Meine erste Besprechung von FABULANTICA von dem litauischen Verlag Logis stammt noch aus dem Jahr 2017 und erschien in Heft 7 der spielbox. Damals war ich begeistert und beklagte mich nur über unförmige Eimertürme. Der Idee von Marco Teubner hatte ich im letzten Jahr mindestens einen Platz auf der Empfehlungsliste der Kinderjury zugetraut und dann kam gar nichts. Das Spiel schien in der Versenkung verschwunden. Das Problem der Litauer ist seit Jahren, einen ordentlichen deutschen Vertrieb zu finden. 2016/17 war noch Amigo zuständig, dann erfolgte aber ein Wechsel zu Pegasus. Ducrh dieses Hin und Her war Teubners Spiel auf dem Markt nicht mehr verfügbar.
2019 sieht das anders aus. Pegasus ist nun offizieller Partner von Logis und hat sogar die Lizenz für FABULANTICA übernommen, um sie von Claudia Geigenmüller überarbeiten zu lassen. Das Spiel liegt seit wenigen Wochen in der quadratischen Kinderschachtel vor. Die rote Farbe signalisiert, dass es ein Spiel für Kinder ab sechs Jahren ist, das auch „Mama & Papa Spaß“ macht. Auf etwas kleinerem Spielplan, mit besserem Material und klarerer Regel können zwei bis fünf Kinder dem gestiefelten Kater, dem Froschkönig oder einem Flaschengeist begegnen.
Die Bewohner FABULANTICAs lieben das gegenseitige Versteckspiel. Zwölf Märchenfiguren stecken an unterschiedlichen Plätzen der Märchenwelt nun nicht mehr unter Plastikeimern, sondern wertigen Burgtürmen. Drei allgemeine Auftragskarten geben vor, wer wen gerade sucht. Das kann der Flaschengeist sein, der sich mit dem gestiefelten Kater treffen möchte, oder der Prinz, der den Drachen sucht. Zuerst muss einer der Suchenden unter den Türmen gefunden werden, damit der offene Auftrag zum persönlichen wird. Das Kind, das als erster drei dieser Auftragskarten erfüllt, gewinnt nach einer knappen halben Stunde die abenteuerliche Suche.
Das Reisen im Märchenreich von FABULANTICA geschieht durch Bewegungskarten, die passend für diverse Landschaftsformen zur Verfügung stehen. Pferd und Kamel fürs Grasland und die Wüste, im Gebirge muss es schon ein Esel sein und auf den Flüssen ein Boot. Für die ganz großen Sprünge hilft der fliegende Teppich weiter. Mit fünf Reisekarten starten die Kinder. Nach jedem Zug bekommen sie zwei neue oder dürfen sie tauschen, wenn sie das Handlimit von zehn Karten erreichen. Wer zu einem Turm kommt, offenbart allen dessen Geheimnis. Das hilft zwar, leicht wird FABULANTICA damit allerdings nicht, denn der Turm tritt sofort eine Wanderung zu einem freien Märchenplatz an. Da war der Drache eben am Leuchtturm und ist nun am Steinkreis gelandet. Dieses ständige Verwirrspiel fordert Kinder ganz schön heraus und überfordert meist die Eltern.
Alle sind sogar in Vollbesetzung mit Begeisterung dabei, da kann es durchaus länger als eine halbe Stunde dauern. Die Wegeplanung fordert sie, der Flug mit dem Teppich erlöst oft aus der Bredouille. Den Kindern ist es egal, dass Erwachsene denken, das kennen wir doch alles. Teubners Anleihen bei ELFEN – und SAGALAND sind offensichtlich, ergeben aber in der neuen Mischung eine Herausforderung, die die Zielgruppe reizt. FABULANTICA zeigt, dass alte Ideen heute noch zünden.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: FABULANTICA
Autor: Marco Teubner
Grafik/Design: Anne Pätzke
Verlag: Pegasus, Lizenz von Logis
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2 - 5
Spielzeit: 30 Min.
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 33/2019