Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Genial einfach: EINFACH GENIAL
Reiner Knizias Spiel EINFACH GENIAL ist in nicht einmal zwei Minuten erklärt. Der Zuschauerblick auf eine Partie genügt und sofort kann man einsteigen. So einfach ist das Legespiel aus dem Kosmos Verlag.
Gespielt wird auf einem großen wabenförmigen Spielplan, auf dem zwei farbige Kunststoffsechsecke abgelegt werden, die an einer Seite verbunden sind. DOMINO lässt grüßen. Nur in der Startsituation gibt es eine verbindliche Anlegeregel, dann darf das Chaos walten. Jeder Stein kann überall abgelegt werden. Maximal vier Spieler achten trotzdem darauf, dass sie von ihren sechs Spielsteinen beim Platzieren solche wählen, die in Berührung mit vorhandenen Farben kommen. Nur das bringt Punkte, die auf einer Wertungstabelle für alle sichtbar sind. Stimmt die gelegte Farbe eines Sechseckes mit schon ausliegenden Farbsteinen in geradliniger Richtung überein, erhält der Spieler für jedes Farbsymbol einen Punkt. Maximal 18 Punkte können so in den sechs Farben erreicht werden. Immer, wenn das der Fall ist, erhält der Spieler einen Extrazug. Das Spiel endet, wenn der Gewinner in allen Farben 18 Punkte erreicht hat oder wenn kein Stein mehr gelegt werden kann. Im ersten Fall ist der Sieger offensichtlich. Beim zweiten Fall, der Regelfall im Übrigen, gewinnt derjenige, der die höchste Punktzahl in seiner schlechtesten Farbe hat. Diese Wertung macht den besonderen Spielreiz aus, da kein Blumentopf mit der Entwicklung von zwei oder drei Farben zu gewinnen ist, sondern auf alle sechs Farben geachtet werden muss.
In diesem Spiel kann man nicht großartig in thematische Spielwelten eintauchen, Inseln besiedeln, Ruinen entdecken, elfenländische Reisen unternehmen. Trotzdem hinterlässt es nach einer Partie, bei der es garantiert nicht bleibt, ein nachhaltiges Spielerlebnis. Der Verlag hat EINFACH GENIAL überzeugend umgesetzt, sogar an farbblinde Spieler hat er gedacht, da die Farbsteine zusätzlich Symbole besitzen. Das ist nicht selbstverständlich bei den heutigen Spieleproduktionen. Selbst als Solospiel ist Reiner Knizias genialer Wurf geeignet. Der renommierte Autor, dem wir so fantastische Spiele wie EUPHRAT UND TIGRIS, MODERN ART und AMUN RE verdanken, ist schon oft knapp am Hauptpreis „Spiel des Jahres“ vorbeigeschrammt. Mit EINFACH GENIAL hat er gute Chancen, in diesem Jahr die lang verdiente Hauptwürdigung zu erfahren. Sein Spiel hat alle Qualitäten, ein neuer Spieleklassiker zu werden.
Wieland Herold
EINFACH GENIAL
Verlag: Kosmos
Autor: Reiner Knizia
Alter: ab 10 Jahren
Anzahl Spieler: 1-4
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Preis: ca. 30 Euro
Die Rezension erschien 2004 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 2/2004 R 45/2020
Reiner Knizia, der weltweit produktivste Spieleautor, der auf inzwischen über 700 Spieleveröffentlichungen stolz sein kann, hatte bis 2004 schon viele Auszeichnungen gewonnen, darunter 1993 für MODERN ART, EUPHRAT & TIGRIS 1998 und AMUN RE 2003 den ersten Platz des Deutschen Spielepreises und den Sonderpreis „Literatur im Spiel“ 2001 für DER HERR DER RINGE. 2008 erhielt er für KELTIS erstmals den Titel „Spiel des Jahres“ und das gleichzeitig im Doppelpack, da WER WAR’S den blauen Pöppel bekam.
Das Bild stammt aus dem Jahre 2000 und wurde am Stand der Firma Goldsieber in Nürnberg aufgenommen.
Zwischen 2004 und 2010 konkurrierten gleich fünf Titel um das „Spiel des Jahres“.
Nominiert waren 2004:
DICKE LUFT IN DER GRUFT von Norbert Proena (Zoch)
Memorieren mit Vampiren für 2-4 Kinder und Erwachsene ab 6 Jahren
EINFACH GENIAL von Reiner Knizia (Kosmos)
Genial einfach alleine oder bis zu vier Spielern ab 10 Jahren
RAJA von Michael Kiesling und Wolfgang Kramer (Phalanx)
Arbeiten an einem indischen Palast für 2-5 Bauleute ab 10 Jahren
Der Rubel rollt in ST. PETERSBURG (Hans im Glück) von Michael Tummelhofer für 2-4 Spieler ab 10 Jahren
ZUG UM ZUG von Alan Moon (Days of Wonder)
Gleisbau mit Waggons in den USA für 2-5 Eisenbahner ab 8 Jahren