
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Das waren Zeiten: TRIAS
Das waren noch Zeiten, als unsere Kontinente nicht durch Ozeane getrennt waren und Gondwana und Laurasia den Superkontinent Pangea ausmachten. Vor 230 Millionen Jahren begann das Auseinanderdriften. Erstmals traten in dieser Periode echte Säugetiere auf, Flugsaurier eroberten den Luftraum. Wir wissen nicht viel über die Lebewesen vor unserer Zeit, aber Ausgrabungen in einer Lehmkuhle bei Spardorf haben ergeben, dass sie keine Einzelgänger und schwimmfähig waren. Das war auch notwendig, denn die Erde war ständig in Bewegung. Um den Südpol herum zerbröselte die Landmasse des Urkontinents gewaltig.
Eine kompakte sechseckige Landfläche aus 37 Feldern macht die spielerische Welt von Pangea aus. Bunte würfelförmige Tierchen, die im Doppelpack auftreten, bevölkern den Urkontinent. Sie kämpfen um die Dominanz auf neu entstehenden Gebieten, die sich immer weiter vom Südpol entfernen. In jedem Spielzug löst sich ein Gebirge, eine Steppenlandschaft oder ein Waldgebiet aus der Landmasse heraus. So entstehen mit der Zeit neue Landgebiete, die den Herden, die dort die Mehrheit haben, wichtige Siegpunkte bringen.
Neben der Pflicht zur Drift besteht für zwei bis fünf Spieler, die sich dem Urzeitabenteuer stellen, die Möglichkeit zu weiteren Aktionen. So dürfen sich Herden in benachbarte Regionen bewegen, schwimmende Tiere können an Land gebracht werden, selbstverständlich ist auch für den Nachwuchs gesorgt. Die Aktionen sind beliebig kombinierbar. Schlägt am Ende der Meteorit durch eine entsprechende Spielkarte ein, hat das letzte Stündchen geschlagen. Jeder hat noch zwei Aktionen, bevor die große Schlusswertung folgt. Dabei werden alle neuen Landmassen gewertet, nur die alte Südpolgegend nicht. Die Wertungspunkte ergeben sich aus der Größe des Gebiets. Der Spieler mit den meisten Herden bekommt die gesamte Punktzahl, der zweite die halbe Plättchenanzahl angerechnet. Wer dann am meisten Siegpunkte hat, ist nach gut einer Stunde Sieger einer Partie TRIAS.
TRIAS ist ein äußerst vielschichtiges Spiel, das ständig neue Überlegungen erfordert. Der Glücksfaktor hält sich in Grenzen, nur in der Driftphase ist man abhängig vom jeweiligen Kartenbesitz. Braucht man eine Gebirgskarte zum Ablösen einer größeren Fläche und hat diese nicht, dann ist das zwar ärgerlich, aber noch nicht spielentscheidend. Vielleicht kann man dafür ein Landteil nehmen, auf dem sich viele fremde Herden befinden, die dann im Wasser paddeln müssen, oder man lässt unter schwimmenden eigenen Tieren Land auftauchen und stellt damit wieder eine Inselbrücke her. Entscheidend ist die Planung für den Herdeneinsatz. Auf den großen Inseln in der Endphase die Mehrheiten zu besitzen, das bringt meist den Spielsieg. Da kann man ruhig ab und zu auf die nicht so punkteträchtigen Zwischenwertungen verzichten, Hauptsache man ist in den entscheidenden Gebieten am Ende dabei.
Der Informatiker Ralf Lehmkuhl war von seiner Spielidee so überzeugt, dass er sein erstes Werk selbst herausgebracht hat. Optisch und spielerisch ist seine Umsetzung hervorragend gelungen, zumal ihn grafisch Doris Matthäus unterstützt hat. Das Spiel kann auch preislich mit professionellen Verlagsprodukten mithalten.
Wieland Herold
Titel: TRIAS
Verlag: Gecko Games
Autor: Ralf Lehmkuhl
Grafiker: Doris Matthäus
Spieler: 3 - 5
Dauer: ca. 60 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Preis: ca. 20.- Euro
Die Rezension erschien 2002 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 4/2002 R 34/2020

Das zweite Bild zeigt den Spardorfer Autor 2002 auf der Spiel in Essen.