
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Eigentlich wurde im alten Zweistromland nur an einem Turm zu Babel gebaut, aber, wenn Uwe Rosenberg, diesmal in Begleitung des Autoren Hagen Dorgathen, sich spielerisch einem Thema annimmt, dann wachsen nicht nur mögliche und unmögliche Bohnenfelder in die Höhe, sondern gleichzeitig zehn babylonische Tempel. Ihr Spiel BABEL ist in der Reihe „Spiele für zwei“ im Kosmos Verlag erschienen und gehört nach dem SIEDLER KARTENSPIEL und CÄSAR UND CLEOPATRA zum Feinsten, was der Verlag anzubieten hat.
Fünf antike Völker in Form von Spielkarten kann jeder Spieler zum Tempelbau einsetzen. Einerseits schleppen sie konstruktiv Steine, so dass mit wachsender Völkeranzahl an den Bauplätzen die Stufentempel gen Himmel streben können, andererseits entwickelt die Zusammenkunft dreier gleicher Völker meist destruktive Kräfte, die dem Mitspieler gar nicht recht sind. Mit unterschiedlichen Fähigkeiten können die Karten zum Beispiel dazu eingesetzt werden, gegnerische Bauwerke zum Einsturz zu bringen oder Völker abzuwerben. Aus diesem Hin und Her entwickelt sich ein spannendes Spiel mit unterschiedlichen Siegbedingungen. Meist reicht zum Sieg eine addierte Etagenhöhe von 15 oder 20 Stockwerken aus.
BABEL ist ein vielschichtiges Spiel, für das man sich einige Einstiegsrunden Zeit lassen sollte, um sämtliche Feinheiten auszuloten und einsetzen zu können. Auch in scheinbar aussichtslosen Situationen kann der hinten liegende Spieler durchaus wieder zum echten Konkurrenten um den Spielsieg werden. Ein Einsturz eines hohen Tempels sorgt schnell für neue Ausgangsbedingungen. Die Gratwanderung zwischen Glücksfaktoren – bei der Kartenaufnahme – und taktischer Planung ist Rosenberg und Dorgathen vorzüglich gelungen.
BABEL verspricht hochkarätige Spannung und trotz der Spieldauer von einer knappen Stunde mindestens eine sich gleich anschließende Revancherunde. Staub im Spielregal wird das „raffinierte Machtspiel für Zwei“ nicht ansetzen.
Wieland Herold
Titel: Babel
Autor: Uwe Rosenberg , Hagen Dorgathen
Grafik: Claus Schobig
Verlag: Kosmos
Spieler: 2
Zeit: 45 bis 60 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Preis: ca. 25.- DM
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 3/2001 R 51/2020
Zum Spiel:
Für den „frühen“ Rosenberg gehörte BABEL nach BOHNANZA zum zweiterfolgreichsten Spiel. Er und sein Mitautor Dorgathen landeten nicht nur auf der Auswahlliste für das „Spiel des Jahres“, sie belegten den 2. Platz beim À la Carte- Preis der Fairplay, den 8. beim deutschen Spielepreis und gewannen in Österreich den Preis „Spiel der Spiele“ für das beste Zweipersonenspiel.