
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Dampf im Spiel: ZUG UM ZUG
Wirtschaftsspiele sind sehr beliebt. Der Klassiker MONOPOLY belegt dies Jahr für Jahr, da das Spiel immer noch zu den meistverkauften Spielen in Deutschland gehört. Innerhalb der Wirtschaftsspiele finden Eisenbahnspiele nur geringen Zuspruch. 1984 war das anders, da gelang dem Spiel DAMPFROSS das, was Alan Moon mit ZUG UM ZUG zwanzig Jahre später ebenfalls erreichen möchte, es wurde zum „Spiel des Jahres“ gekürt.
Damals war es ein englischer Autor, David Watts, in einem deutschen Verlag (Schmidt Spiele), heute ist es ein britischer Autor, der in den USA lebt , seines Zeichens Vorsitzender der deutschen Spieleautorenzunft (SAZ), in einem amerikanischen Verlag, der seine Spiele aber in der Nähe von Ulm produzieren lässt. Damals wurden die Eisenbahnlinien mittels Fettstiftes auf dem Spielplan eingetragen, heute geht es ZUG UM ZUG durch Ablegen von Eisenbahnwagen. Damals wie heute stellten die Spieler ihre Eisenbahnverbindungen auf dem amerikanischen Kontinent her.
Moons Spiel führt beim Spieler zu feuchten Händen, viel spannender können ihm 60 Minuten nicht verfliegen. 45 Waggons versucht jeder Spieler auf einem Routenplan der USA unterzubringen. Der damit verbundene Streckenbau wird über Farbkärtchen gesteuert. Je länger ihre gelegte Strecke ist, desto höher ist die Belohnung für sie in Form von Siegpunkten. Langes Zögern verstärkt aber ihr Risiko, das andere Mitspieler ihnen die gewünschte Verbindung verbauen. Punkte gibt es nicht nur für die Kärrnerarbeit, den Eisenbahnlinienbau, sondern auch für das Herstellen von punkteträchtigen Stadtverbindungen. Dafür gibt es Auftragskarten, die sie im Laufe des Spiels beliebig ergänzen. So bringt eine Eisenbahnlinie von der Ost- zur Westküste die Spieler mit 22 Punkten dem Spielsieg deutlich näher. Auch hier gilt das Spiel mit dem Feuer. Reicht der Dampf im Kessel nicht aus, wird die Streckenführung nicht erfüllt, werden 22 Minuspunkte in der Endabrechnung verbucht.
Alan Moons ZUG UM ZUG ist optisch ansprechend umgesetzt, zügig erklärt, ein Spiel, das die Zeit wie im Fluge vergehen lässt. Dem Autor ist eine hervorragende Mischung zwischen Glücksanteilen auf der einen Seite und den Möglichkeiten für strategische Planungen auf der anderen Seite gelungen. Nach 1998 (ELFENLAND) könnte es Alan Moon sehr gut gelingen, erneut den Titel „Spiel des Jahres“ zu gewinnen, damit würde der Siegerpöppel erstmalig an einen ausländischen Verlag gehen. Die Produktionskohle bliebe aber in Deutschland.
Wieland Herold
ZUG UM ZUG
Verlag: Days of Wonder
Autor: Alan Moon
Grafik; Julien Delval
Alter: ab 8 Jahren
Anzahl Spieler: 2- 5
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Preis: ca. 35 Euro
Die Rezension erschien 2004 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: gerne morgen wieder
Spiel 5/2004 R 48/2020

Zum Autor:
Alan Moon war in den 80er Jahren für Avalon Hill journalistisch tätig, arbeitete auch an der Spielentwicklung für diese Firma und für Parker Brothers. Dem deutschen Publikum wurde er Anfang der 90er Jahre durch den Verlag White Wind bekannt, den er zusammen mit Peter Gehrmann gründete.
In 1000er Auflagen erschienen so Spiele wie ELFENROADS, das später in der Version von Amigo als ELFENLAND Moons erstes „Spiel des Jahres“ wurde. Zwischen 1998 und 2004 war Moon besonders erfolgreich. Mit UNION PACIFIC (1999) und DAS AMULETT (2001) landete er auf der Nominierungsliste. 2004 gelang ihm sein größter Erfolg für ZUG UM ZUG, zu dem in der Folgezeit verschiedene Varianten und Erweiterungen erschienen sind und immer noch erscheinen.
In dieser erfolgreichen Phase war Moon erster Vorsitzender der Spieleautorenzunft. Das Bild stammt aus einem Gespräch zweier Preisträger in Göttingen aus dem Jahre 2005. Werner Hodel und Alan Moon diskutieren, ob der Mississippi oder die Schiene der bessere Transportweg in den USA sei.

Zwischen 2004 und 2010 konkurrierten gleich fünf Titel um das „Spiel des Jahres“.
Nominiert waren 2004:
DICKE LUFT IN DER GRUFT von Norbert Proena (Zoch)
Memorieren mit Vampiren für 2-4 Kinder und Erwachsene ab 6 Jahren
EINFACH GENIAL von Reiner Knizia (Kosmos)
Genial einfach alleine oder bis zu vier Spielern ab 10 Jahren
RAJA von Michael Kiesling und Wolfgang Kramer (Phalanx)
Arbeiten an einem indischen Palast für 2-5 Bauleute ab 10 Jahren
Der Rubel rollt in ST. PETERSBURG (Hans im Glück) von Michael Tummelhofer für 2-4 Spieler ab 10 Jahren
ZUG UM ZUG von Alan Moon (Days of Wonder)
Gleisbau mit Waggons in den USA für 2-5 Eisenbahner ab 8 Jahren