
Beeindruckend, was sich Christophe Raimbault und die Macher von Ludonaute für ihren COLT EXPRESS ausgedacht haben. Da darf ein echter Zug mit vielen Waggons und einer spektakulären Westernlokomotive überfallen werden. Filmreif, was die maximal sechs Kontrahenten in einer Spielrunde inszenieren. Sie überfallen Fahrgäste und schalten sich gegenseitig aus, um an den wertvollen Koffer des Marshalls zu kommen.
Sein persönliches Drehbuch gestaltet dabei jeder selbst. Die fünf Akte des Dramas sind aber vorgegeben. Jeder Charakter hat zehn identische Aktionskarte und einen geladenen Trommelrevolver mit sechs Patronen. Mit den Karten können sich die Gangster im Zug bewegen, auf dessen Dach klettern, Fahrgäste bestehlen, zum Faustkampf antreten und ihre Schusswaffe nutzen. Die einzelnen Szenarien geben vor, wie viele der Karten sie offen oder verdeckt ausspielen dürfen. Jeder stellt seine Vermutungen an, was andere planen, häufig wird einfach nur auf Aktionen der Mitspieler reagiert, sofern die passende Kartenoption zur Verfügung steht. Die Auswahl ist beschränkt und wird durch Treffer der Gegner sogar noch vermüllt. Wenn alle Karten gespielt sind, heißt es „Film ab!“ und die Akteure spielen die Konsequenzen ihrer eingesetzten Karten im 3D-Zug nach. Da wird Beute gesammelt, da prügeln sich die Gangster und landen den einen oder anderen Treffer. Für Überraschungen sorgt immer wieder der Marshall, der auf seinem Weg durch die Waggons allerdings seinen Koffer vergisst. Dieser wird dann über das Dach zur leichten Beute cleverer Banditen.
Oft genug läuft nicht alles, wie geplant. Der nächste Filmdreh steht aber schon an, bis am Ende Bilanz gezogen wird, wer die wertvollste Beute einsacken konnte. Zum Spielsieg ist in der Regel ein 1000er-Einkommen nötig, ohne den Titel „Revolverheld“ oder den Geldkoffer des Marschalls geht gar nichts.
COLT EXPRESS ist ein wirklich filmreifes Abenteuer am Spieltisch, das nach 45 Minuten abgedreht ist. Dem Abenteuersog dieses Wildwestzuges kann sich keiner entziehen, der einmal auf dessen Dächern herumgeturnt ist. „Diese Mischung aus Planung und Chaos hat Charme und viel Witz. Lok und Waggons als dreidimensionaler Spielplan machen COLT EXPRESS zudem zu einem echten Hingucker.“ Die Jury „Spiel des Jahres“ zeigt sich begeistert und nominiert diese „Western-Parodie“ für das „Spiel des Jahres“ 2015. Die Zeit ist reif, dass auch nicht ganz korrekte Spiele einmal ganz oben auf dem Treppchen stehen dürfen.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: COLT EXPRESS
Verlag: Ludonaute, Vertrieb: Asmodee
Autor: Christophe Raimbault
Spieleranzahl: 2-6
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 40 Minuten
Preis: ca. 30 Euro