
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Siedler und die Folgen: RHEINLÄNDER
Zumindest für den deutschen Markt erkennt der amerikanische Marktführer Hasbro inzwischen an, dass sich möglicherweise nicht nur mit Derivaten von MONOPOLY u. Co. Geld verdienen lässt. Der SIEDLER-Boom wirkt sich auch hier aus. Gleich zwei Spiele renommierter Autoren prägen das diesjährige Programm von Hasbro/Parker. DON PEPE, von Dominique Ehrhardt, ein lukullisches Mafiagemetzel, Parkers Angebot für die Kleinen ab acht (!) Jahren. Das Flaggschiff segelt auf dem Rhein, verantwortlich zeichnet der bekannte Spieleautor Reiner Knizia.
Sein Spiel RHEINLÄNDER beruht auf schnell zugänglichen Spielprinzipien. In einer fiktiven mäandernden Rheinlandschaft können 26 Gebietsfelder bei jedem Spiel immer wieder neu mit Städten, Burgen oder Kirchen belegt werden. Jeder der drei bis fünf Spieler wird ausgestattet mit sechs Herzogfiguren und je nach Spielerzahl 17 bis 25 Ritterplättchen, außerdem besitzt jeder noch drei Basteien. Der Rhein ist in 55 Flusssegmente aufgeteilt, denen Landgebiete auf beiden Seiten des Stromes zugeordnet sind. Für jedes Flussteil gibt es eine Zahlenkarte. Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler 5 Karten. Pro Spielzug muss eine solche Karte ausgespielt werden. Mit ihr wird ein Ritterplättchen auf eines der angrenzenden Gebiete ins Spiel gebracht. Zwei oder mehr aneinandergrenzende Gebiete bilden ein Herzogtum. Zur Kennzeichnung wird eine der Herzogfiguren hinter den Rittern aufgestellt. Der Wert eines Herzogtums (1 Punkt) wächst durch Städte (2 bis 4 Punkte), Burgen und Kirchen ( je 1 Punkt), die in ihm liegen. Im Konfliktfall, der sich beim Zusammentreffen zweier Herzogtümer ergibt, ist für den Sieg letztlich die Anzahl der Ritter entscheidend, die sich in dem neuen großen Herzogtum befinden. Der Spieler mit der größten Ritterzahl stellt den Herzog, der unterlegene erhält den Wert seines alten Herzogtums ausbezahlt. Für die Mehrheitsbildung erweisen sich Burgen als besonders wichtig. Die Inbesitznahme eines Gebietes mit einer Burg beschert dem Spieler eine zusätzliche Ritterkarte als Burgbesatzung.
Um lukrative Herzogtümer zu schützen, können die Spieler zusätzlich zu ihrem Kartenzug dreimal während des Spiels wehrhafte Basteien bauen, die nicht durch Ritter überwunden werden können.
Das Spiel endet sofort, wenn der erste Ritter seine letzte Ritterkarte gelegt hat. In einer abschließenden Wertung zählen alle Herzöge fünf Punkte, alle anderen Werte entsprechen den Auszahlungsregelungen beim Zusammenschluss von Herzogtümern. Der Spieler mit der höchsten Punktzahl ist nach einer knappen Dreiviertelstunde Spielsieger.
Für mich arbeiten die Spielautoren immer am überzeugendsten, die aus einem überschaubaren Grundregelwerk ein vielschichtiges Spielabenteuer entwickeln können, das ist Reiner Knizia mit dem Spiel RHEINLÄNDER gelungen. Die Besiedlung der Rheinlande, die Parker der anspruchsvollen Spielgemeinde in Deutschland anbietet, ist optisch stimmig umgesetzt, das Preis-Leistungsverhältnis erscheint angemessen. RHEINLÄNDER kann durchaus mit den großen 99er-Neuheiten anderer Verlage mithalten.
Wieland Herold
Die Rezension erschien 1999 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Titel: RHEINLÄNDER
Autor: Reiner Knizia
Grafik/Design: Franz Vohwinkel
Verlag: Hasbro /Parker
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 3 - 5
Spielzeit: ca. 40 Minuten
Preis: ca. 49 DM
Spiel 2/1999 R 17/2020
RHEINLÄNDER bot ein vielschichtiges Spielabenteuer, das viele auf der Empfehlungsliste der Jury erwartet hatten, Auszeichnungen blieben aber aus.