
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Wer schmeißt denn da mit Lehm?
„Sie unterstützen durch den Kauf dieser Spiele einen innovativen Kleinverlag. DANKE“, weiß gedruckt, auf rotem Grund, macht der Fanfor-Verlag für sich Reklame. Für anspruchsvolle strategische Brettspiele und hochkarätige komplexe Wirtschaftsspiele ist Valentin Herman, Inhaber des Verlags, bekannt und viele haben seinen „innovativen Kleinverlag“ bisher gerne durch den Kauf seiner Spiele unterstützt.
Seine kleine Neuheit kommt schon vom Spieletitel seichter daher. MATSCHIG ist ein „Fun Kartenspiel“, in dem es darum geht, die Mitspieler mit Matsch zu bewerfen, damit sie möglichst viele Schlammpunkte erhalten. Gesucht wird der „Saubermann der Schlammschlachten“, derjenige, der nach drei bis sechs Spielrunden am wenigsten Schlammpunkte aufweist.
Schlamm entsteht bekanntlich aus einer Mischung aus Sand und Wasser. „Perfekter Schlamm“ besitzt gleiche Mischungsanteile, nur solcher Schlamm kann zum direkten Bewurf von Mitspielern genutzt werden. Dazu besitzt jeder sieben Spielkarten; das können Wasser- und Sandkarten sein mit Werten von 1 bis 5 und der 7, aber auch Regenschirmkarten zur Abwehr mit Werten von 1 bis 7 oder weitere Abwehrsonderkarten.
Der Startspieler muss stets eine Sand- und eine Wasserkarte gegen einen Mitspieler ausspielen. Entsteht durch die gelegten Karten „perfekter Matsch“, muss sich der angegriffene Spieler sofort wehren. Wobei jede Sand- und Wasserkarte mit entsprechenden Regenschirmkarten abgewehrt werden kann. Auch Sonderkarten dienen der Abwehr; von ihnen darf stets aber nur eine Karte gespielt werden. So vernichtet die Windkarte den Sand, die Sonnenkarte das Wasser, mit „Ducken“ und „Verteilen“ lässt sich das Schlammgeschoss auf Mitspieler umlenken. Mit der Sonderkarte 13 können immerhin 13 Schlammpunkte absorbiert werden.
Wenn ein Spieler nicht sofort perfekten Matsch ausspielt, also zum Beispiel nur Wasser 5 und Sand 2 legt, kann durch Zwischenwurf der Karte Sand 3 ein beliebiger anderer Spieler den Matschklumpen umlenken. Alle Karten, die nicht abgewehrt werden, sammeln die Spieler in ihrem persönlichen „Schlammpool“ vor sich. Ist der Kartenstapel aufgebraucht und kann kein Schlamm mehr gebildet werden, wird abgerechnet. Alle Punkte werden addiert, nur wer ausschließlich Wasser- oder Sandkarten gesammelt hat, darf seine Punkte halbieren. Das gilt zusätzlich noch für Schnapszahlenergebnisse.
Hermans freiwillige „Schlammselbstkontrolle“ gibt die Kartenschlammschlacht für Kinder ab sechs Jahren frei. MATSCHIG ist ein simples, aber amüsantes Hin und Her mit etwas Rechenarbeit für die Kids.
Wieland Herold
Titel: MATSCHIG
Autor: Valentin Herman
Grafik: Alice Schuh
Verlag: Fanfor Verlag, U2,1a, 68161 Mannheim
Spieler: 3- 5
Dauer: ca. 40 Minuten
Preis : 15.-
Die Rezension erschien 1999 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 9/1999 R 64/2020

Zum Autor:
Gut zehn Jahre unterhielt Valentin Herman seine Fan-Gemeinde mit seichten, teilweise abgedrehten Karten- und komplexen Wirtschaftsspielen und war von 1990 bis 2002 mit seinem FanFor-Verlag regelmäßiger Gast auf der Spiel in Essen.
Er startete 1990 mit NACHT DER DIEBE, bekannt war auch seine jährliche ABI-Reihe, die er 1994 startete. Mit X-PASCH konnte er 1996 immerhin den 8. Platz des À la carte-Preises der Fairplay erreichen.
Auf dem Bild ist Herman mit BRAUEREI, einem seiner großen Spiele, 1996 in Essen zu sehen.

MATSCHIG ist Hermans einziges Spiel, das ein anderer Verlag übernahm. 2012 veröffentlichte es Amigo noch einmal. Elemente des erfolgreichen DRECKSAU-Spiels von Frank Bebenroth nimmt MATSCHIG vorweg, schafft aber nicht dessen Reduzierung aufs Notwendigste.