Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Kinderspiel des Jahres: MASKENBALL DER KÄFER
Vor 13 Jahren hat die Firma Selecta ihre letzte große Auszeichnung für ein Kinderspiel aus ihrem Hause erhalten, damals für das wunderschöne GUTE FREUNDE des Altmeisters Alex Randolph. 2002 durfte sich der Verlag mit seiner Redakteurin Katja Volk und der Autor Peter Paul Joopen erneut über den obersten Platz auf dem Siegertreppchen freuen. Für Joopen war es ebenfalls schon die zweite Auszeichnung. Der Ingenieur der Elektrotechnik aus Zülpich hat gerade einmal drei Spiele bei Verlagen unterbringen können und zwei davon sind „Kinderspiel des Jahres“ geworden. Hätte es 1997 schon die Auswahlliste gegeben, wäre sein erstes Spiel WILLI WICHTEL (Amigo) mit Sicherheit mindestens auf der Liste gelandet. Zwei Jahre später hat er für KAYANAK (Haba) den Kinderspielpreis erhalten. Auf seiner Homepage (www.joopen.de) beschreibt er spielerisch seinen Werdegang: „1986 wollte ich dann doch nicht DAS LETZTE KAMEL sein. Also ging ich zum HEXENTANZ und suchte mir eine DAME. Da wir uns eine VOLLE HÜTTE wünschten und noch kein TABU kannten, übten wir uns in FAMILIENSPIELE. Da die Spielregel jedoch sehr komplex ist, kam unsere MISSISSIPPI QUEEN erst im Jahre 1992. Zwei Jahre später folgte dann der JADE KÖNIG und wir waren alle IM 7. HIMMEL. Heutzutage halten mich SOLCHE STROLCHE stets AUF TRAB. Darum geht es oft DRUNTER & DRÜBER.“
Beim 2002 ausgezeichneten Spiel MASKENBALL DER KÄFER nutzt der Autor seit langer Zeit einmal wieder die Kräfte des Magnetismus. Zuletzt wurde das Prinzip des Abstoßens und Anziehens 1991 mit FORMICA perfekt umgesetzt. Thematisch und gestalterisch ist dieses Prinzip noch nie so schön dargeboten worden wie in Joopens Maskenball. Acht Marienkäferfiguren sind mit Magnetmündern ausgestattet, die die Anziehungskraft durch einen plastischen „Kuss“ zum Ausdruck bringen, die Ablehnung mit einer deutlichen Kehrtwendung.
Die acht Marienkäfer starten von Blütenblättern aus zum Maskenball. Damit sie möglichst bunt verkleidet dort erscheinen, tauschen sie ihre anfangs fünf einfarbigen Käferpunkte – kleine Holzstäbchen – in verschiedenfarbige. Dazu müssen sie sich untereinander besuchen, mögen sie sich, dürfen sie Stäbchen tauschen, falls sich einer abwendet, geht’s zurück zum eigenen Blütenblatt. Der Spielmotor ist ein Drehpfeil, der auf dem Spielplan angebracht ist. Solange der Pfeil auf ein Blütenblatt gedreht wird, darf der dort sitzende Marienkäfer zu einem anderen Käfer fliegen und sein Tauschglück versuchen. Bleibt der Pfeil aber zwischen zwei Blütenblättern stehen, kommen Ameisen ins Spiel, die sich ebenfalls am Maskenballbüfett laben wollen. Dadurch erhält das Spiel einen leicht kooperativen Touch.
Eigentlich nur fremdgesteuert durch das Drehen des Pfeils, ist das Bestreben der Kinder trotzdem groß, mit den acht Marienkäfern schneller vollständig zum Fest zu erscheinen als die sieben Ameisen. Da helfen sich die Kinder untereinander und geben die richtigen Tipps, bei welchen Käfern Kusserfolge garantiert sind. Die Spielgeschichte mit den Käferküssen kommt bei Kindern hervorragend an, sie sorgt für Spielspannung und Spielatmosphäre, die sogar erwachsene Mitspieler nicht kalt lässt. Viel besser kann Spielfreude über das Spielmaterial und über die Spielgeschichte nicht transportiert werden.
Wieland Herold
Titel: MASKENBALL DER KÄFER
Verlag: Selecta
Autor: Peter Paul Joopen
Grafiker: Barbara Kinzebach
Spieler: 2 - 6
Dauer: ca. 15-20 Minuten
Alter: ab 4 Jahren
Preis: ca. 30.- Euro
Die Rezension erschien 2002 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 3/2002 R 30/2020
D
ie Erfolgsquote des Autors hielt an. Bis heute hat er gerade einmal sechs Spiele veröffentlicht. Die Hälfte davon hat hohe Auszeichnungen gewonnen, zuletzt KAKERLAKAK, das den Deutschen Kinderspielpreis gewann, den österreichischen Preis „Spiel der Spiele“ und den Toy Innovation Award in Nürnberg.
Eine Neuauflage von MASKENBALL DER KÄFER erschien 2015 bei Pegasus.
Das Bild stammt von der Preisverleihung 2002, links ist die Redakteurin Katja Volk zu sehen.