Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Hippodice-Sieger wird zu RHEINGOLD
Vom Mäuseturm bei Bingen bis zur Koblenzer Festung Ehrenbreitstein führt die spielerische Reise den Rhein entlang. Kultur satt, könnte man vermuten. Handelt es sich doch hier um die romantischste Strecke des Rheins durch das Rheinische Schiefergebirge mit imposanten Talhängen, malerischen Burgen und gefährlichen Engen. Schlägt man den dreifach geklappten Spielplan des neuen Jumbo-Spieles RHEINGOLD auf, entfaltet sich diese reizvolle Landschaft auf einem ansprechend gestalteten Plan.
Als Handelsweg schon von den Römern benutzt, hatte der Rhein bereits früh große wirtschaftliche Bedeutung. Damit ließ sich Geld verdienen. Im Mittelalter war der Fluss die wichtigste deutsche Verkehrsstraße. Legale und illegale Zollstellen, meist durch Burgen gesichert, verteuerten den Warentransport extrem. Besser wurde es erst, als die rheinischen Kurfürsten mit der Übernahme der Beaufsichtigung des Rheins begannen. Zuvor rangen sie allerdings viele Raubritternester nieder, und darum geht es in RHEINGOLD. Eine RISIKO-Variante am Mittelrhein, eine, die es in sich hat.
Die holländische Spielefirma Jumbo hat nach UM REIFENBREITE, dem „Spiel des Jahres“ 1992, erneut ein nicht nur optisch gelungenes, sondern ein vom Spielreiz überzeugendes Brettspiel herausgebracht, das viele Liebhaber finden wird. RHEINGOLD war 1992 zuvor als BURGEN AM RHEIN Gewinner des Hippodice-Autorenwettbewerbs, dort hat Jumbo-Redakteur Ben Leijten das Spiel kennengelernt.
Der österreichische Spieleautor Reinhard Herbert hat ein Taktikspiel für drei bis sechs Personen entwickelt, in dem es darum geht, möglichst viele von 19 Rhein-Burgen von Raubrittern zu befreien. Da alle Kontrahenten ebenfalls dieses Ziel verfolgen, tritt im Verlauf ein vehementer Konkurrenzkampf ein. Verschiedene Strategien führen dabei zum Sieg. Wer früh viele Burgen besetzt, ist dort zwar schwer zu vertreiben, hat aber andererseits nicht mehr genügend Figuren zur Verfügung, um auf die Spielzüge der Mitspieler zu reagieren. Da der Würfel keine entscheidende Rolle für den Spielablauf spielt, überwiegen die taktischen Elemente.
Für alle Freunde strategischer Spiele ein unbedingtes Muss! Außerdem als Fremdenverkehrswerbung für den Rhein nicht zu verachten, denn der Spielplan verlockt, einen Ausflug zur Loreley, zu Katz und Maus und anderen Burgen für die Sommerferien mit einzuplanen.
(Wieland Herold)
Spieletelegramm:
Titel: RHEINGOLD
Verlag: Jumbo
Autor: Reinhard Herbert
Spielerzahl: 3-6
Spieldauer: 45-90 min
Preis: ca. 39.00 DM
Die Rezension erschien 1993 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 3/1993 R 19/2020
RHEINGOLD war ein Jahr zuvor als BURGEN AM RHEIN Gewinner des Hippodice Autorenwettbewerbs. Das Bild ist aus der Testphase der Jury vom März 1992. In der Mitte des Bildes ist neben Jochen Corts, der als Mitglied der Jury „Spiel des Jahres“ beteiligt war, Ben Leijten, Redakteur bei Jumbo zusehen, der das Spiel veröffentlicht hat.
Das Bild oben zeigt den Gewinner Reinhard Herbert ein Jahr später mit dem endgültigen Spielplan auf dem Autorentreffen in Göttingen.
RHEINGOLD landete 1993 auf der Auswahlliste der Jury und erreichte den 6. Platz beim deutschen Spielepreis. Aktuell wird Herberts Spiel teurer gehandelt als zu DM-Zeiten, die ebay-Preise liegen um die 50 Euro bis zu 120 Euro.