Das Herbstprogramm der Drei Hasen in der Abendsonne prägte grafisch einmal nicht Johann Rüttinger, der 36jährige Illustrator Florian Biege zeichnet für beide Veröffentlichungen verantwortlich. Dass er sein Handwerk versteht, beweist der Münsteraner in seiner Kooperation mit Walter Moers. Seine Comicfassung von „Die Stadt der träumenden Bücher“ ist erste Sahne. Und Biege kann nicht nur illustrieren, eines der beiden Spiele hat er zusätzlich noch selbst entwickelt. Mit MONSTER-BANDE geht er damit auch erstmalig unter die Spieleautoren.
Sein Spielmaterial, zweimal 54 unterschiedliche Monsterkarten, könnte theoretisch zu einem simplen MEMO-Spiel taugen, bei dem die jeweils unterschiedlichen Kartenrückseiten das Suchen sogar erleichtern würden. Biege will es aber raffinierter und er fordert Kinder ab sieben Jahren auch sprachlich. Die Hälfte der Karten wird offen ausgelegt, der Rest steht verdeckt in Stapeln bereit. Gespielt wird in Teams, wobei der eine Teampartner dem und den anderen erklären muss, welche Karte er zu suchen hat. 60 Sekunden haben die Rater Zeit, so viele Monster wie möglich zu finden. Das alleine klingt schon schwer, wenn man die Formulierungsprobleme von Grundschülern im Blick hat. Biege will aber noch mehr, zwei Würfel definieren Begriffe, die in der laufenden Runde nicht benutzt werden dürfen. Einmal darf nichts über die Größe und Augen gesagt werden, dann über Zahlen oder Gliedmaßen. Sonst ist alles erlaubt, neben der Sprache können Mimik und Gestik hilfreich sein, indem das Monster imitiert wird. Dieser Part macht Kindern besonders viel Spaß. Die Zuhörer dürfen auch Fragen stellen, bis sie das Monster richtig identifiziert haben. Das gegnerische Team kontrolliert, dass die Würfelvorgaben eingehalten werden, klappt das nicht, wird die gezogene Karte wieder unter den Stapel geschoben. Gespielt wird, bis alle 54 Monster gefunden wurden, was mit der Zeit natürlich immer schneller geht.
Wer es einfacher machen will, lässt die Würfel weg oder spielt nur mit einem Würfel, die Kartenzahl kann natürlich auch reduziert werden. Dann schlagen Biege und der Verlag noch Varianten für zwei und drei Spieler vor, letztendlich taucht auch das anfangs erwähnte klassische MEMO-Spiel unter den Variationen auf.
Was Kindern anfangs Probleme bereitet, sind die Würfelsymbole, die nicht unbedingt eingängig sind. Da ist Erwachsenenhilfe und Begleitung während des Spielens unbedingt nötig. Die Monster finden viel Anklang, in ihrer vieläugigen, haarigen und stacheligen Varianz haben sie alle irgendwie etwas liebenswert Ironisches. Der Teamgedanke lässt auch große Gruppen zu, wenn mehr mit raten, werden die Monster auch schneller gefunden. Alles hängt natürlich von der Beschreibung ab, aber auch dabei ist ein Lernzuwachs bei Erst- und Zweitklässlern festzustellen. Wenn sie erst einmal merken, dass es neben Farbe, Beinen und Augen noch viele weitere Beobachtungsbereiche gibt, die das Unterscheiden leichter machen, dann schafft man auch einmal drei Monster innerhalb des Sanduhrrieselns. Ein gelungener Einstieg in die Spielwelt von Florian Biege, grafisch und spielerisch zugleich.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: MONSTER-BANDE
Autor: Florian Biege
Grafik/Design: Florian Biege
Verlag: Drei Hasen in der Abendsonne
Alter: ab 7 Jahren
Spielerzahl: 2 – 8
Spielzeit: ca. 20 – 30 Min.
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 10/2019