
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Fackler zum Aldipreis: DIE MAUER
Nicht der zehnjährige Jahrestag des Mauerfalls ist Thema des Spiels DIE MAUER aus dem Zoch-Verlag, sondern – ganz simpel – der Bau einer mittelalterlichen Stadtmauer. Der Autor, Thomas Fackler, ist für hochwertige und teure Spiele bekannt, die preislich in Regionen jenseits der 1000.- DM angesiedelt sind. DIE MAUER ist das erste Spiel, das er bei einem anderen Verlag veröffentlicht hat und das entsprechend preiswert erworben werden kann, ein echter Fackler zum Aldipreis sozusagen.
Auf Metallmauern, Stadttore und Türme müssen die Käufer allerdings verzichten, sie erhalten aber alle Bauteile aus Holz, und das in üblicher Zoch-Qualität.
Drei bis sechs Spieler bauen gemeinsam an einer Stadtmauer. Jeder erhält dazu sieben verschiedene Bauteile, fünf dieser Teile sind Mauerstücke in unterschiedlichen Längen. Außerdem gibt es für jeden noch zwei Sonderbauten: einen Turm und ein Stadttor. Ziel des Spieles ist es, seine Steine so schnell wie möglich an die Mauer anzubauen.
Die Bauregeln machen DIE MAUER besonders, so dürfen zwei Sonderbauten wie Turm und Stadttor nicht direkt nebeneinanderstehen. Im Knobelverfahren wird entschieden, wer bauen darf. Meist schon nach zehn Minuten ist der erste Spieler seine Steine los, genügend Zeit für Folgerunden.
Das hervorragende Holzmaterial, der Knobelreiz und zügige Spielverlauf machen DIE MAUER zu einem Appetitanreger am Beginn eines Spielabends.
Heo
Titel: Die Mauer
Autor: Thomas Fackler
Verlag: Zoch
Spieler: 3 bis 6
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: eine Runde ca. 10 Minuten
Preis: ca. 49.-
Die Rezension erschien 1999 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 5/1999 R 61/2020
Zum Spiel und zum Autor:

Thomas Fackler ist 1991 durch DIE ABTEI DER WANDERNDEN BÜCHER bekannt geworden. Die individuelle Gestaltung mit hochwertigen Materialien machten jedes Spiel zum Unikat, mit dem er damals an der Preisobergrenze von 1000 DM kratzte. Ein Schnäppchenpreis wie sich bald herausstellte, denn die OPER DER SCHWARZEN SPIEGEL konnte er 1993 locker für das Dreifache verkaufen. Augenblicklich liegt der Verkaufspreis seines ersten Spiels bei 3800 Euro. Wer eines der ersten Spiele für 820 DM erworben hat, dessen Einsatz hat sich fast verzehnfacht.

DIE MAUER kostete in der Metall-Fassung Facklers für drei Spieler rund 300 DM, die für sechs damit fast 600 DM und damit das Zwölffache des Preises, den Zoch 1999 verlangte.
Fackler, der 1998 mit dem „Inno-Spatz“ der Stadt Göttingen ausgezeichnet wurde, arbeitete danach ein knappes Jahrzehnt als Spieleredakteur für Prestel. 2001 bekam er für TROIA – DAS SPIEL den Sonderpreis „Geschichte im Spiel“, den die Jury „Spiel des Jahres“ damals vergab. DIE MAUER wurde ebenfalls 2001 für den Deutschen Designpreis Holzspielzeug nominiert.
Aktuell arbeitet der 58järige Fackler als freier Künstler in Aystetten. Zu Beginn des Jahres wurde er mit dem Kunstpreis der Stadt Donauwörth ausgezeichnet.
Das Bild zeigt Thomas Fackler 1992 in Göttingen mit einem der ersten Exemplare der ABTEI.