Samstag, 28. März 2020
MUSCAT
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Knobelspiel MUSCAT
Die Grundidee von MUSCAT stammt von dem Knobelklassiker „Stein – Schere – Papier“, die Story, welche die Autorin Christiane Knepel sich dazu ausgedacht hat, und ihre mechanischen Überlegungen machen aber ein interessantes taktisches Spiel daraus. Folgen Sie der Autorin in die orientalische Stadt . In den Basaren tummeln sich Schlangenbeschwörer, Feuerschlucker, Flötenspieler und Elefantendompteure. Alle kennen nur ein Ziel, mit ihren Künsten vor dem Sultan von MUSCAT spielen zu können. Der Weg aus der Unterstadt in die oberen Regionen bis zum Palast des Sultans ist beschwerlich, da bedarf es schon eines geschickten Spielers, der seine Akteure taktisch klug einsetzt, dass möglichst viele seiner Crew, den Sultan zu Gesicht bekommen.
Jeder der drei bis fünf Spieler besitzt je vier der Unterhaltungskünstler, die alle die Karriereleiter von der Pike auf beginnen müssen. Reihum setzen die Spieler ihre Künstlerplättchen auf Marktplätze der unteren Ebene, für jeden Markt sind exakt vier Plätze für jeweils einen Künstler vorgesehen. Sobald sich drei Artisten dort befinden, kann ein Spieler einen sogenannten „Kreislauf der Macht“ auslösen. Das Machtverhältnis der Artisten ergibt sich aus ihrer Platzierungsreihenfolge. Die schwächste Figur wird vagabundierend auf die Straße gesetzt, während die beiden Stärkeren ihren Weg nach oben antreten und dort neue Marktplatzfelder besetzen.
Vagabundierende Künstler können jederzeit wieder ins Spiel eingreifen oder für Sonderaktionen genutzt werden. Das gibt MUSCAT die nötige Würze, da immer mit Überraschungen gerechnet werden muss. So können die Straßenkünstler normal erneut eingesetzt werden, sie ermöglichen aber auch einen Ortswechsel eines eigenen Plättchens zu einem anderen Marktplatz, wenn dort eine Wertung erfolgen kann oder gar den Austausch gegen ein fremdes Plättchen, sofern man bereit ist, den Vagabunden zu opfern. Besonders stark ist die Möglichkeit der „Verwandlung“, bei der zwar eine eigene Figur, die sich in einer Dreierkonstellation auf der schwächsten Position befindet, geopfert wird, dafür wandert aber der Straßenkünstler auf die stärkste Position und löst sofort den „Kreislauf der Macht“ aus. Das Spiel endet in der Regel, sobald sechs oder acht Künstler vor dem Sultan ihre Vorstellung geben. Je nach Ebene gibt es für jeden Artisten Punkte, die meisten natürlich oben im Sultanspalast. Die punkteträchtigste Künstleragentur erhält ein Jahresengagement beim Sultan von MUSCAT.
Christiane Knepel, die zusammen mit ihrer Grafikerin Antje Graf ihre Sparbücher geplündert hat, um eine 1000er-Auflage dieses Spiels zu produzieren, äußerte während des Spielautoren-Treffens in Göttingen Mitte Juni mir gegenüber die Befürchtung, „auf der Auflage sitzen zu bleiben“, aber immerhin hätte man dann ja „Weihnachtsgeschenke für das ganze Leben.“ Ich befürchte, die „Sternspieler“ – so nennt sich ihr Verlag – müssen schon 2001 ganz normale Weihnachtsgeschenke für die lieben Verwandten und Freunde kaufen.
Wieland Herold
Titel: Muscat
Verlag: Die Sternspieler
Autorin: Christiane Knepel
Grafikerin: Antje Graf
Spieler: 3- 5
Dauer: ca. 45 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Preis: ca. 45.- DM; Bestellung bei Christiane Knepel, Nordring 61, 24558 Henstedt-Ulzburg.
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 2/2001 R 25/2020
Das Bild stammt vom Autorentreffen in Göttingen 2001. Auf ihren 1000 Spielen sind Knepel und Graf tatsächlich nicht sitzengeblieben. Im Gegenteil, ihre Idee wurde von Winning Moves übernommen und ihr Spiel erschien 2003 als KURIER DES ZAREN.
Das Original muss das Duo aber nachproduziert haben, denn Christiane Knepel, die inzwischen als Heilpraktikerin arbeitet, verschickt es immer noch ck@christiane-knepel.de, es kostet jetzt 16.90 Euro. Ihr neuestes Hobby sind Krimi-Spaziergänge, unweit von Oldenburg geht sie zusammen mit Raymund Koch der Geschichte einer Gräfin Tabea nach, die nachts im Jahr 1791 in Dötlingen verschwand. Ganz neu ist die Tour rund um die TOTENSCHÄDEL VON WILDESHAUSEN, die wie TABEA THALER im Verlag Stadt-Land-Spiel veröffentlicht wurde.
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