniert die Schiffsrettung einmal mehr, das andere Mal weniger gut. Schön ist das Element der Kooperation, man hilft besonders sich und anderen, deshalb sollte man schon darauf achten, möglichst selten eigene Schiffe isoliert stehen zu haben. Der Mitnahmeeffekt tritt in Vollbesetzung zu viert immer wieder ein, zumal er mit einer Verdopplung des Zuges des Mitnehmenden belohnt wird. Manchmal ist er allerdings ärgerlich, dann nämlich, wenn man größere eigene Schiffsgruppen zusammengeführt hat, um diese gemeinsam voranzubringen. Dann stört die Koop-Karte, die oft nur ein Feld bringt. Das Licht der Leuchttürme erweist sich meistens als gar nicht so wichtig, da alle Spieler oft an identischen Flussstrecken interessiert sind und auch hier eher zusammen als gegeneinander arbeiten.
Ein schneller Wettlauf, der auch in Vollbesetzung zu viert nie länger als eine halbe Stunde dauert. Solide Familienspielkost, durchaus spannend, da die Rennen stets knapp ausgehen. Der Kontrast von kitschigem Sonnenuntergang auf dem Cover zu dem durchaus attraktiven Spielplan mit Leuchttürmen könnte allerdings größer nicht sein. In den Varianten zu zweit, ist das Spiel mit dem Dummy Erik eher umständlich, da macht es mehr Sinn, zwei Spielfarben zu übernehmen. Auch bei spielgeübten Spielern tauchen im Ablauf Fehler auf, die den positiven Eindruck etwas trüben. So wird der Startspielerwechsel gern vergessen, auch das exakte Setzen der Gewitterwolke verläuft oft nicht fehlerfrei.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: LIGHTHOUSE RUN
Autor: Jim Harmon
Grafik/Design: Christian Fiore
Verlag: Amigo
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 20 - 30 Min.
Preis: ca. 29 Euro
Spiel 61/2018
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