
Neben dem Kosmos-Verlag und Asmodee ist Noris am längsten aktiv mit Escape-Fällen und Krimirätseln. ESCAPE ROOM – DAS SPIEL ist mit über 20 Folgeprodukten seit 2016 erfolgreich. Aktuell erweitert Noris dieses Spektrum durch die Reihe CRIME STORY, die in Wien startet, und Kartenspiel-Abenteuer in Form von Pocket-Rätseln wie DAS GEHEIMNISVOLLE LABYRINTH.
Für die CRIME STROY-Serie konnten die Fürther mit Peter Prinz einen österreichischen Autor aktivieren, der bisher nur durch das erfolgreiche JENSEITS VON THEBEN aufgefallen war, das 2004 im Eigenverlag Prinz Spiele herauskam und das dann 2007 Queen Games immerhin zu Nominierungswürden für das „Spiel des Jahres“ führte.
Die Regelungen des Erbes des Wiener Millionärs Karl Valten machen Probleme. Nachdem seine Erben sich zur Testamentsvollstreckung trafen, wurde sein Tresor im Arbeitszimmer geknackt und leergeräumt.
Was ist geschehen? Das muss die Ermittlergruppe in überschaubarer Zeit lösen. Das Spiel setzt dabei einen engen Rahmen von 08.30 Uhr bis 17.00 Uhr, wobei pfiffiger Weise die aufgeklappte Spielregel zum Spielplan wird, indem sie einen Überblick über die fünfzehnminütigen Ermittlungsphasen gibt, die eine Holzfigur bilanziert. Das ist geschickt geregelt, da auf der anderen Seite die Familienangehörigen, Angestellte und Freunde nebst dem Testamentsvollstrecker, der ganze Kreis der Verdächtigen, für alle im Blick sind.
Das Spiel läuft kartengesteuert ab. Er lässt Spuren verfolgen, Zeugen befragen, wobei alles Zeit kostet. Was die Ermittler tun, bleibt ihnen überlassen, wobei sie beachten müssen, dass manche Untersuchungen und Befragungen nur zu bestimmten Zeitphasen stattfinden dürfen. Für 17.00 Uhr ist die Pressekonferenz der Wiener Polizei angesetzt und die Ermittler müssen die wichtigsten Fragen dafür beantworten.
56 Karten sind im Spiel, die meisten Aktionen kosten 15 oder 30 Minuten Ermittlungszeit. Sogar in der kürzesten Taktung wird man nicht alle Spuren verfolgen können, wobei Einstimmung und Lösung sechs Karten verbrauchen. Gut geregelt ist, dass teilweise mehrere Stränge verfolgt werden können, die bei größeren Gruppen zu vielschichtigen Aufgaben führen. Die sich entwickelnde Geschichte und die Lösungsfragen ähneln den SHERLOCK-Fällen von Abacus, wobei CRIME STORY die Leitung der Ermittler unbewertet lässt. Das mag man bedauern, dafür liefern drei Lösungskarten genügend Antworten auf alle Fragen, die sich auch auf nicht so einfach zu beantwortende scheinbare Nebensächlichkeiten beziehen.
Die Lösung des Falls erfolgt klassisch deduktiv, indem entscheidenden Spuren nachgegangen wird und alle dann in die Falldiskussion eintreten. Rätsel, wie in den EXIT-Fällen, gibt es in diesem Sinne nicht. Peter Prinz liefert die Basis für gut erzählte Kriminalarbeit mit Spuren und interpretierbaren Zeugenbefragungen. Der erste Fall in Wien ist leichte kriminalistische Kost mit einem überschaubaren Fall, einer guten Zeitregulierung und erzählerischen Stärken, die Wiener Lokalkolorit ins Spiel bringen. Ob das dem österreichischen Autor auch so gut in Berlin und München gelingt, wird man sehen.
Wertung: Gerne morgen wieder in München oder Berlin
Titel: CRIME STORY: VIENNA
Autor: Peter Prinz
Grafik/Design: Andrea Hofbeck
Verlag: Noris
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 1 – 6
Spielzeit: ca. 60 -90 Minuten
Preis: ca. 13 Euro
Spiel 45/2020