
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Kinderspiel des Jahres: KAYANAK
Zum Spielehaushalt fast jeder Familie gehört ein Angelspiel. Bei Neuanschaffungen sollte jeder jetzt ernsthaft überlegen, ob er nicht zu der Eisangel-Variante der Firma Haba greift, die in diesem Jahr für ihr Spiel KAYANAK mit dem Sonderpreis der Jury „Spiel des Jahres“ für das beste Kinderspiel ausgezeichnet wurde.
Dem Spieleautor Peter-Paul Joopen ist eine beeindruckende, innovative Umsetzung des klassischen Spielethemas gelungen. Weg von unseren Seen und Flüssen, verlegt er das Angelabenteuer in die Arktis, in der zwei bis vier Inuit auf Fischjagd gehen. Das ist nicht mehr so einfach, wie innerhalb der vier Pappseiten alter Angelspiele, bei denen man so gut über die Pappwand linsen konnte, um nicht den Stiefel zu angeln. Dicke Eisschichten stehen dem Angelvergnügen entgegen, diese müssen erst aufgehackt werden, bevor der Angelhaken ins Wasser kommt.
Joopen lässt dieses Erlebnis spielerisch zu. Geangelt wird in der Spielschachtel, in der zunächst 90 kleine und große Stahlkugeln – die Fische – verteilt werden. Darüber kommt ein Rahmen, ein weißes Blatt Papier und eine gelochte „Eisplatte“. Zwei Würfel ergeben unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten. Wird die Spitzhacke gewürfelt, kommt das spitze Griffende der Angel zum Einsatz und die Eisdecke darf durchstoßen werden. Lassen Sie die Mitspieler bei den ersten Hackversuchen ins Eis einmal die Augen schließen. Mit etwas Phantasie hört man das platzende Papier wie splitterndes Eis – Spielvergnügen pur! Bei einem gewürfelten Fisch dürfen die Angler ihr Glück mit der Magnetangel in den Eislöchern versuchen. Dazu erlauben die Würfel noch weitere Sonderaktionen, so das Bewegen der Inuit-Holzfiguren auf dem Eis, das Antauen von Eisschollen, die nicht mehr betreten werden dürfen, zusätzlich noch das Zufrieren von bereits aufgehackten Löchern.
Gute Kinderspiele, die sowohl Erwachsenen als auch den Kleinen Freude bereiten, sind rar. Mit KAYANAK bietet der Verlag Haba ein Spielerlebnis an, das auch erwachsene Spieler fasziniert. Das Haba-Spielmaterial trägt ganz wesentlich mit zum Spielvergnügen bei. Spiele sind nicht nur Kulturgut, Zeichen ihrer Zeit, sie vermitteln uns im Idealfall Kenntnisse über andere Kulturen. So ganz nebenbei erfahren die Spieler, dass die Bewohner der Arktis „Menschen“ (Inuit) sind und nicht „Rohfleischfresser“ (Eskimos).
Wieland Herold
Titel: KAYANAK
Verlag: Haba
Autor: Peter-Paul Joopen
Grafik: Anja Dreier-Brückner
Spieler: 2-4
Alter: ab 6 Jahren
Dauer: 20 Minuten
Preis: ca. 49.- DM
Die Rezension erschien 1999 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 8/1999 R 64/2020

Zum Spiel und zum Autor:
Mit fast jedem Spiel, das der 1958 in Düren geborene Peter-Paul Joopen veröffentlicht hat, landete er auf Auszeichnungslisten. KAYANAK war erst sein zweites Spiel, dessen Erfolg der Autor spielerisch so beschreibt. „Da die Spiele also mein Leben bestimmten, versuchte ich etwa zu dieser Zeit »Ein solches Ding« auch einmal selber zu entwickeln. Zuerst führte diese Entscheidung nur »Durch die Wüste«. Da jedoch bekanntlich auch mal ein »Blindes Huhn« ein Korn findet, endete diese Wüste doch noch im »Tal der Könige«.“
Gleich mit dem nächsten Spiel, MASKENBALL DER KÄFER, landete er 2001 erneut in seinem TAL DER KÖNIGE. Seine Erfolgsquote hielt an. Bis heute hat er gerade einmal sechs Spiele veröffentlicht. Die Hälfte davon hat hohe Auszeichnungen gewonnen, zuletzt KAKERLAKAK, das 2013 den Deutschen Kinderspielpreis gewann, den österreichischen Preis „Spiel der Spiele“ und den Toy Innovation Award in Nürnberg.
KAYANAK gewann 1999 ebenfalls den Deutschen Kinderspiele Preis in Essen, das Foto zeigt Joopen auf der Preisverleihung neben den Granden Knizia, Kramer, Kiesling und Alan Moon.

2013 spendierte Haba dem Spiel eine Neuauflage, die Oliver Freudenreich etwas farbenfroher gestaltete.