
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Kunterbuntes Beobachten
Es ist schon erstaunlich, was Reinhard Staupe mit wenigen Spielkarten alles anstellen kann. Sein Kleinverlag Staupe-Spiele, der seit fünf Jahren existiert, hat immerhin schon 14 Spieleveröffentlichungen des Autors vorzuweisen, fast alles Kinderspiele und für alle Spielideen reichen ihm immer 33 Karten, den Druck des Regelwerks eingeschlossen.
Genau hinschauen müssen die Kinder bei seiner diesjährigen Neuheit KUNTERBUNT. 28 Karten hat er zu 14 Kartenpaaren zusammengefasst, auf denen 15 zweifarbige Gegenstände abgebildet sind, nur mit dem Unterschied, dass zum Beispiel der Fisch in vielen unterschiedlichen Farbvariationen auftritt. Die Motive sind aber so kombiniert, dass beim Aufdecken von zwei beliebigen Kartenpaaren immer ein Gegenstand farblich völlig identisch ist und diesen Gegenstand gilt es zu finden.
Zwei bis acht Spieler lässt Staupe auf die Suche gehen, wobei die ganz große Runde gerade bei Kindern nicht zu empfehlen ist. Bei meinen Testversuchen mit sechs Kindern, gingen zwei immer leer aus, was auf die Dauer nur Frust hervorruft. Die Spielrunde sollte aus maximal vier Spielern bestehen. Die Karten sind vorher über Buchstabenkennung nach Paaren zu sortieren. Ein Spiel vor dem Spiel, denn die richtige Zuordnung zu den Buchstaben muss erst einmal vorgenommen werden. 14 verdeckte kleine Stapel liegen nach geleisteter Vorarbeit auf dem Tisch. Ein Paar wird offen ausgelegt, dann kommt das zweite Kartenpaar dazu. Derjenige, der als erster den völlig identischen Gegenstand nennt, gewinnt ein Kartenpaar und nimmt es an sich. Ein neues Paar wird aufgedeckt und die Suche geht weiter. Wer mit seinem Tipp daneben liegt, verliert keine Karten, scheidet aber für die laufende Raterunde aus. Es gewinnt natürlich der schnellste Beobachter, der am Ende die meisten Karten besitzt.
Die Anstrengung ist beträchtlich, denn die Motive sind wild durcheinandergewirbelt, stehen auf dem Kopf oder liegen schräg. Der Fisch mit dem roten Kopf und dem grünen Bauchteil ist leider doch nicht identisch mit dem Fisch, der einen grünen Kopf und ein rotes Bauchteil besitzt. Da kommen die Kinder oft durcheinander, Schadenfreude ist angesagt.
Neben den spielerischen sind die didaktischen Qualitäten dieser Kartenspielneuheit Staupes nicht zu unterschätzen. Konzentrationsfähigkeit, genaues Beobachten werden neben dem Aushalten von Frustrationen trainiert. Im Vor und auch im Sonderschulbereich ist KUNTERBUNT gut einsetzbar, natürlich können es Eltern ebenfalls gut mit ihren fünf- oder sechsjährigen Kindern spielen.
Wieland Herold
Titel: Kunterbunt
Autor: Reinhard Staupe
Verlag: Staupe Spiele, Steubenstr. 4, 34 121 Kassel, Tel. & Fax: 0561/28 54 38.
Spieler: 2-8
Alter: ab 5 Jahren
Spieldauer: ca. 10 bis 15 Minuten
Preis: ca. 8.- DM
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 4/2001 R 52/2020
Zum Autor:

Reinhard Staupe, der mit WIR SIND DIE ROBOTER aktuell zu den Nominierten für das Kinderspiel des Jahres 2020 zählt, war 2001 erst sechs Jahre lang Spieleautor, zählte aber innerhalb kürzester Zeit zu den damals erfolgreichsten. Mit SPEED, COMEBACK, DAVID & GOLIATH und BASARI landete er auf der Auswahlliste der Jury. Neben dem Eigenverlag Staupe Spiele, arbeitete er als verantwortlicher Redakteur für die Berliner Spielkarten. 2001 wechselte er zu Amigo und seit 2012 prägt seine Handschrift den Erfolg von NSV.
Das Bild zeigt Staupe 1996 auf dem Autorentreffen in Göttingen im Gespräch mit Karin Pennther von der Haba-Redaktion.
KUNTERBUNT gehört zu den Lieblingsspielen Reinhard Staupes, 2003 sorgte er für eine Neuauflage bei Amigo.
2010 war er verärgert, da mit DOBBLE bei Asmodee ein Plagiat seiner Idee erschien. In einem offenen Brief verwiese Staupe damals auf die Parallelen, ging aber nicht juristisch dagegen vor.
„Ich für meinen Teil werde definitiv nicht wegen DOBBLE vor Gericht ziehen. Aber ich möchte wenigstens die Gelegenheit nutzen und ganz nachdrücklich betonen, dass mich die Angelegenheit und der Umgang seitens Asmodée bzw. Play Factory und Blue Orange Games mit mir und MEINER Idee fassungslos machen. Es ist das genaue Gegenteil dessen, wie Verlage und Autoren zusammenarbeiten sollten.“
