Donnerstag, 21. Februar 2019
OHANAMI
Kartenfolgen von 1 bis 100 und darüber hinaus haben es Steffen Benndorf angetan, perfekt und kooperativ hat er diese Grundidee der Kartenablage in THE GAME umgesetzt, jetzt versucht er es in dem Spiel OHANAMI konfrontativ mit 120 Karten.
Im Gegeneinander taucht kein Totenkopf mehr auf, eher meditativ gestalten wir drei wundervolle japanische Gärten. Versetzt werden wir in die Zeit der japanischen Kirschblüte. Das Betrachten von Blüten, japanisch „Hanami“, gehört in der Zeit von Ende März bis Anfang Mai zu den traditionellen japanischen Festen. Vielerorts werden in dieser Zeit die keine Früchte tragenden japanischen Kirschbäume in Parks nachts angestrahlt, sodass die hellrosa Blüten im Kontrast zur dunklen Nacht stehen. Doris Dörrie nutzte das Hanami-Fest für ihren Film „Kirschblüten“, der 2008 für den Goldenen Bären der Berlinale nominiert war.
Christian Opperer gelingt es, durch viele individuelle Kartengrafiken atmosphärisch kleine japanische Stein- und Wassergärten mit viel Grün und rosa Kirschbaumblüten auf dem Spieltisch entstehen zu lassen. Im Spiel selbst achtet man zwar nicht mehr so darauf, aber einzeln betrachtet sind alle Karten kleine Meisterwerke. Die 120 Karten sind in unterschiedlicher Anzahl verteilt auf die Steingarten-Karten und die anderen Pflanzwelten. Jede siebte Karte zeigt Steinelemente, fast jede dritte Karte ist grün, wobei die Reihung bei 35 Karten nur wenige Lücken lässt. Bei den 34 blauen Wasserkarten folgen die Abstände in 2er, 4er und 6er-Schritten, die restlichen 34 rosa Karten haben einen hohen Primzahlanteil.
OHANAMI wird in drei Spielrunden mit jeweils zehn Karten von zwei bis vier Gartenarchitekten gespielt. Der Spielablauf ist typisch für den Autor ganz einfach, die Spieltiefe ergibt sich mit der Spielerfahrung. Jeder sucht sich zwei Karten von seinen Handkarten aus, legt diese verdeckt vor sich ab und draftet dann den Rest der Karten. Die ausgewählten Gartenteile kommen in die persönliche Auslage, die aus maximal drei Kartenreihen bestehen darf. Liegt die erste Karte einer Reihe aus, darf diese zahlenmäßig sowohl nach oben als auch nach unten ergänzt werden, wobei darauf zu achten ist, dass man immer noch Platz für mittlere Werte lässt, denn ganz hohe und ganz tiefe Karten lassen sich immer unterbringen. Neben den Zahlenwerten hat man aber vor allem die Gartenarten im Blick, denn nach dem Ausspielen der ersten zehn Karten und denen der Folgerunden kommt es jedes Mal zu einer Wertung.
In der ersten Runde werden nur die Wasserkarten gewertet und das gleich dreifach. Für die blauen Karten wiederholt sich diese Wertung insgesamt dreimal, sodass zuerst gelegte blaue Karten bis zum Ende neun Wertungspunkte bringen. In der zweiten Runde wird die Wertung durch die grünen Karten ergänzt, bei denen jede Karte vier Punkte bringt. Durch die Schlusswertung werden die ersten grünen Karten damit mit acht Punkten belohnt. In der abschließenden letzten Runde kommt es zur Wertung aller vier Gartenteile. Die Steingärten bringen sieben Punkte und die Kirschblüten folgen den Dreieckszahlen in der typischen Folge 1,3,6,10 usw. Maximal können die rosa Blüten 120 Punkte bringen, was einer achtfachen Wertung jeder Karte entspricht und damit einer Quote, die nur scheinbar von den Wasserkarten übertroffen wird, da man anfangs meist nur vier oder fünf blaue Karten in die Auslage bekommt, die dann am Ende neunfach in die Bilanz eingehen.
Die Spannung in OHANAMI ergibt sich aus dem Drafting-System. Es bringt nichts, nur auf die eigene Auslage zu schielen. Wenn der Spieler vor mir Kirschblüten sammelt, dann werden wahrscheinlich nicht allzu viele bei mir landen. Da nutzt es auch nur wenig, dass die zweite Runde gegen den Uhrzeigersinn gespielt wird. Einerseits muss ich an meiner Kartenauslage orientiert bleiben und auch dort Zahlenoptionen offenlassen, damit ich nicht in unnötige Zwänge komme, andererseits ist der Kontrollblick in die Nachbargärten schon notwendig. Das kann vor allem bei den letzten Karten von Bedeutung sein, wenn bestimmte Kartenwerte größere Zahlensprünge beim Gegner zur Folge haben. Es geht daher nicht nur um die persönliche Gartengestaltung, sondern um Zahlenunkraut für den Nachbarsgarten.
Benndorf ist mit seinem Zahlen Auf und Ab wieder einmal ein gutes Spiel gelungen, das diesmal sogar grafisch richtig zu gefallen weiß. Folgen wir daher dem Spiel und einer alten japanischen Weisheit:
Willst Du für eine Stunde glücklich sein, so betrinke Dich.
Willst Du für drei Tage glücklich sein, so heirate.
Willst Du für acht Tage glücklich sein,
so schlachte ein Schwein und gib ein Festessen.
Willst Du aber ein Leben lang glücklich sein,
so schaffe Dir einen Garten.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: OHANAMI
Autor: Steffen Benndorf
Grafik/Design: Christian Opperer
Verlag: NSV
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 9 Euro
Spiel 11/2019
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