
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Frodo & Co. - DER HERR DER RINGE
Spielerische Umsetzungen von Büchern und Filmen fristen meist nur ein kurzes Leben hinter der Spieltheke. Die Film- und Buchadaptionen können ihren Vorlagen oft nicht das Wasser reichen, meist sind es nur lieblose Würfelorgien, bei denen die geliebten Akteure als Pappfiguren über den Spielplan laufen. Nichts anderes erwartet man, wenn man von dem Abenteuer des Kosmos-Verlages hört, die Tolkien-Trilogie DER HERR DER RINGE als Spielabenteuer herauszubringen.
Immerhin hat der CATAN-Verlag mit Reiner Knizia einen der angesehensten deutschen Autoren bewegen können, den abwechslungsreichen Buchinhalt zum Spiel zu machen. Immerhin ist es gelungen, den bekanntesten Tolkien-Illustrator John Howe für dieses Projekt zu gewinnen, so dass die üblichen Erwartungen zum Glück enttäuscht werden.
Das Buchthema des ewigen Kampfes der dunklen Mächte gegen das Gute in der Welt ist natürlich das Thema des Spiels. Die Spieler verkörpern das Gute, sie schlüpfen in die Rollen der Hobbits. Frodo & Co. stellen sich dem Kampf gegen Sauron, der mit Hilfe seines Ringes die Herrschaft über Mittelerde und das Auenland übernehmen will. Alle, für die diese Welten kein Buch mit sieben Siegeln bedeutet, werden angetan sein von der Authentizität, die ihnen Knizias Spiel bietet. Alle, die sich nur auf ein Spielabenteuer im Fantasybereich einlassen wollen, werden überrascht über die Friedfertigkeit des Spielablaufs sein. Nur durch gute Teamarbeit bewältigen die zwei bis fünf Hobbits ihre Abenteuer, startend in Beutelsend über Bruchtal, Moria bis zum Schicksalsberg Mordor. Aneinandergelegt bieten die vier Abenteuerspielpläne 300 cm optisches und spielerisches Vergnügen.
Ob die Hobbits bis zum letzten Abenteuer in Mordor vordringen, bei dem letztlich der Ring zerstört werden muss, hängt weitgehend vom guten Zusammenspiel der Spieler ab. Allein kommt keiner durch, nur durch sinnvolle Kooperation, nur durch optimierte Nutzung aller persönlichen Eigenschaften und Ausstattungen, können die Spieler das Spiel gegen Sauron gewinnen.
Die Gattung der kooperativen Spiele schien ausgestorben, Reiner Knizia hat sie mit DER HERR DER RINGE auf erfrischende Weise neu belebt. Wer nicht das Gegeneinander im Spiel sucht, findet in diesem Spiel ein anspruchsvolles und optisch wunderschön umgesetztes Fantasy-Abenteuer, das sehr nah an Tolkiens Welt bleibt.
Wenn 2001 der neue dreiteilige Film in die Kinos kommt, das Buch in verbesserter Übersetzung vorliegt, ist das Feld spielerisch schon auf hohem Niveau vorbereitet.
Wieland Herold
Titel: DER HERR DER RINGE
Autor: Reiner Knizia
Grafik: John Howe
Verlag: Kosmos
Alter: ab 12
Spieler: 2 - 5
Spieldauer: 60 - 90 Min.
Preis: ca. 60,-
Die Rezension erschien 2000 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 6/2000 R 58/2020
Zum Spiel und Autor:

Reiner Knizia, der weltweit produktivste Spieleautor, der auf inzwischen über 700 Spieleveröffentlichungen stolz sein kann, hatte bis 2001 schon einige Auszeichnungen gewonnen, darunter 1993 für MODERN ART und 1998 für EUPHRAT & TIGRIS.
Die besondere Leistung für die spielerische Adaption von DER HERR DER RINGE zeichnete die Jury „Spiel des Jahres“ mit dem Sonderpreis „Literatur im Spiel“ 2001 aus.
2008 erhielt er für KELTIS erstmals den Titel „Spiel des Jahres“ und das gleichzeitig im Doppelpack, da WER WAR’S den blauen Pöppel bekam.
Das Bild stammt aus dem Auszeichnungsjahr vom HERRn DER RINGE und wurde im Februar 2001 am SAZ-Abend in Nürnberg aufgenommen. Die Hut-Partnerin Knizias ist Marieke Hoeber, Redakteurin bei Jumbo.