Warnung vorweg: Wenn Sie dieses Spiel mit App-Begleitung spielen, verfolgt sie ein Ohrwurm. Der Zirkusmusikklassiker zu „Hereinspaziert – Manege frei!“ dudelt ständig als Timer, Sie können aber auch variieren und in den „Metal- „oder „Cartoon-Circus“ gehen, sogar Klezmer wird angeboten. Keine Angst ich bin nicht unter die Musikrezensenten gegangen, ich komme ja nicht einmal mehr zu meinen Krimirezensionen.
Worüber rede ich, na klar, den Messetrend der Spiel 2018, den Geschicklichkeitsspielen, die neben den Unique Games die einzigen Akzente setzten. Mit Tusch und Beckenschlag gelang dies MEEPLE CIRCUS von Cédric Millet besonders gut. Einen kleinen Eindruck von Musik und Zirkuskunststück gibt sein
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Mit eigener Manege und einem unerfahrenen und etwas talentierteren Akrobaten starten zwei bis fünf fingerfertige Artisten zu einer unterhaltsamen Vorstellung in drei Akten. In den jeweiligen Aufwärmphasen werden die Requisite geplündert und neue Artisten und Tiere angeworben. Dazu bedienen sich die Akteure reihum aus Repertoire- und Darbietungsplättchen. Sie haben dabei Zuschauerwünsche im Blick und generelle Wertungsregeln. Die Zuschauer mögen Akrobaten, die sich geschickt auf Fässern bewegen können, sie lieben Balanceakte, menschliche Pyramiden und Auftritte mit Pferden und Elefanten. Erfüllte Wünsche bringen Applaus, der auf dem „Klatschometer“ abgetragen wird. Unabhängig davon gibt es Punkte für jeden Akrobaten. Für die unerfahrenen, wenn sie in der Manege bleiben, für die erfahrenen, wenn sie den Boden nicht berühren und für die Profi-Akteure, die man sich tunlichst beim Aufwärmen besorgen sollte, wird nach Höhe ihres Einsatzes kräftig geklatscht. Sind alle vorbereitet, kommt der gemeinsame Auftritt zeitgleich in jeder Manege. Begleitet von zweiminütiger Musik stapeln alle hoch und versuchen, sofern Material und Tiere vorhanden sind, Zuschauerwünsche zu erfüllen. Die schnellsten beiden Artisten bekommen Geschwindigkeitspunkte. Über alle anderen Darbietungen entscheiden die Zuschauer und die Position der Akrobaten.
Wer nun hinten liegt, startet die nächste Runde und hat damit den ersten Zugriff auf neues Material und nun auch Gaststars wie Muskel-Mike oder eine Seiltänzerin. Sonst verläuft der zweite Akt im MEEPLE CIRCUS wie gehabt, bevor wir zur Gala-Aufführung kommen. Die Vorbereitung läuft vergleichbar, nur beinhalten die Darbietungsplättchen ganz besondere Aufgaben, die zudem noch mit technischer und unterhaltsamer Note erweitert werden können. Standardmäßig kommen auf die Artisten Aufgaben zu, wie ununterbrochenes Mitsingen, Klatschen, Bedanken und pausierendes Schmausen. Damit die Erfüllung der letzten Aufgaben auch kontrolliert werden kann, hat jeder nun seinen Soloauftritt und Sie können sicher sein, unter Beobachtung zittern die Hände mehr.
Der Zirkusbesuch dauert nicht lange, zu zweit maximal eine halbe Stunde. Nur in Vollbesetzung kann es sich etwas hinziehen, da wird vor allem die letzte Runde redundant. Grundsätzlich ist der Beifall nach einer Spielrunde groß. Das Jonglieren mit Tieren in möglichst hohen Pyramiden weckt Emotionen, inklusive der Dauernachwirkung im Gehörgang. Die Zirkusmusik dudeln einige noch beim dritten Spiel danach. Nimmt man die Wertung ernst, hat das Spiel aber Schwächen. Wer als Letzter oder Vorletzter in der Runde keinen Elefanten abbekommt oder ein lila Fass, verpasst wertvolle Zuschauerpunkte. Das ist fast durchgängig ein Problem und wird nur etwas über den Wechsel des Startspielermarkers aufgefangen. Gewisse Vorbehalte gibt es manchmal auch gegenüber einigen Aufgaben der letzten Runde. Andere dagegen sehen besonders bei den spaßigen Ergänzungskarten eine zusätzliche Stärke des Spiels, wenn man über das Privatleben seiner Akrobaten plaudern „darf“ oder wenn der Clown mit Tomaten beworfen wird und sich dafür selbst bestraft. Bestrafung ist dieses Spiel wahrlich nicht, sondern vergnügliche Unterhaltung, die die Zuschauer immer wieder in den MEEPLE CIRCUS führt.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: MEEPLE CIRCUS
Autor: Cédric Millet
Grafik/Design: Sabrina Tobal, Angelina Costamania, Mathieu Leysenne
Verlag: Pegasus / Matagot
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 5
Spielzeit: ca. 30 - 60 Min.
Preis: ca. 38 Euro
Spiel 65/2018