
Der Autor macht’s vor, für die Erklärung seines Spiel DIZZLE braucht er nur 104 Sekunden, das sollten sich alle Videoblogger mal zum Vorbild nehmen. Zumal Ralf zur Linde alles Notwendige in gut eine Minute packt. Mir fehlt nur eine Erklärung des Titels, der so bescheuert ist, dass er schon wieder gut sein könnte.
Haben wir im letzten Jahr gewarscht, dizzeln wir uns 2019 einen mit 13 Würfeln, vier Stiften und einem dicken Ankreuzblock, der gleich vier Spielvarianten bietet. Das Entscheidende bei DIZZLE ist, das abwechselnde Wegnehmen der Würfel aus einem Gesamtpool. Dies hat zuletzt beim Fensterbau der Kathedrale von Barcelona geholfen. Die Würfel werden erst einmal auf den DIZZLE-Blättern abgelegt, die Würfelvorgaben und je nach Schwierigkeitsgrad Bomben, Edelsteine, Puzzlefelder, Raketen und Zielfahnen zeigen, sogar auf krasse Kacke verzichtet Linde nicht. Die passenden Assoziationen dazu liefert der Autor in seinem Trailer, Computerspiele wie BOULDER DASH standen Pate.
Sobald ein Würfel platziert ist, geht es nur orthogonal weiter. Da die Würfelauslage bekannt ist, lässt sich der zukünftige Weg durchaus planen. Im Blick sind dabei die Punktwertungen, die es für vollständige Reihen und Spalten, das Erreichen von Edelsteinen oder weiteren Sonderfeldern gibt. Wer sich in die eigene Umzingelung ehemaliger Ergebnisse bringt, dem wird erlaubt, den Kreuze-Kessel springend zu verlassen. Wer keine passenden Würfel mehr im Pool findet, der darf zur »Freude« seiner Kontrahenten neu würfeln. Das bringt nicht nur Ärger, sondern trägt auch ein gewisses persönliches Risiko. Wenn das Wurfergebnis nämlich keine neue Anlegemöglichkeit ergibt, muss ein zuvor gesetzter Würfel wieder abgegeben werden.
Interaktion spielt eine zentrale Rolle bei DIZZLE. Da ist das Gerangel um die besten Würfel, bei dem man die Entwicklung der Gegner im Blick behalten sollte. Zusätzlich gibt es Wettläufe um die Bomben. Derjenige, der zuerst ein Bombenfeld erreicht, darf dort ein Kreuz setzen und es damit für die Reihenwertung nutzen, für alle anderen ist dieses Feld zerstört. Ähnliche Rennen gibt es um Fahnen, bei denen die Erstplatzierten deutlich mehr Punkte erhalten als nachfolgende Spieler.
Wer nach GANZ SCHÖN CLEVER meinte, das Thema Roll and Write sei endgültig ausgereizt, wird einerseits durch DOPPELT SO CLEVER eines Besseren belehrt, aber auch DIZLLE kann auf leichterem Niveau mithalten. Was ich an diesem Spiel schätze, ist nicht nur die Vielfalt, die in der schmidtschen klein&fein-Spieleschachtel mit vier Varianten steckt, sondern vor allem die Emotionen, die mit diesem Spiel verbunden sind. Da ist die Frage, was für Würfel werden die Mitspieler nehmen, da ist der Ärger, wenn Neuwürfe Planung zunichtemachen, da ist die Freude auf jedes neue Spiel mit gesteigertem Level. Wenn das DIZZLE-Fieber Sie gepackt hat, reicht der umfangreiche doppelseitige Block nicht lange aus.
Ralf zur Linde hat in dem Trailer zum Spiel schon angedeutet, es gehe weiter, der nächste Block mit neuen Anforderungen sei in Arbeit. Ich warte darauf!
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: DIZZLE
Autor: Ralf zur Linde
Grafik/Design: Anne Pätzke
Verlag: Schmidt Spiele
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 1 - 4
Spielzeit: 30 Min.
Preis: ca. 12 Euro
Spiel 32/2019