
Das Ambiente ist stimmig, 132 standfeste Spielsteine mit Zahlenwerten von eins bis elf in sechs verschiedenen Farben, dazu mit Marco Teubner ein renommierter Autor. Alles ist vorbereitet für ein raffiniertes Legespiel á la - und da versagt schon mein Vergleichsrepertoire. Mit dem Steinen von NO RETURN vom moses. Verlag könnte man ohne Probleme ein leicht verändertes RUMMIKUB spielen, denkbar wäre gleichermaßen eine QWIRKLE-Variation oder die Abwandlung von Kartenspielen wie ELFER RAUS.
Nichts von alledem wählt Marco Teubner, der setzt in NO RETURN auf eine interessante Umschaltphase zwischen Aufbau und punkteträchtigem Abbau von vorher gelegten Steinen. Daher ist seine Idee nur bedingt ein Legespiel, sondern lebt von den Entscheidungen zwischen Handsteinen und der Auslage, um letztlich Siegpunkte zu ergattern. „Spannende Punktejagd“ trifft es daher ganz gut.
Alle starten mit acht verdeckt aus einem Säckchen gezogenen Zahlensteinen, die die zwei bis vier Spieler anfangs einmalig in beliebiger Anzahl austauschen dürfen. Danach reduziert sich die Tauschoption auf vier Steine, die dann aber dem Spiel entzogen werden. Wer nicht tauscht, legt Steine einer Farbe in absteigender Reihenfolge aus. Für jede Farbe dürfen die Spieler eine Ablagespalte eröffnen. Ergänzen dürfen sie sie später aber nur durch niedrigere Zahlen. Alle sollten daher hoch beginnen und keine zu großen Lücken lassen.
Wer sich für den Wendepunkt der „Punktejagd“ entscheidet, baut ab sofort ausgelegte Steine ab, die für ihn Siegpunkte bringen. Die Tauschoption gilt immer noch, aber prioritär sammeln alle nach ihrer NO RETURN-Entscheidung Steine. Bezahlt wird mit den addierten Zahlenwerten einer Farbe, die nicht der abgebauten entsprechen muss. Das Punktesammeln geht von unten nach oben, dabei werden dann häufig Punkte verschenkt.
Das Spiel endet, wenn alle ihre Auslage abbauen konnten oder der letzte Stein aus dem Beutel gezogen wird. Wer die meisten Punkte sammelt, gewinnt NO RETURN. Zünglein an der Waage sind oft die nicht abgebauten Steine, denn deren Zahlenwerte verschlechtern die Bilanz. Es bringt daher nichts, die Entscheidung für die Spielwende von den meisten in der eigenen Auslage gesammelten Punkten abhängig zu machen. Wenn die dann nicht mehr abgebaut werden können, nutzt die beste vergleichende Addition im Vorfeld nichts.
Verlag und Autor reduzieren auf das Notwendigste. Eine thematische Einbindung ist nicht erforderlich. Hier reizt allein das Spielprinzip, der wertige Aufbau, für den aber immer noch Zeit zum Abbau bleiben muss. Der psychologische Kampf zwischen den Beteiligten liefert das Salz in der Suppe, wobei das reine Duell weniger spannend ist als die Auseinandersetzungen zu dritt und zu viert.
Dass die Entscheidung für einen Wendepunkt zum Hauptaspekt eines Spieles wird, hat schon etwas Besonderes. Damit wird zwar noch nichts über den Spielsieg ausgesagt, da alle abhängig von den Steinen bleiben, die sie in der zweiten Phase aus dem Säckchen ziehen. Trotzdem belastet die NO RETURN-Entscheidung die restlichen Spieler, die sich nun unter Druck gesetzt fühlen. Bei aller Spannung, Teubners Idee ist mehr Glücksspiel als taktisches Legespiel. Trotzdem taugt diese Mischung für ein klassisches Familienspiel. Das Material ist wertig, wenn ich mir auch die Zahlensteine etwas größer gewünscht hätte, außerdem sollten die roten und pinken Steine besser zu unterscheiden sein. Ferner bin ich mir nicht sicher, ob die vielen Detailregeln beim Abräumen der Steine nötig sind. Mir fällt auf, dass häufig die Regel, von unten nach oben abbauen zu müssen, übersehen wird. Ich glaube nicht, dass sie zwingend erforderlich ist. Weniger wäre hier vielleicht doch mehr gewesen, trotzdem stelle ich mich gerne morgen wieder der Frage nach dem NO RETURN.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: NO RETURN: ES GIBT KEIN ZURÜCK
Autor: Marco Teubner
Grafik/Design: Fiore GmbH
Verlag: moses.
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2- 4
Spielzeit: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 29 Euro
Spiel 67/2019