
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
CIAO, CIAO und ab geht’s in den Dschungel
Dem Drei Magier Spieleverlag ist wie schon bei VENICE CONNECTION ein wundervolles Kunstobjekt mit CIAO, CIAO ... gelungen. Die quadratische Spieleschachtel liefert das passende Ambiente, eine Dschungellandschaft mit fleischfressenden Pflanzen. In diesem gefährlichen Wirrwarr möchte man nicht untergehen.
Eben das blüht ständig den kleinen Holzpöppeln, die sich über eine Dschungelbrücke vorwärtsbewegen. Der Spielmotor beruht auf einem Bluff-Prinzip. In einer kleinen Dose mit durchsichtigem Deckel steckt ein Würfel, der vorgibt, wieviel Felder die eigenen Spielfiguren vorankommen. Zwei Kreuze auf den Würfelseiten signalisieren aber die Absturzmöglichkeit.
Da gilt es, kräftig den anderen etwas vorzuschwindeln, in der Hoffnung, dass man überzeugend lügen kann. Ein kleines, nettes Spielchen zum Aufwärmen in äußerst attraktiver Verpackung, hervorragend als Mitbringsel geeignet.
Wieland Herold
Titel: CIAO CIAO …
Verlag: Drei Magier Spiele
Autor: Alex Randolph
Grafik: Johann Rüttinger
Spielerzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 15 Minuten
Preis: ca. 25.- DM
Die Rezension erschien 1998 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 5/1998 R 70/2020

Zum Autor:
Alex Randolph war der Kosmopolit unter den Spieleautoren. 1922 in Böhmen geboren. Seine Mutter stammte aus Colorado, sein Vater war Russe. Schon als Kind lebte er mehrere Jahre in Venedig, bevor er als Zehnjähriger in ein Schweizer Internat geschickt wurde. Ein Jahr vor dem Zweiten Weltkrieg ging die Familie zurück in die USA. Während des Krieges arbeitete er am Entschlüsseln feindlicher Codes.
Nach dem Krieg lebte er als Werbetexter und Romancier in Boston, bevor er 1961 mit Pentomino-Steinen sein erstes Spiel veröffentlichte. Randolph siedelte dann nach Wien um, spielte dort im Café Hawelka TWIXT mit Herbert Feuerstein, das bald als 3M-Spiel in einer edlen Buchschuberausgabe erschien und ihm einen mehrjährigen Aufenthalt in Japan finanzierte. Mitte der 70er Jahre fand der Spieleautor nach Venedig zurück, wo er 2004 starb.
Anfangs entwickelte er, inspiriert durch die Japanreise, hauptsächlich taktische Spiele für zwei, wie EVADE, BUFFALO und GEISTER. In den 80er Jahren erfand er erfolgreich viele Familienspiele wie SAGALAND, „Spiel des Jahres“ 1981, das er zusammen mit seinem engen Freund Michael Matschoss entwickelte, der sich inzwischen um sein spielerisches Erbe kümmert. Es blieb zwar sein einziges „Spiel des Jahres“, für GUTE FREUNDE (1989) gewann er den ersten Sonderpreis „Kinderspiel“, was er mit LEINEN LOS! 1997 noch einmal wiederholte. INKOGNITO (1988) und VENICE CONNECTION (1996) bescherten ihm den Sonderpreis „Schönes Spiel“.
In den 90er Jahren arbeitete Randolph eng mit Johann Rüttinger zusammen, der auch XE CIAO CIAO … in sein Programm nahm. Posthum veröffentlichten Rüttinger und Kathi Kappler 2012 das lesenswerte Buch Randolphs „Die Sonnenseite. Fragmente aus dem Leben eines Spieleerfinders“.
In seinem 68. Lebensjahr wird der Philosoph unter den Spieleautoren mit dem Göttinger SPATZ ausgezeichnet, außerdem erhält er 1992 einen Sonderpreis für sein Lebenswerk beim Deutschen Spielepreis. Randolph gilt neben Sid Sackson als einer der ersten Spieleautoren, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Er hat schon in den 70er Jahren dafür gesorgt, dass Autorennamen auf den Schachteln auftauchten.
Das Bild zeigt Randolph diesmal 1995 auf dem Autorentreffen in Göttingen zusammen mit der Ravensburger Redakteurin Charlotte Huber, sie spielen einen Nachfolger des alten Klassikers CORONA, der einst 1974 bei Ravensburger erschienen ist.