Samstag, 27. Juni 2020
XE QUEO! – DER IS‘ ES!
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Ein alexisches Spiel: XE QUEO! – DER IS‘ ES!
Der Altmeister der Spieleautoren, der in Venedig lebende Amerikaner Alex Randolph (SAGALAND, TWIXT), feiert 1999 seinen 77. Geburtstag. Deshalb spielt die Zahl „7“ auch eine besondere Rolle in seinem neuesten Spiel XE QUEO! – DER IS‘ ES!: 7x 7 Spielfelder mit 7 verschiedenfarbigen Spielfiguren, die jeder bewegen darf, 7 Goldringe, von denen stets einer im Spiel ist, und für jeden Spieler 7 Farbkärtchen.
Keine opulente, aber eine ausreichende Ausstattung für ein taktisches Bluffspiel. Die Spielfiguren werden beliebig auf den 49 Feldern verteilt, auf ein Feld wird einer der Goldringe gelegt. Diesen gilt es zu erwerben. Dazu legt jeder Spieler vorher geheim einen Spielstein fest, mit dem er diesen Ring erobern möchte. Danach bewegen die beiden Spieler abwechselnd die Spielfiguren immer näher an den Ring heran. Sie dürfen die Figuren ein Feld weit ziehen oder wie beim HALMA springen. Schafft man es, seine vorher festgelegte Figur als erster in den Ring zu setzen, erhält man diesen. Alles wäre dabei ganz einfach, wenn nicht der Gegner ein zu offensichtliches Vorpreschen in Richtung des Ringes mit dem Titel des Spieles XE QUEO! – DER IS‘ ES! kontern könnte. Stimmt dessen Vermutung, erhält er nämlich den Ring.
Venezianischer Titel, venezianischer Autor – ein alexisches Spiel. Randolph hat mit dem unauffälligen, kleinen Spielchen wieder einmal seine Klasse bewiesen. Seine besten Spiele zeichnen sich stets dadurch aus, dass ein minimaler Regelaufwand einen maximalen Spielspaß hervorbringt.
Teilhaben an dem Spaß mit dem bei Drei Magier Spiele erschienen XE QUEO! – DER IS‘ ES! können zwar nur zwei Spieler, es eignet sich aber auch gut als kleines Turnierspiel in größeren Spielerunden.
Wieland Herold
Autor: Alex Randolph
Verlag: Drei Magier Spiele
Grafik: Johann Rüttinger
Preis: ca. 25 DM
Spieler: 2
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 10 Minuten
Die Rezension erschien 1999 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 13/1999 R 69/2020
Zum Autor:
Alex Randolph war der Kosmopolit unter den Spieleautoren. 1922 in Böhmen geboren. Seine Mutter stammte aus Colorado, sein Vater war Russe. Schon als Kind lebte er mehrere Jahre in Venedig, bevor er als Zehnjähriger in ein Schweizer Internat geschickt wurde. Ein Jahr vor dem Zweiten Weltkrieg ging die Familie zurück in die USA. Während des Krieges arbeitete er am Entschlüsseln feindlicher Codes.
Nach dem Krieg lebte er als Werbetexter und Romancier in Boston, bevor er 1961 mit Pentomino-Steinen sein erstes Spiel veröffentlichte. Randolph siedelte dann nach Wien um, spielte dort im Café Hawelka TWIXT mit Herbert Feuerstein, das bald als 3M-Spiel in einer edlen Buchschuberausgabe erschien und ihm einen mehrjährigen Aufenthalt in Japan finanzierte. Mitte der 70er Jahre fand der Spieleautor nach Venedig zurück, wo er 2004 starb.
Anfangs entwickelte er, inspiriert durch die Japanreise, hauptsächlich taktische Spiele für zwei, wie EVADE, BUFFALO und GEISTER. In den 80er Jahren erfand er erfolgreich viele Familienspiele wie SAGALAND, „Spiel des Jahres“ 1981, das er zusammen mit seinem engen Freund Michael Matschoss entwickelte, der sich inzwischen um sein spielerisches Erbe kümmert. Es blieb zwar sein einziges „Spiel des Jahres“, für GUTE FREUNDE (1989) gewann er den ersten Sonderpreis „Kinderspiel“, was er mit LEINEN LOS! 1997 noch einmal wiederholte. INKOGNITO (1988) und VENICE CONNECTION (1996) bescherten ihm den Sonderpreis „Schönes Spiel“.
In den 90er Jahren arbeitete Randolph eng mit Johann Rüttinger zusammen, der auch XE QUEO! – DER IS‘ ES! in sein Programm nahm. Posthum veröffentlichten Rüttinger und Kathi Kappler 2012 das lesenswerte Buch Randolphs „Die Sonnenseite. Fragmente aus dem Leben eines Spieleerfinders“.
In seinem 68. Lebensjahr wird der Philosoph unter den Spieleautoren mit dem Göttinger SPATZ ausgezeichnet, außerdem erhält er 1992 einen Sonderpreis für sein Lebenswerk beim Deutschen Spielepreis. Randolph gilt neben Sid Sackson als einer der ersten Spieleautoren, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Er hat schon in den 70er Jahren dafür gesorgt, dass Autorennamen auf den Schachteln auftauchten.
Das Bild zeigt Randolph 1989 in Essen bei dem legendären Zusammentreffen mit Wolfgang Kramer und Sid Sackson zu einer Partie CAFÉ INTERNATIONAL, an der auch der Autor Rudi Hoffmann teilnahm (hier nicht mir im Bild).
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