Das japanische Autorenpaar Shun und Aya Taguchi ist bisher nur durch SKYLANDS (Queen Games) bei uns in Erscheinung getreten. LITTLE TOWN ist ihre zweite Veröffentlichung, die diesmal iello bearbeitet hat.
LITTLE TOWN ist ein einfaches Worker-Placement-Spiel mit simplem Regelwerk, das sich aber vielschichtiger und interaktiver entwickelt, als man nach der ersten Partie erwartet. In Vollbesetzung zu viert hat man für das gesamte Spiel nur 12 Aktionen zur Verfügung, zu dritt sind es 16 und zu zweit 20. Das ist über die vier zu spielenden Runden, in denen Arbeiter in eine Wald-, Berg- und Teichlandschaft platziert werden oder auf einem Bauplatz, um Gebäude zu errichten, sehr wenig. Raffiniert ist dabei, dass die Arbeiter auf dem Spielplan (9x6 Felder) bis zu acht um sie herum liegende Ressourcen und Gebäude aktivieren. So kommen sie an Stein und Holz zum Gebäudebau, Getreide und Fisch für die Ernährung der Arbeiter am Ende der Runde und Sonderfunktionen, die Siegpunkte und Tauschoptionen bringen.
Mit der kurzen Beschreibung ist fast schon das gesamte Spiel erklärt. Ergänzt werden muss nur noch, dass jeder am Anfang zwei bis vier Auftragskarten erhält, für deren Erledigung Siegpunkte ebenso wie für den Bau von Gebäuden vergeben werden. Außerdem muss man wissen, dass die Nutzung fremder Gebäude Geld kostet und alle mit nur drei Münzen starten.
Für das Einführungsspiel gibt es ein Gebäudeset mit 12 Starter-Plättchen, die können die Spieler später mit 12 weiteren mischen, sodass im Bauangebot stets eine gewisse Varianz vorhanden ist. Durch den Gebäudebau verengt sich der Raum auf dem kleinen Spielplan, gleichzeitig wachsen die Optionen durch die Häusernutzung. Da 15 Felder schon vorab durch die Ausgangslandschaften belegt sind, gibt es bei maximalem Häuserbau in Vollbesetzung nach etwa 45 Minuten am Ende nur noch wenige freie Felder.
Bei den überschaubaren Aktionen ist die Sorge für die Sicherstellung der Ernährung der Arbeiter ein retardierendes Element in der Entwicklung. Einen Arbeiter ohne Brot oder Fisch am Ende auf der Strecke zu lassen, kann sich eigentlich keiner leisten, denn das kostet drei Siegpunkte. Für die Baulogistik macht es schon Sinn, die eigenen Häuser zusammenzuhalten, so dass man sie mehrfach ohne Kosten nutzen kann. Jeder bastelt dabei an seiner persönlichen Entwicklungsmaschine, die abhängig von den jeweilig ausliegenden 12 Gebäudekarten ist. Eher schwach empfinde ich die wenig Siegpunkte bringenden Auftragskarten, die zwar Entwicklungsschwerpunkte prägen können, aber bis auf wenige Ausnahmen meist ziemlich leicht zu erfüllen sind. Höherwertige Karten, die aber schwerer zu erreichen sind, wären für mich hier eine sinnvollere Lösung gewesen.
Insgesamt ist LITTLE TOWN ein sehr elegantes einfaches Worker-Placement-Spiel, das fast vorbildhaft in dieses Genre einführt. Der leichte Zugang macht es zu einem Familienspiel, das über die 12 Aktionen hinweg aber doch zu etwas Spieltiefe und taktischen Überlegungen führt. Je mehr Spieler beteiligt sind, umso höher ist die Interaktion zwischen den Kontrahenten bei der Nutzung fremder Gebäude. Zu zweit puzzeln die Duellanten meist nur an ihren Gebieten vor sich hin. Die Spielkomponenten sind ebenfalls besonders: Detaillierte Arbeiter aus Holz, Punktezähler aus offenen Holzsternen, ein geschwungener Holzhammer für den Startspieler und seine Negativform als Rundenanzeiger, asiatisch anmutende kleine Holzhäuser, das ist alles sehr individuell gefertigt. Die beiden Spielplanseiten ergeben unterschiedliche Ausgangsbedingungen, die Ikonographie der Bauplättchen ist eingängig. Insgesamt hat sich hier aus der Kooperation des japanischen Autorenpaars mit iello ein stimmiges Gesamtprodukt ergeben.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: LITTLE TOWN
Autoren: Shun und Aya Taguchi
Grafik/Design: Sabrina Miramon
Verlag: iello / HUCH!
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: ca. 30 - 45 Minuten
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 71/2019