
Mit FAIRY TRAILS bewegt sich Uwe Rosenberg auf ausgetretenen Pfaden, nicht auf denen, die mit Pentominos gepflastert sind, sondern auf den Spuren von Räubern und Rittern in CARCASSONNE, nur dass es Elfen und Zwerge sind, die keine Städte, sondern nur Hütten bauen.
FAIRY TRAILS ist ein einfaches taktisches Legespiel, dessen Reiz sich aus einem vielschichtigen Wegegewusel eines Zauberwaldes ergibt. Das Wirrwarr hebt in Rosenbergs Idee den Anspruch, denn der Ablauf ähnelt doch arg der Kinderfassung von Wredes Legespiel. Auf den quadratischen Kärtchen sind Wege abgebildet. Wird ein solcher über mehrere Karten verlaufender Weg durch das Legen eines Plättchens abgeschlossen, dürfen alle Spielsteine ablegen, sofern auf diesem Weg Hütten ihrer Farbe abgebildet sind. Wer zuerst alle seine Steine setzen konnte, gewinnt das Spiel. Wenn ich Hütten durch Kinder ersetze, liefere ich exakt die Regelerklärung für DIE KINDER VON CARCASSONNE von Marco Teubner.
Der Unterschied bei Rosenberg besteht nicht nur im vielfältigeren Wegesystem, sondern in größerer Vielfalt durch das Doppler-Prinzip. So gibt es zwei Wegefarben für Elfen und Zwerge getrennt und zwei Handkarten zur Auswahl, die mehr Optionen ermöglichen. Die klare Wegegrafik im Kinderspiel ist eher einer organischen Wegestruktur gewichen, die zum magischen Wald gehört. Hier passt wirklich jede Karte an jede und unterliegt daher deutlich weniger Zwängen als die Kartenablage in CARCASSONNE. Wichtig sind in FAIRY TRAILS viele knospenähnliche Knubbel, die Abschlüsse von Wegen symbolisieren, wichtig sind aber auch öffnende Kreuzungen, die das Beenden von Wegestrukturen nicht einfach machen.
Daher ergibt sich aus dem wechselseitigen Legen der Kärtchen stets ein individuelles Basteln am eigenen Wegenetz, zusätzlich aber ein destruktives Erweitern des gegnerischen Netzes. Da kann man an kurzen Wegen arbeiten, die meist nur zum Anschluss einer Hütte führen, da kann man sich aber ebenfalls am großen Rundumschlag versuchen, der auf einen Schlag den Bau von sechs oder sieben Häusern zulässt. Die Vielfalt führt mit den wachsenden Ansprüchen aber auch zu Problemen. Die Übersicht über die Wegestruktur zu behalten, fällt sogar geübten Spielern nicht leicht. Da alles passend gemacht ist, sind die Anlegeoptionen deutlich vielfältiger als beim Vorbild, da kann man schon ins Grübeln kommen. FAIRY TRAILS hat zwar einfache Regeln, spielt sich aber gar nicht so schnell.
Rosenbergs Idee ergibt ein anspruchsvolles Legespiel, das hohe interaktive Qualitäten besitzt. Die destruktiven Ansätze sind erheblich höher als bei CARCASSONNE, dort gibt es ein Gerangel um Mehrheiten, um das Einklinken in noch offene Stadtstrukturen, hier gilt es, Abschlüsse zu verhindern, Wegesysteme offen zu halten. Das besitzt seinen Reiz, zumal die Umsetzung durch Paperlane Games, die HUCH! vom Material und der Grafik her direkt übernommen hat, gelungen ist.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: FAIRY TRAILS
Autor: Uwe Rosenberg
Grafik/Design: Nicolas Demers
Verlag: HUCH!
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 1 – 2
Spielzeit: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 18 Euro
Spiel 48/2020