
Wer die Umsetzung kreativer Ideen sucht, wird von dem Verlag MeterMorphosen meistens gut bedient. Seit 20 Jahren produziert er am Meterband laufend Ideen. Gestartet sind Jordi Guasti, Florian Koch, Michael Knäbe, Ingo Kollmann, und Christoph Kremer vor 20 Jahren mit einem handelsüblichen Zollstock, den sie mit Blick auf die Jahrtausendwende in einen HISTORISCHEN ZOLLSTOCK verwandelten. Vom nicht nur nationalen Erfolg überrollt, setzten die Macher aus Frankfurt auf weitere Zollstöcke und abgedrehte Geschenkideen wie DIE KUNSTKRITIK-SCHEIBE oder die PHRASEN DRESCHMASCHINE.
Vor gut zehn Jahren erweiterte der Verlag sein Programm durch Spiele, anfangs hauptsächlich MEMO-Varianten rund um verdrehte Wortpaare in der Reihe GEMISCHTES DOPPEL. Dem MEMO-Prinzip blieben auch die meisten spielerischen Folgeprodukte treu, stets aber mit einem raffinierten Schlenker, der aus der einfachen Idee etwas Besonderes machte, so in der Detailzerlegung von Alltagsgegenständen in DIE KUNST, AUFZURÄUMEN. Da wird ein wunderschöner Blumenstrauß zu in Reih und Glied stehenden Blüten, Blättern und Stängeln.
Mit der Kinderbuchautorin und Illustratorin Antje Damm hat sich der Verlag schon zum zweiten Mal eine Ideengeberin ins Boot geholt, die jenseits der MEMO-Spiele agiert. Im STADTSPIEL greift sie dabei auf den Klassiker DOMINO zurück und ganz aktuell hat die hessische Autorin mit FUCHS UND HASE ein „FlächenSuchSpiel“ erfunden.
Damms Spiel besteht aus 24 quadratischen Pappkarten, die beidseitig bedruckt sind. Auf der einen Seite ist stets ein Fuchs zu sehen, umgedreht ein Hase. Alle Karten bieten einen Durchblick oder mehrere Ausstanzungen, zu denen Aufgabenvorgaben formuliert sind. Da schläft der Hase unter einer karierten Bettdecke, der Fuchs mag sie aber lieber gestreift. Der Fuchs lutscht gern Zitronenbonbons, der Hase mag keine Erbsen. Um die Vorgaben zu erfüllen, müssen Kinder ihre Umgebung nach passenden Flächen absuchen.
Damm hält die Regeln sehr kurz. Im Spiel zu zweit übernimmt einer die Rolle Reinekes, der andere spielt Meister Lampe. Abwechselnd suchen die Kinder so viele Flächen wie möglich. Wer die meisten Punkte erhält, gewinnt. Regeltechnisch hätte der geübte Spieler sich hier natürlich eine maximale Vorgabe von Karten oder eine zu erreichende Punktzahl gewünscht. Autorin und Verlag lassen das offen und verweisen darauf, dass man auch eigene Regeln erfinden könne. Bei mehr als zwei Spielern zieht jeder pro Runde eine Karte und muss jeweils eine Fläche für Fuchs&Hase finden. Schafft er das, darf er die Karte behalten. Klappt es nicht, kommt die Karte auf den Ablagestapel. Wenn alle 24 Karten im Einsatz waren, gewinnt das Kind mit den meisten korrekten Fundergebnissen.
Altersspezifisch sind für die ganz kleinen Spieler ab drei Jahren eigentlich nur die Karten mit Farbvorgaben zu gebrauchen, den Rest sollte man aussortieren. Die Anforderungen wachsen nämlich, wenn weicher Stoff oder Leder gesucht werden muss oder etwas, was sich glatt oder rau anfühlt. Kinder werden dann ganz schön in der Wahrnehmung ihrer Umwelt gefordert. Sie müssen dabei durchaus kreativ sein, wenn sie auf die Suche nach einem sauberen oder dreckigen Lätzchen gehen oder gar ein „lustiges“ T-Shirt finden müssen.
Antje Damm knüpft mit ihrer Idee an die spielerische Aufforderung des Klassikers „Ich sehe was, was du nicht siehst“ an. Die Achtsamkeitsübung ist das typische Spiel für Zwischendurch im Warte- oder Wohnzimmer, wenn nichts anderes bei der Hand ist. Das kann mit FUCHS UND HASE nun deutlich aufgepeppter geschehen. Die Vorderseite der Spielregel sollte man dabei immer mitspielen lassen, denn die „verspiegelte Brille“ lässt sich sonst eher nicht darstellen.
Nicht nur Kindergartenkinder sind angetan von dieser Spielidee, auch die Jury für den Designpreis GRAF LUDO um Arno Miller und Willi Weber hat dieses Konzept überzeugt. Neben MONSIEUR CARROUSEL, GO GECKO GO! und drei anderen Spielen ist FUCHS UND HASE auf der diesjährigen Auswahlliste des Leipziger Preises gelandet.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: FUCHS UND HASE
Autor: Antje Damm
Grafik/Design: Antje Damm
Verlag: MeterMorphosen GmbH
Alter: ab 3 Jahren
Spielerzahl: 1 -
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 17 Euro
Spiel 46/2019