In Hinblick auf die Autorinnen-Quote dürfte die Edition Spielwiese alle Verlage weit hinter sich lassen. Von den im Augenblick veröffentlichten fünf Autoren sind zwei Autorinnen. Neben Sophia Wagner, von der die Edition schon zwei Spiele herausgebracht hat, ergänzt mit Apolline Jove eine ganz neue Autorin seit Oktober das Verlagsprogramm.
Die Redaktion der Edition Spielwiese liefert nicht nur Autorinnen eine Plattform für Veröffentlichungen, sondern überrascht auch mit ganz ungewöhnlichen grafischen Konzepten. Am spannendsten ist das bisher mit Christian Schupp und seiner weltliterarischen Umsetzung von
NIMBLE gelungen. Nicht weniger überraschend kommt Joves Idee FARBEN daher. Erinnerungen an Roy Black werden wach, wenn das Cover „ganz in Weiß“ erstrahlt.
Bei dieser Akzentsetzung auf neue Namen aus der Autoren- und Grafikerszene wünschte ich mir nur noch von dem kreativen Berliner Verlag, dass er uns über die Regel oder Schachtel einige Informationen über die neuen Menschen hinter den Spielen erzählen würde. Denn um Erzählen geht es auch in Apolline Joves FARBEN.
Drei Spieler sind mindestens erforderlich. Für fünf reicht das Kartenmaterial aus. Jeder Erzähler bekommt zwölf Farbkarten mit den Grundfarben und den üblichen Mischfarben. Von den „unbunten“ Farben sind neben schwarz und weiß noch grau dabei, außerdem gibt es eine bunte Regenbogenkarte. Neben den Farbkarten spielen fast 60 zweisprachige Wortkarten die entscheidende Rolle. Diese Karten sind doppelseitig bedruckt, so dass 118 Begriffe im Spiel sind.
Für jede Spielrunde kommen zehn Wortkarten in die Tischmitte. Reihum entscheiden sich die Gruppenmitglieder für einen Begriff, zu dem sie verdeckt ihrer Meinung nach passende Farbkarten aussuchen. Danach erzählt jeder eine kleine Geschichte, die erklärt, warum die entsprechende Farbe ausgesucht wurde. Aus Stichwort und Farbkarten wird danach ein kleiner Stapel gebildet. Das passiert genau zehn Mal.
In der Wertungsphase dienen die Geschichten nur noch als Erinnerungshilfe. Erinnern muss man sich an die FARBEN, die die Beteiligten gewählt haben. Jeder bekommt zwischen zwei oder drei Stapel zugeteilt, die er umgekehrt auffächert. Über die Kartenrückseiten sind die Mitspieler identifizierbar. Wer die korrekte Farbe nennt, bekommt zwei Punkte, das gilt sogar für die eigene Karte. Jeder Spieler, dessen Farbe erkannt wird, bekommt immerhin noch einen Punkt. Diese Regelung gilt allerdings nicht für die eigene Karte. Wer möchte, kann mit Tipp-Hilfe spielen, sodass die Beteiligten noch einmal ganz kurz an ihre Geschichte erinnern, sofern sie das selbst überhaupt noch wissen.
Am Ende wird zwar bilanziert, aber diese Bilanz steht nicht wirklich im Vordergrund. Die Geschichten selbst machen das besondere Spielerlebnis in FARBEN aus. Dazu braucht es allerdings Spielgruppen, die sich entsprechend öffnen und persönliche Preisgaben zulassen. Deshalb klappt FARBEN beim Spiel mit Grundschülern auch weniger gut, die kommen meist über Einwortzuordnungen nicht hinaus. Die Altersangabe ab zehn Jahren stimmt daher genau.
Für die erste Runde empfehle ich die kleine Besetzung, schon die ergibt 30 Farbgeschichten, die sich manchmal richtig einbrennen. Spielerisch bringt das Erinnern über Geschichten nicht wirklich Neues auf den Spieltisch, besonders gut gelungen ist das bisher eigentlich nur Stefan Dorra und Ralf zur Linde in ESELSBRÜCKE. Trotzdem eröffnet FARBEN durch die subjektive Erzählkomponente eine neue Dimension.
Wertung: Mit der richtigen Gruppe morgen wieder
Titel: FARBEN
Autor: Apolline Jove
Grafik/Design: 101 Coding and Design
Verlag: Edition Spielweise / Pegasus
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3 - 5
Spielzeit: ca. 45 - 75 Min.
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 81/2018
Wer sich wundert, dass die 80 Spiele für 2018 überschritten werden, der sollte zurückblättern. Einige Spielbeschreibungen sind wegen späterer Veröffentlichung in der spielbox aus dem Blog verschwunden. FARBEN ersetzt daher
BELRATTI, das in Heft 7/2018 rezensiert wurde.