Alte Schätze neu gehoben
Vor 15 Jahren hatte das Kramer&Kiesling Spiel VERFLIXXT! gute Chancen auf den Titel „Spiel des Jahres“. Das leicht zugängliche Familienspiel musste sich letztlich dem damals innovativen NIAGARA geschlagen geben. Heute spricht fast keiner mehr über den reißenden Fluss und die Edelsteine, die es zu gewinnen galt, die Marke VERFLIXXT! ist dagegen in vielen Varianten danach im Hause Ravensburger weiter gepflegt worden und gehört aktuell zu einer der ersten Neuerscheinungen der 20er-Jahre.
Kramer und Kiesling konnten ihre Idee neubearbeitet bei Amigo veröffentlichen. Im Grundspiel steckt eine Veränderung, die den Zugang noch leichter macht, die Interaktion erhöht, das kribbelnde alte Spielgefühl aber beibehält. Das Material für den Klassiker von 2005 liegt bei, als „Profiversion“ kann das nominierte VERFLIXXT! gespielt werden.
In dem einfachen Laufspiel führen zwei bis sechs Spieler ab acht Jahren drei Spielfiguren über eine Laufstrecke, die variabel aus Punktetafeln zusammengesetzt wird. Da sammeln sie für die Endabrechnung Pluspunkte, oft genug kassieren sie aber kräftig Minuspunkte. Die höhere Zahl der negativen Felder wird zum Teil durch sogenannte Glückstafeln ausgeglichen, das waren früher die neutralen Plättchen. Neu im Spiel sind vier Aktionstafeln, die die Optionen „Schenken“ und rückseitig „Klauen“ eröffnen. Nach jedem achten Feld liegt im neuen VERFLIXXT! eine solche Tafel, die alle anfangs zum Verschenken auffordern.
Das Besondere an diesem Laufspiel ergibt sich aus der Regelung für den Kartengewinn oder die Aufnahmepflicht negativer Werte. Wer, allein auf einem Plättchen stehend, dieses verlässt, nimmt es aus der Bahn und eröffnet mit ihm einen „Tafelturm“. Das macht man gerne bei positiven Karten, auf negativen Kartenwerten harrt man lieber erst einmal aus, um auf Kontrahenten zu warten. Bei drei Figuren ist das Verweilen endlich und jeder Würfelwurf will abgewogen werden in Hinblick auf die Ziele, die erreicht werden können. Und da erweisen sich wie im Original die Kleeblattfelder als besonders umkämpft, da sie am Ende eine Negativwertung in eine positive verwandeln. Da braucht man dann sogar hohe Minuswerte, um das Kleeblatt effektiv zu nutzen.
Die vier neuen Sonderfelder verstärken die Bereitschaft, rote Minuskarten zu sammeln. Zieht man am Anfang von einer solchen Tafel, verschenken die Spieler das oberste Plättchen ihres Tafelturms. Planungstechnisch sollte das eine Minustafel sein, was aber gegen Ende nicht immer klappt. Derjenige, der in diesem Moment die wertvollste Tafel oben auf seinem Turm hat, bekommt diesen Minuswert. Im Gegensatz zu vielen anderen Kärtchen verschwindet die Sonderkarte nicht, sondern wird umgedreht zur Klau-Karte, mit der ein beliebiger Mitspieler bestohlen wird. Sobald der letzte Pöppel das Zielfeld erreicht hat, endet VERFLIXXT!. Alle nutzen dann ihre Kleeblätter und addieren und subtrahieren ihre gesammelten Punkte für die Abschlussbilanz.
VERFLIXXT! hat nichts von seinem lockeren Spielreiz verloren. Das Ausharren auf den starken Feldern, das Zittern, als letzter Spieler dort noch zu stehen, all das erinnert an das kribblige Gefühl vergangener Tage. Ein unterhaltsames Laufspiel, bei dem der Drang nach vorn nur bedingt eine Rolle spielt. Erster zu sein, lohnt sich nicht, da dann die Optionen für die restlichen Pöppel schwinden. Da im aktuellen Grundspiel auf die sogenannten „Wächter“ verzichtet wird, läuft die Variation zügiger ab. Wer das retardierende Element vermisst, kann die alte Variante ohne Probleme in Kombination mit den neuen Aktionstafeln spielen.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: VERFLIXXT!
Autoren: Wolfgang Kramer, Michael Kiesling
Grafik/Design: Dominik Hüfner
Verlag: Amigo
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 6
Spielzeit: 20 – 30 Minuten
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 10/2020