Mitte der 80er Jahre fand unser erster richtig großer Umzug statt, zwar nur innerhalb Göttingens, aber schon mit knapp 1000 Spielen. Mit inzwischen drei Kindern war die große 4-Zimmer Wohnung viel zu klein, Spiele passten auch nicht mehr hinein und außerdem kündigte sich noch unser dritter Sohn an, der gleich in ein großes Haus einziehen sollte. Der große Garten war fantastisch für die Kinder, Klettergerüst und Schaukel standen bereit. Im Juni sollte Guntram zur Welt kommen und dann brach Tschernobyl über uns alle herein. Wir hatten gerade einen riesigen Sandkasten gebaut und entsprechend mit Sand gefüllt, als der Wind aus dem Osten kam und Sandkastenspiele verboten wurden. Auf das bei uns beliebte Pilze sammeln im Frühherbst haben wir dann auch einige Jahre verzichtet und der Sand wurde ausgetauscht.
Wer sich gestern gefragt hat, wer sich hinter dem Kürzel „TERS“ versteckt, dem möchte ich das heute gerne verraten. Hans-Christian WinTERS war in den 80ern Feuilletonchef des Göttinger Tageblatts und kümmerte sich schon früh um Spielanregungen für Göttingen. Als das Göttinger Tageblatt das eigenständige Feuilleton aufhob, ging Hans-Christian 1991 als Redaktionsleiter zur damals zweitältesten eigenständigen deutschen Zeitung nach Wolfenbüttel. Mit der Aufgabe der Eigenständigkeit der Wolfenbütteler Zeitung, die von der Braunschweiger Zeitung übernommen wurde, wechselte er als Redaktionsleiter zu den Cuxhavener Nachrichten. Sowohl an der Wolfenbütteler Zeitung als auch bei den Cuxhavener Nachrichten führte er seine regelmäßigen Spielebesprechungen weiter.
Als er 1987 in die Jury „Spiel des Jahres“ aufgenommen wurde, suchte er regelmäßige Spielpartner. Über meine Arbeit hatte er inzwischen mehrfach berichtet, sodass wir bald mit Hans-Christian und seiner Familie eng befreundet waren. Wir verbrachten mit unseren zusammen sechs Kindern die Osterferien an der Nordsee, fuhren nach Willingen, solange es in Niedersachsen noch den Buß- und Bettag als Feiertag gab und spielten und spielten und spielten. Außerdem gründeten wir einen Förderverein für das Städtische Museum, der neben vielen Aktivitäten attraktive Weihnachtsausstellungen mit spielerischen Themen rund um Spiele des Designers Kurt Naef und des Göttinger Geologen Reinhold Wittig organisierte.
Regelmäßig öffnete er seinen „Spielplatz“ im Tageblatt auch für mich, so dass 1988 meine erste Spielrezension erschien zu der herrlichen Persiflage auf die vielen Machtwechsel im KREML, bevor Gorbatschow die Perestroika einleitete. Urs Hostettlers Idee ist ein herrlich intrigantes Spiel um die Politikerelite in Moskau. Hier auf das richtige „Pferd“ zu setzen, ist nicht einfach, denn Säuberungen und gesundheitliche Attacken machen den meisten Politikern den Aufstieg schwer. Als Spiel der 80er erste Sahne, nur die Ausstattung ließ Wünsche offen. Da setzten Johann Rüttinger bei Noris und die Edition Perlhuhn andere Maßstäbe, die in dieser Zeit auch Kosmos übernahm.
Mein Dank geht wieder an Stefan Gohlisch, der mich für diese 10 Tage nominiert hat. Selbst möchte ich heute niemanden nominieren, aber an Hans-Christian Winters erinnern, der uns leider vor zwei Jahren viel zu früh verlassen hat (vgl. meinen
Nachruf auf der Seite der Jury).