Dienstag, 17. März 2020
DRACHENLAND
Vor knapp 20 Jahren herrschte schon einmal Aufregung im DRACHENLAND (Ravensburger). Opulent ausgestattet mit Würfelturm retteten die Spieler damals nach Knizias Regeln Dracheneier und Edelsteine vor ausbrechenden Vulkanen. Aktuell entführt der Bostoner Wirtschaftsprofessor Darren Kisgen wieder ins DRACHENLAND in sein Universum der Drachen. Für Kisgen ist es das zweite Spiel, das er in diesem Umfeld ablaufen lässt. DRAGONWOOD war 2018 schon eine abwechslungsreiche Mischung aus Kartensammlung und Würfelduell.
Etwas komplexer, aber erneut mit Würfeln, verläuft DRACHENLAND. Aus 20 verschiedenen Ortskarten des fantastischen Drachenlandes werden zufällig sieben für die Abenteuer einer Spielrunde gewählt. Karten wie die Schlangengrube, die Troll-Taverne und das Baumhaus der Oger liegen offen aus. Zusätzlich warten drei weitere verdeckte Orte und abschließend ein Drachenkampf am Drachentor, auf der Dracheninsel oder in der Ruine. Ausgestattet mit acht kleinen Helden, fünf Abenteurer- und ein oder zwei Verstärkungskarten starten bis zu vier Spieler ins DRACHENLAND, in dem es Geld zu erwerben gibt, neue Karten warten, zusätzlich gefährliche Kobolde, die ihr unberechenbares Unwesen treiben. Für alle, für die es nicht so gut läuft, steht die Akademie der Abenteurer offen.
Die entscheidenden Siegpunkte bringt der Gewinn der Ortskarten, die für die Mehrheitswertungen zwischen drei bis sechs Felder anzeigen, in die man die kleinen Helden setzt. Die meisten Punkte gibt es für den Gewinner vor Ort, wobei der Zweite ebenfalls nicht leer ausgeht. Das Platzieren der Heldenfiguren hängt ab von Wurfergebnissen, die sich aus dem Ausspiel der Abenteurer-Karten ergeben.
Wer am Zug ist, zieht entweder zwei neue Karten oder versucht, einen Ort zu entdecken. Dazu werden bestimmte Kombinationen von Spielkarten ausgespielt, die sich aus fünf Farben und Kartenwerten von 1 bis 12 zusammensetzen. Wer Kartenfolgen in beliebigen Zahlen ablegt, darf sich an den Ort anschleichen. Ausspionieren ist mit Karten derselben Zahl möglich und das Erstürmen nur mit identischer Farbe. Jede gelegte Karte bringt einen Spezialwürfel, der sich vor allem auf Ergebnisse im Zweier- und Dreierbereich konzentriert und nur jeweils einen schlechteren und besseren Wert besitzt, das kennen wir schon aus DRAGONWOOD. Die zu erreichenden Vorgaben schwanken je nach Ort zwischen 4 und 14 Punkten. Hochwertige Resultate werden meist doppelt belohnt, indem man nicht nur eine, sondern gleich zwei Figuren einsetzt. Im Schnitt erzielen die Spieler ein Ergebnis von 2,5. Aber wann kommt schon der Durchschnittswert? Gefühlsmäßig schwankt das stets zwischen totaler Niete und völliger Überbezahlung. Verstärkungskarten bringen einmalig oder dauernd Vorteile beim Entdecken. Wer ohne Erfolg seine Aktion abschließt, bekommt seine eingesetzten Karten zurück auf die Hand und stellt einen Helden in die Akademie, dort hilft er bei zukünftigen Wurfergebnissen.
Für Chaos sorgen die Koboldkarten, wenn die aufgedeckt werden, streiten die kleinen Unholde um die Schätze mit. Je nach Vorgabe wird dann eine Koboldfigur auf eine Ortskarte gesetzt und bringt die Mehrheitsberechnungen erheblich durcheinander. Die Kobolde gewinnen sogar manchmal Orte. Die Sieger erhalten die Karte und den Schatzwert in Münzen ausbezahlt. Sobald das vierte Abenteuer bewältigt ist, wird der Drachenort aufgedeckt. Ist er komplett besetzt, endet das Spiel. Wer das meiste Geld sammelt, gewinnt nach einer knappen halben Stunde. Hilfreich ist dabei außerdem eine Abschlusswertung sogenannter Drachensteine, die sich auf den Ortskarten und einer Verstärkung befinden, restliche Akademiebesucher gehen ebenfalls in diese Wertung ein.
DRACHENLAND besitzt eine höhere Varianz als DRAGONWOOD, das ergibt sich aus der großen Ortsauswahl und der Unberechenbarkeit der Kobolde. Reines Punktesammeln wird hier zur Gebietskontrolle. Deutlich taktischer spielen sich deren Mehrheitswertungen, sie besitzen zusätzlich aber retardierende Funktion. Sind die Mehrheitsverhältnisse entschieden, zieht es sich oft hin, bis restliche Felder besetzt sind. Da erhofft man sich manchmal sogar die Kobolde. Andererseits erhöht dieses Spielkonzept den Zeitdruck und die Risikobereitschaft. Wer sieht, dass die Mehrheiten bald geklärt sind, wagt womöglich mutig den letzten Angriff mit weniger Würfeln als normalerweise. Das bringt prickelnde Spannung und größeren Spielreiz.
Vom Anspruch her bleibt DRACHENLAND aber ein einfaches Familienspiel mit hohem Glücksanteil beim Nachziehen der Karten und vor allem durch das Würfeln. Die grafische Gestaltung durch Chris Beatrice ist erneut gelungen, das Material mit den ausgefallenen Spielerfiguren und kleinen Kobolden, die sogar als Marsmännchen durchgehen könnten, ist ansprechend.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: DRACHENLAND
Autor: Darren Kisgen
Grafik/Design: Chris Beatrice
Verlag: Game Factory
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: ca. 20 - 30 Minuten
Preis: ca. 22 Euro
Spiel 19/2020
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