Mittwoch, 26. Dezember 2018
DOWNFORCE
Alte Schätze neu gehoben
Wenn eine Spielidee einen Autor wie Wolfgang Kramer über fast ein halbes Jahrhundert begleitet, dann muss sie ganz besonders sein (siehe unten). Schon sein Spieleerstling TEMPO besaß 1974 die wesentlichen Komponenten der Versteigerung und der Vorwärtsbewegung von Figuren mittels Karten.
Als NIKI LAUDAS FORMEL 1 kam es in der bekannten Autorennverarbeitung erstmalig 1980 auf den Markt und ist seitdem mehrfach neu veröffentlicht worden. Ganz aktuell greift Reservation Games das Spiel neu auf. Unter dem Motto „Every Game Deserves Another Turn“ veröffentlichen Justin Jacobson und Rob Daviau alte Schätze im sonnigen Florida neu. Sie starteten 2017 mit Kramers Idee, die als DOWNFORCE neu herauskam, daneben wurden Spiele wie HEISSE SPUR von Parker, das 1980 auf der Empfehlungsliste zum „Spiel des Jahres“ gelandet war, veröffentlicht. 2018 folgten u.a. Neuveröffentlichungen von dem MB-Spiel DER SCHATZ DES VUL-KHANS.
Mit Blick auf die vielen Lizenznehmer war bisher eindeutig DOWNFORCE das erfolgreichste Spiel von Reservation Games. Über IELLO und HUTTER steht so Kramers Idee auch wieder dem deutschen Markt zur Verfügung.
Ersteigern der Rennfahrzeuge, Wetten während des Rennens und Steuern des Rennverlaufs über Tempokarten, alles scheint bekannt. Redaktionell ist aber ein erhebliches Feintuning vorgenommen worden. Erst einmal vermisst man das Geld, die 100.000 Startkapital, das hat erhebliche Auswirkungen auf die Versteigerung der Boliden. Im klassischen Spiel gab es auch eine klassische Versteigerung, bei der die Fahrzeuge einmal für richtig viel Geld weggingen, das andere Mal aber schon für 30.000 zu haben waren. Nun wird nur noch verdeckt eine Tempokarte ausgespielt, deren entsprechender Farbwert – maximal eine „6“ – den Kaufpreis in Millionen anzeigt. Die Karte ist danach nicht einmal weg, sondern darf für das Rennen und weitere Versteigerungen genutzt werden. Verrechnet wird das Ganze über einen Wertungsblock, auf dem auch die Wetten abgegeben werden. Dieser Block dient der Bilanzierung des gesamten Rennens mit Sieg- und Wettprämien.
Eine weitere wesentliche Neuerung ist, dass die Rennautos stets gekoppelt mit einer Spezialkarte versteigert werden, die sich auf die Bewegung der Wagen auswirken. Die Karten sind nicht unbedingt ausgewogen, was leider auch nicht durch die geringe Varianz bei der Versteigerung ausgeglichen wird.
Der Rennverlauf ist identisch. Reihum spielen die Spieler ihre Rennkarten aus und bewegen dabei die Fahrzeuge von oben nach unten, die weißen Autos entsprechen weiterhin der Jokerfarbe und dürfen fast beliebig verwandt werden. Die Spielspannung ergibt sich heute wie früher aus dem Rennverlauf, der taktischen Nutzung der Schikanen, dem Ausbremsen hinten liegender Fahrzeuge. Das ergab das gewisse Etwas dieses Spiels, das es inzwischen zu einem gereiften Oldtimer hat werden lassen. Dieser Spielreiz ist immer noch zu spüren. Bei den Karten fällt schnell auf, dass die ziemlich glückslastigen Pannenkarten aussortiert wurden, die einen Führenden schnell mal auf das Abstellgleich stellten, aber auch überraschende Überholmanöver zuließen. Wer keine solche Karte hatte – und es gab nur deren drei – war hoffnungslos verloren. Deshalb kann ich den Verzicht auf diese Karten nur begrüßen.
Der Funke springt immer noch über. Ich vermisse zwar Geld und echte Versteigerung, aber DOWNFORCE funktioniert auch in dieser reduzierten Form. Im Kalkül ist alles etwas knapper, wenn ich mich nur zwischen maximal 12 Millionen Siegprämie und 6 Kostenmillionen bewege, da war das Schwelgen in den Hunderttausendern doch irgendwie üppiger. Zwei Rennpläne, ganz hübsche Plastik-Boliden, ein ordentliches Regelwerk mit einiger Varianz machen aus DOWNFORCE eine gute Neubelebung einer bekannten Spielidee.
Wertung: gerne morgen wieder
Titel: DOWNFORCE
Autor: Wolfgang Kramer
Grafik/Design: Jason Taylor
Verlag: IELLO / Hutter
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 6
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 35 Euro
Spiel 82/2018
Veröffentlichungsgeschichte nach einer Übersicht des Autors:
1974 Tempo (ASS)
1980 Niki Laudas Formel 1 (ASS)
1985 Formel 1 Nürburgring (ASS – nicht autorisierte Auflage)
1991 Daytona 500 (Hasbro, USA)
1996 Top Race (ASS)
1996 Detroit-Cleveland Grand Prix (Mayfair)
1998 Race (Alga, Skandinavien)
2002 Top Race (Aldi Nord):
2008 Top Race (Volkanik, Kanada/USA)
2008 Top Race (Pegasus)
2017 Downforce (iello / HUTTER)
1980 und 1996 wurde das Spiel in die Auswahlliste zum Spiel des Jahres aufgenommen und erhielt 1996 die Essener Feder für das Spiel mit der besten Spielregel.
Wer sich wundert, dass die 80 Spiele für 2018 überschritten werden, der sollte zurückblättern. Einige Spielbeschreibungen sind wegen späterer Veröffentlichung in der spielbox aus dem Blog verschwunden. DOWNFORCE ersetzt daher SPEED COLORS, das in Heft 5/2018 rezensiert wurde.
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