Dass in der Flut der Krimirätselspiele immer einmal wieder eine neue Facette auftaucht, erleben wir im Augenblick mit der SHERLOCK-Reihe aus Spanien. Abacusspiele aus Dreieich hat seine 3 SECRETS- und DECKSCAPE-Reihe um die Fälle aus Barcelona ergänzt. In Nürnberg wurde schon einmal vorab SHERLOCK VERBLEIB UNBEKANNT verteilt.
Entwickelt haben die Ideen die beiden Barcolenesen Martí Lucas Feliu und Josep Izquierdo Sanchez. Ein Skatblatt reicht in ihren Fällen zahlenmäßig aus, um die Fallinformationen auf 32 Karten zu packen, ergänzt durch QR-Codes zu den Spielregeln, der Einführung und zur Lösung.
Das Besondere an ihrer kooperativen Falllösung ergibt sich aus der Eigenverantwortung jedes einzelnen Spielers. Einen Chefermittler, der alles in die Hand nimmt und an die anderen nur Hilfsaufgaben delegiert, kann es bei den SHERLOCK-Fällen nicht geben. Jeder besitzt drei Handkarten, ab sechs Spielern nur zwei, und ist für die Informationen auf diesen Karten verantwortlich. Solange er sie auf der Hand hat, darf er nur sehr rudimentäre Hinweise weitergeben, Sobald sie ausgespielt sind, stehen aber alle Karteninformationen dem Team zur Verfügung. Die Zwickmühle, in die dabei jeder gerät, ist, dass nicht alle Hinweise von Bedeutung sind. Damit spielt nicht nur die Enträtselung des Falles eine wichtige Rolle im Spielablauf, das Trennen von Spreu und Weizen gehört ebenso dazu. Denn in jedem Zug muss der aktive Spieler entscheiden, ob er eine seiner Handkarten offen auslegt oder abwirft, weil am Ende die Gruppe mindestens sechs unwichtige Karten abgeworfen haben muss.
Der konkrete Fall spielt in Barcelona. Eine junge Frau kommt nach Hause und findet eine völlig durchwühlte Wohnung vor und der Verbleib ihres Mannes Julian scheint unklar. Was ist passiert? Wo ist Julian? Der mysteriöse Fall kann mit Hilfe vieler, aber nicht aller der 32 Karten gelöst werden. Anfangs ist es schwierig zu erkennen, welche Informationen denn nun von Bedeutung sein könnten und welche nicht. Mit der Zeit kristallisiert sich aber ein Lösungsumfeld heraus, aus dem sich der Ablauf rekonstruieren lässt.
Sind alle Karten gespielt oder abgelegt, müssen zehn Fragen zum Fall beantwortet werden. Die Lösungen schreibt man am besten kurz auf, damit die folgende Überprüfung über einen weiteren QR-Code schneller abläuft. Für jede richtige Antwort gibt es zwei Punkte, für jede falsch abgelegte Karte wird ein Punkt abgezogen. Dort kann man dann auch nachlesen, ob die Gruppe das Niveau eines Sherlocks erreicht hat, dazu braucht es aber 18 oder mehr Punkte.
Das Besondere an SHERLOCK ist weniger der Fall, der bietet nur normale Hausmannskost, als die Mischung aus Kooperation und Selbstverantwortung. Das Abwägen von Auslegen oder Abwerfen der Karten ergibt eine ganz eigene Spielspannung, da man sich am Ende natürlich ärgert, wenn man als einziger eine falsche Karte abgeworfen hat. Soviel darf aber verraten werden, ganz viel Angst brauchen die Spieler eigentlich nicht zu haben, denn es gibt schon mehr als sechs Karten, die letztlich unwichtig sind. Wer eine relevante Karte weggeworfen hat, kassiert nicht nur für die Gruppe einen Minuspunkt. Meist ist es auch so, dass eben diese Karteninformation zur Lösung einer der Kontrollfragen am Ende gebraucht wird. Dann muss man sich erinnern, welche Informationen auf der Karte standen. Was gerade in dieser Schlusssituation oft nicht einfach ist. Erwähnenswert ist, der Fall ist nur einmal spielbar, kann aber gut weitergereicht werden, da das Kartenmaterial unbearbeitet bleibt.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: SHERLOCK VERBLEIB UNBEKANNT
Autoren: Martí Lucas Feliu und Josep Izquierdo Sanchez
Grafik/Design: Alba Aragon
Verlag: Abacusspiele
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 1-8
Spielzeit: ca. 60 Min.
Preis: ca. 7 Euro, das beschriebene Spiel gibt es kostenlos ohne Verpackung, solange der Vorrat reicht
Spiel 14/2019