Wortkarge Zeitgenossen werden begeistert sein. JUST ONE lässt nur ein Wort zur Begriffsbeschreibung zu und bietet dem Enträtsler entsprechend rudimentäre Codewörter.
Das unauffällige JUST ONE von Ludovic Roudy und Bruno Sautter in der Umsetzung von REPOS Production hat mir in Essen auf dem Jury-Abend und danach häufig anspruchsvolle Unterhaltung beschert. Das kooperative Wort-Rate-Spiel für drei bis sieben Spieler, denkbar wären auch mehr, beruht auf einer ganz einfachen Idee.
In 13 Raterunden wechselt im Team der aktive Spieler, der einen von fünf Begriffen, die er nicht sieht, erraten muss. Er legt zu Beginn fest, um welchen Begriff es in seiner Runde geht und alle anderen notieren ein Hinweiswort, dass es dem Ratenden ermöglichen soll, auf den Begriff zu kommen. Hat er sich beispielsweise von einer Karte das 5. Wort gewünscht, sehen seine Mitspieler den Begriff „Reformation“. Alle sind versucht, „Luther“ zu notieren, aber eine wesentliche Regel von JUST ONE besagt, dass doppelte Begriffe rausfliegen. Da gilt es schon, etwas um die Ecke zu denken. In Niedersachsen zündet im Augenblick schon der Begriff „Feiertag“, den wir erstmalig am 31.10. genießen durften, um etwas gegenüber den Bayern aufzuholen. „Bora“ macht es schon schwerer und führt zu abwegigen Gedanken, da man „Katharina“ regelkonform nicht ergänzen darf. „Martin“ wäre eine Alternative, aber eine gefährliche, da diese Idee andere auch haben könnten. „Wittenberg“, „Thesen“, „Wartburg“, „1517“ sind gute Alternativen, bergen aber die Gefahr, dass die Antwort „Luther“ sein wird.
Die Vielschichtigkeit des scheinbar simplen Grübelns nach einem Wort wird deutlich. Die Lösung ergibt sich dann oft durch die Gesamtkonstellation. An vielen richtigen Ergebnissen ist die Gruppe interessiert, wird sie doch am Ende bewertet. Psychologisch aufbauend am Anfang, wenn nur fünf richtige Ergebnisse zu Buche stehen. Verdoppelt auf zehn korrekte Rateergebnisse, heißt es dann eher anspornend, dass das Ergebnis sich sehen lassen könne. Da will man doch mindestens ein „Genial!“ hören, dass nach elf von 13 Punkten zu lesen ist. Im Grunde genommen spielt dieser Wertungsteil keine Rolle, er ist aber meist Ansporn zur zweiten Runde, die besser verlaufen soll. Was die Gruppe dann meistens schafft, da die Partner sich auf eine gewissen Varianz ihrer Antworten einstellen und deutlich seltener Begriffe ausschließen müssen.
Meine aktuelle Begeisterung beruht auf Gruppengrößen jenseits von vier Spielern. Im Spiel zu dritt schreiben die beiden Tippgeber jeweils zwei Begriffe auf. Das hat den Vorteil, dass hier durch zwei ergänzende Worte sich der gewünschte Kontext deutlicher herstellen lässt. Zu viert taucht durchaus häufiger das Problem auf, dass zwei identische Begriffe eliminiert werden müssen und der ratende Spieler damit nur mit einem Hinweis konfrontiert ist. Das reicht oft nicht für eine korrekte Lösung.
Materialtechnisch nutzt Repos kleine Standtafeln, die man von abwischbaren Namensschildern her kennt, dazu Stifte mit integrierten Wischgummi, die zuletzt in SPEED COLOURS von der Game Factory aufgetaucht sind. Die Standtafeln besitzen eine kleine Halterungsschiene, in die Wortkarten gesteckt werden. Diese haben den kleinen Nachteil, dass sie über die Tafeln hinausreichen und mindestens die ersten zwei Begriffe über die Rückseiten durscheinen und für den Ratenden lesbar sind. Mit Doppelsteckung der Karten lässt sich dieses Defizit aber beheben.
Für große Gruppen tendiere ich zur höchsten Wertung, im Gesamtpaket spiele ich aber JUST ONE auf alle Fälle morgen gerne wieder mit.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: JUST ONE
Autoren: Ludovic Roudy und Bruno Sautter
Grafik/Design: Éric Azagury
Verlag: Asmodee / Repos Production
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 3 - 7
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 64/2018