Donnerstag, 29. November 2018
LIFT OFF
Irgendwie scheint der kleine Hans auf seinem Schwein ins Universum zu reiten. Selten hat das Logo von Hans im Glück so gut zu einem Spielecover gepasst wie beim aktuellen LIFT OFF.
Die Macher aus München nehmen uns mit auf eine kurze Zeitreise in die Mitte des letzten Jahrhunderts. Sputnik 1 schockierte 1957 die westliche Hemisphäre, meinte man doch der kommunistischen UdSSR haushoch überlegen zu sein und nun hatten die Russen bei der Eroberung des Weltraums eindeutig die Nase vorn: Der erste Satellit, das erste Tier, der erste Mann, die erste Frau im Weltraum, alle stammten aus Russland. Stets hatten die Amerikaner das Nachsehen, daher erinnern wir uns auch eher an Laika, Gagarin und Tereschkowa als an Shepard und White. 12 Jahre genossen die Russen diese Triumphe, bis Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat.
Die Retrografik von Andreas Resch und anderen führt wunderbar in diese Zeit zurück, nur den Weltraumhund habe ich vergeblich gesucht. Der Autor Jeroen Vandersteen bewegt sich mit seiner ersten Spielentwicklung auf für ihn bekannten Terrain, arbeitet er doch bei der ESA. Da er kein reines Zweierduell zwischen den USA und der UdSSR konstruieren wollte, sind es zwei bis vier Raumfahrtagenturen, die um punkteträchtige Projekte, die sie ins All schießen wollen, konkurrieren. Die Zeit des Kalten Krieges verlässt er dabei, so taucht dann als Punktemaschine plötzlich ein ISS-Ableger als gemeinsame Raumstation, an der alle werkeln können, im Spielgeschehen auf.
LIFT OFF läuft in zwei Phasen mit jeweils vier Runden ab. Jede Runde ist geprägt von einem Spezialisten- und einem Missionsteil. Alle starten mit einfachen Trägerraketen, die gerade einmal eine Tonne Last in den Orbit schießen können. Im weiteren Spiel versucht man diese Raketen zu verbessern, genügend Geld für den Start zu haben und in Technik zu investieren. Jede Rakete benötigt nun einmal Treibstoff, kommt Besatzung hinzu, sind auch Sauerstoffzufuhr und Verpflegung wichtig.
Die wesentliche Steuerung läuft über Spezialistenkarten, die im Minidrafting eine Auswahl von drei Karten ergeben, von denen in jeder Runde zwei zum Einsatz kommen. Diese Karten bringen Geld, Siegpunkte, Technikfortschritte und Ausbau der Trägerrakete. Das kommt zum Tragen in der Missionsphase, in der man jeweils eine Rakete mit Last in den Weltraum starten kann. Ähnlich wie die Spezialistenkarten bringen erfolgreiche Missionen vergleichbare Vorteile.
Nach vier Runden ist der Kartensatz an Spezialisten durchgespielt und kommt erneut zum Einsatz. In der zweiten Phase kommen weitere Missionen hinzu, für die aber der technologische und der Raketenausbau passen müssen.
LIFT OFF ist ein typisches Spiel, in dem die Feinjustierung stimmen muss. Stets geht es knapp zu, was vor allem das Geld und den Ausbau der Technologien angeht. Die strategische Planung entwickelt sich oft aus zufälligen Schwerpunkten, die sogenannte „Spielendekarten“ setzen, die anfangs, ebenfalls gedraftet, bei jedem Spieler landen. Da gibt es Siegpunkte für das Erreichen einer bestimmten Missionsanzahl oder vieler Technikkarten. Wer besonders viel in eine kostenintensive gemeinsame Raumstation investiert, kann zusätzlich dadurch bis zu 30 Siegpunkte erreichen, die gibt es aber auch für entsprechende Raketenupgrades. Wer merkt, dass er bestimmte Ziele nicht erreichen wird, kann zur Halbzeit diese Karten aber auch verkaufen.
Ob die vielen Minidrafting-Phasen mit gerade einmal drei Karten wirklich notwendig sind, bezweifele ich. Darauf könnte man gut verzichten. Das gilt ebenfalls für die Spielendekarten, so erahnt man, worauf andere spielen. Sonst machen aber Raketenausbau und das Sammeln vieler All-Missionen durchaus Spaß und führen meist zu knappen Ergebnissen am Ende.
Nicht allen gefällt diese Retrografik. Ich finde, sie passt aber sehr gut zu dem Spiel und liefert auch in der Abfolge der Missionen so etwas wie Weltraumgeschichte vom ersten Sputnik zur Mondlandung bis zu Satellitennetzwerken. Ganz hübsch ist auch die kleine Papprakete mit ihren Ausbauteilen, noch lieber hätte ich mir allerdings die Rakete von FORBIDDEN SKY in LIFT OFF gewünscht, die der Noch-Vertriebspartner Schmidt Spiele im Angebot hat.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: LIFT OFF
Autor: Jeroen Vandersteen
Grafik/Design: Kreativbunker, Nache Ramos, Andreas Resch
Verlag: Hans im Glück
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: 30 Min. / Spieler
Preis: ca. 45 Euro
Spiel 72/2018
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