Sonntag, 26. April 2020
CAROLUS MAGNUS
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Nominiert für das Spiel des Jahres 2000: CAROLUS MAGNUS
Winning Moves, ein neuer Verlag, Leo Colovini, kein neuer Autor, bekannt wurde er vor allem durch das in Venedig spielende INCOGNITO, Karl der Große als Spielthema ist aber wieder neu. Spiele mit historischen Themen bestimmen den Trend des aktuellen Spielejahrgangs. Die Firma Winning Moves knüpft mit dem Spiel CAROLUS MAGNUS an das 1.200. Krönungsjubiläum des großen Kaisers an, das am 25.12.2000 gefeiert wird. Im Spiel selbst geht es aber nicht um sein Leben, keine Sachsen-Schlachten finden statt, sondern eher um seine Nachfolge. Es war nicht ganz einfach für ihn, einen Nachfolger zu finden, da er die meisten seiner Söhne überlebt hat. Vier Jahre vor Karls Tod starb Pippin, König der Langobarden, ein Jahr danach verlor er mit Pippin den Buckligen und Karl dem Jüngeren gleich zwei Söhne, so dass am Ende nur noch sein Sohn Ludwig von Aquitanien übrig blieb.
Mit der Historie nimmt es das Spiel nicht so genau, zu Spielbeginn befinden sich zwei bis vier potentielle Nachfolgekandidaten im Rennen um die Macht. Dominierend die Figur Karls des Großen, der den Überblick über 15 Provinzen seines Reiches besitzt. Das karolingische Imperium liegt in Einzelteile zerlegt vor den Spielern aus. Vergessen Sie einen herkömmlichen Spielplan, alles ist variabel und ständigen Veränderungen unterworfen.
In einer Provinz steht die große Holzfigur des Kaisers, außerdem sind noch 15 Ritter auf die Provinzen verteilt, kleine farbige Holzwürfelchen. Sie gehören fünf verschiedenen Adelsfamilien, die bei Spielbeginn einen gleich starken Einfluss in den Spielregionen besitzen. Die zwei bis vier Spieler versuchen während des Spiels diese Familien für sich zu gewinnen. Dazu besitzt jeder einen Burghof mit Farbfeldern der Adelsfamilien, sieben Ritter, einen Satz Burgen und Zahlenchips. Die Chips legen die Zugreihenfolge und die Bewegungsweite des Kaisers fest. In jeder Spielrunde werden drei Ritter entweder in den eigenen Burghof gestellt oder in Provinzen. Über den Burghofeinsatz versuchen die Spieler eine Familie zu dominieren, gleichzeitig müssen sie aber auch in den Provinzen präsent sein, denn sie dürfen Burgen nur aufbauen, wenn sie auch dort eine Mehrheit besitzen. Immer wenn der Kaiser vorwärts geht, wird überprüft, welche Adelsfamilie die Mehrheit in der Provinz besitzt. Der Besitzer dieser Adelsfamilie darf dann in dieser Provinz eine Burg errichten. Die Mehrheiten ändern sich ständig, nichts bleibt, wie es ist; auch Burgen können ihren Besitzer wechseln, ja sogar ganze Provinzen können zu schwerer einnehmbaren Regionen zusammengefügt werden, wenn dort Burgen derselben Farbe stehen. Das Spiel geht solange, bis ein Spieler alle seine Burgen eingesetzt hat und somit gewinnt. Oder wenn aus den 15 kaiserlichen Provinzen drei große Regionen entstanden sind, hier gewinnt der Spieler, der die meisten Burgen eingesetzt hat.
CAROLUS MAGNUS ist ein gelungenes Spiel, es besticht durch sein hervorragendes Spielmaterial und durch die Dynamik des Spielablaufs. Nicht alles ist planbar, so muss der Rittervorrat nachgewürfelt werden, aber auch dieses Glückselement trägt zur Spielspannung bei. In der Version mit vier Spielern enthält CAROLUS MAGNUS zudem kooperative Elemente, da in zwei Teams gespielt werden muss. Zurecht ist dieses Spiel durch die Nominierung zum „Spiel des Jahres“ 2000 aus der Masse der Spieleveröffentlichung herausgehoben worden.
Wieland Herold
CAROLUS MAGNUS
Autor: Leo Colovini
Grafik: Franz Vohwinkel
Verlag: Winning Moves
Alter: ab 12
Spieler: 2 - 4
Spieldauer: 30 - 60 Min.
Preis: ca. 60,-
Die Rezension erschien 2000 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: gerne morgen wieder
Spiel 4/2000 R 50/2020
Zum Autor:
Für den Venezianer Colovini war es nur einer von vielen Erfolgen. Schon als Vierundzwanzigjähriger bekam er zusammen mit Alex Randolph eine Auszeichnung für INKOGNITO (1988), erstmalig nominiert wurde er schon 2000 für CAROLUS MAGNUS. 2016 galt er als der geheime Gewinner des Kinderspielpreises für LEO MUSS ZUM FRISÖR (vgl. Bild), für dieses Spiel von Abacus erhielt er die Kinderspielauszeichnung des Deutschen Spielepreises.
Das zweite Bild stammt vom Galaabend während der Preisverleihung der Jury „Spiel des Jahres“ in Berlin. Alle nominierten Verlage präsentierten damals ihre Spiele in kurzen Szenen. Für Winning Moves übernahm das Michael Matschoss mit einem Kollegen.
Nominiert waren 2000:
CAROLUS MAGNUS von Leo Colovini (Winning Moves)
zum 1200. Kronjubiläum beschäftigen sich 2-4 Spieler ab 12 Jahren mit dem großen Karl
OHNE FURCHT UND ADEL von Bruno Faidutti (Hans im Glück)
Chancen für ein Kartenspiel 3-7 Spieler ab 10 Jahren
TORRES von Michael Kiesling und Wolfgang Kramer (Ravensburger)
Burgenbau in Kastilien für 2-4 Spieler ab 10 Jahren
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