
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Nominiert für das Spiel des Jahres 2001: ZAPP ZERAPP
Der Klassiker im neuen Gewand
Lassen Sie sich nicht durch die düster blickende Zauberin auf dem Spielecover irritieren, bei ZAPP ZERAPP handelt es sich nicht um ein Fantasy-Spiel, sondern um eine geniale Variante eines Spieleklassikers, den Sie alle gut kennen. Was so magisch daherkommt, ist nichts anderes als „Mensch ärgere dich nicht!“ im neuen Gewand. Es sind zwar nur drei Spielfiguren, die man aus einer Start- in eine Zielzone bringen muss, aber sonst geht’s fast genauso zu wie beim Klassiker: Die Mitspieler dürfen auf ihrem Weg ins Ziel hinausgeworfen werden. Würfel gibt es natürlich auch, gleich zwei sind im Spiel, und dann noch 13 grüne Rappelfässer, die dem Spiel den nötigen Pfiff geben.
Ein Spieler wirft die beiden Würfel. Sobald das Ergebnis feststeht, greifen alle zu den Rappelfässern. Jeder entwickelt dabei seine ganz eigene Art, um sich ein passendes Fass auszusuchen. Der eine hebt die Fässer nur ganz leicht an, um das Gewicht zu prüfen, ein anderer schüttelt kräftig am Ohr, um sich hörend dem Inhalt zu nähern. Worum geht es? In den 13 Fässern befinden sich unterschiedlich viele Steine, von 1 bis 13 ist alles vertreten. Der Würfelwurf gibt vor, wie viele Felder man maximal mit einer Spielfigur ziehen darf. Schafft es jemand, genau dieses Fass zu greifen, darf er diese Felder vorwärts ziehen. Alle, die ein Fass mit geringerer Steinzahl ergriffen haben, dürfen ebenfalls weiter, kommen aber nicht so schnell voran. Überzieht ein Spieler den Punktwert, muss er aussetzen. Da alle stets beteiligt sind, kommt nie Langeweile auf. Schnell hat man heraus, dass sich dieses Spielprinzip natürlich taktisch einsetzen lässt. Steht die Figur eines Mitspielers genau vor meiner eigenen, suche ich natürlich das Fass mit der 1 und nicht die gewürfelte 7. Da es auf dem Weg ins Ziel Schutzzonen gibt, können diese gezielt angesteuert werden, wenn, ja wenn das alles so einfach wäre mit dem Hören und dem Gefühl für das richtige Gewicht.
ZAPP ZERAPP gehört zu den herausragenden Neuheiten bei den Familienspielen. Mit dem Spiel werden unterschiedliche Sinne angesprochen. Da tut sich was am Spielbrett, da wird nicht gegrübelt, sondern geschüttelt, gehört, gewogen. Das Gefühl spielt mit und das trügt leider sehr oft. Die Chancen auf den Titel „Spiel des Jahres“ 2001 stehen gut.
Wieland Herold
Titel: ZAPP ZERAPP
Autor: Heinz Meister und Klaus Zoch
Verlag: Zoch Verlag
Spieler: 2-4
Alter: ab 6 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 59.- DM
Die Rezension erschien 2001 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 6/2001 R 56/2020
Zum Spiel und zum Autor:
2001 waren DAS AMULETT und CARCASSONNE neben ZAPP ZERAPP nominiert.

Heinz Meister gehört zu den produktivsten und am längsten aktiven Spieleautoren in Deutschland. Mit Blick auf die Anzahl seiner Veröffentlichungen dürfte ihn nur Reiner Knizia und Reinhold Wittig übertreffen. Besonders erfolgreich war und ist Heinz Meister mit Kinderspielen. Mit SCHWEINSGALOPP gewann er 1992 sowohl den „Spiel des Jahres“ Sonderpreis als auch den des Deutschen Spielepreises. Auf diesen war er Anfang der 90er Jahre abonniert, er gewann ihn 1993 für VERFLIXT GEMIXT und 1994 für HUSCH, HUSCH, KLEINE HEXE. Ein Jahr später zeichnete ihn die Jury „Spiel des Jahres“ mit dem damaligen Sonderpreis „Kinderspiel“ für KARAMBOLAGE aus. ZAPP ZERAPP war dann fast wieder ein Doppelerfolg, mit Klaus Zoch zusammen gewann er 2001 den Deutschen Kinderspielepreis und eben die Nominierung.
Das Bild zeigt Heinz Meister mit Synes Ernst bei der Übergabe der Nominierungsurkunde während einer Preisverleihung in Berlin, allerdings nicht 2001, sondern 2005 für DADDY COOL, ein weiteres erfolgreiches Meisterstück.

Klaus Zoch war der kreative Kopf im Duo mit Albrecht Werstein, das 1986 den Zoch-Verlag gründete. Gleich das erste Spiel BAUSACK wurde zum großen Erfolg, die Jury nahm es 1998 mit auf ihre Auswahlliste. Zehn Jahre später gewann Klaus Zoch mit ZICKE ZACKE HÜHNERKACKE den Sonderpreis „Kinderspiel“, was ihm mit BEPPO DER BOCK 2007 ein zweites Mal gelang. Das Bild von Klaus Zoch stammt von dieser Preisverleihung in Berlin.