Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Nominiert für das Spiel des Jahres 2002: TRANS AMERICA
Familienspiel par excellence
Zwei Regelseiten reichen aus, erklärt ist das Spiel innerhalb von einer Minute und schon kann der Schienenbau in Franz-Benno Delonges TRANS AMERICA losgehen. Zwei bis sechs Spieler arbeiten gemeinsam an einem Schienennetz von der West- zur Ostküste der USA. Fünf verschiedene Städte in unterschiedlichen Regionen muss dabei jeder Spieler an das große Schienennetzwerk anschließen.
Die Städte werden in Form von Karten zu Beginn des Spiels verdeckt gezogen. Das Spielbrett zeigt die Karte der USA, die in fünf verschiedenfarbige Bereiche aufgeteilt ist. Aus jedem dieser Sektoren besitzen die Spieler eine Stadt. Zu Spielbeginn setzen die Teilnehmer einen Startstein auf einen beliebigen Punkt des Spielbretts. Von hier aus können die Gleise in alle Richtungen gelegt werden, wobei die Spieler pro Zug zwei Gleisteile auf ein vorgegebenes Raster legen können. Hat ein Spieler alle seine Städte verbunden, erhalten die anderen Minuspunkte für jeden noch zu bauenden Streckenabschnitt. Der Punktestand wird durch Loks am Spielfeldrand markiert. Die gesamte Partie endet, wenn eine der Loks eine Schranke am Ende überschreitet.
Strategische Planung beim Streckenbau und Einschätzung der Mitspieler sind gute Grundvoraussetzungen für den Spielsieg. Entscheidend ist, dass beim Streckenzusammenschluss die schon gebaute Streckenführung der Mitspieler für die eigenen Ziele genutzt werden darf. TRANS AMERICA ist ein schnelles Legespiel, das sich schon nach wenigen Spielzügen als ein ungemein spannendes Gegeneinander herausstellt. Letztlich spielt der Faktor Glück eine nicht unerhebliche Rolle, da man abhängig ist von der Lage der gezogenen Städte. Das muss aber kein Nachteil für das Spiel sein. Einmal lässt sich durch gute Planung vieles ausgleichen und dann folgt sehr schnell die nächste Runde, die mit der erneuerten Kartenverteilung eine neue Ausgangssituation bringt. Die grafische Aufbereitung des Spiels ist ansprechend, das Spielmaterial, Holzschienen und –lokomotiven, ist funktional. Alles passt in eine kleine quadratische Schachtel und ist wohlfeil für unter 15 Euro im Handel zu bekommen.
Mit TRANS AMERICA liegt ein Familienspiel vor, das diesen Namen auch verdient, damit stehen die Chancen für Verlag und Autor, bei der Preisverleihung für das „Spiel des Jahres“ ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen zu können, recht gut.
Wieland Herold
Titel: TRANS AMERICA
Autor: Franz-Benno Delonge
Grafik: Marcel- André Casasola Merkle
Verlag: Winning Moves
Spieler: 2-6
Alter: 8 Jahre
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: ca. 13 Euro
Die Rezension erschien 2002 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 6/2002 R 38/2020
Das Bild zeigt den Autor in Haar ein Jahr vor Veröffentlichung von TRANS AMERICA. Ihm gegenüber sitzt Fritz Gruber vom Verlag Kosmos.
Der Spieleautor und Jurist Franz Benno Delonge ist leider viel zu früh verstorben. Fünf Jahre nach dem Erfolg mit TRANS AMERICA starb er mit 50 Jahren an einem Krebsleiden. TRANS AMERICA war sein größter Erfolg. Mit DOS RIOS (Kosmos) und KUNSTMARKT (Prestel) reichte es 2004 und 2007 noch einmal für die Empfehlungsliste der Jury, mit MANILA (Zoch) kam er 2005 auf den Bronzeplatz beim Deutschen Spielepreis.
2002 waren nominiert:
TRANS AMERICA war 2002 das klassische Familienspiel unter den drei nominierten Titeln.
PUERTO RICO war das Schwergewicht im Kennerbereich, VILLA PALETTI ein ganz besonderes Bauspiel.