Samstag, 4. Juli 2020
RAMEN INK
Daryl Chow ist der Chefdesigner von Origame, einer Brettspielfirma in Singapur. Mit Vertriebs- und Einzelhandelspartnerschaften in Taiwan, Korea. und Japan will Origame eine asiatische Gemeinschaft von Brettspieldesignern, sozialen Innovatoren und Künstlern aufbauen, um das Konzept asiatischer Brettspiele zu destillieren und neu zu definieren. In Europa entwickelt sich anscheinend eine enge Kooperation mit Jumbo. Der holländische Verlag brachte 2018 das recht erfolgreiche OVERBOOKED von Chow heraus und lässt aktuell ANIMAL RESCUE und RAMEN INK folgen.
Im letzten Spiel geht es um leckere japanische Nudelsuppen, die „Ramen“ genannt werden. Spezialist für diese Suppen ist Meisterkoch Sango, dem es sogar gelingt, die widersprüchlichsten Wünsche seiner Gäste zu erfüllen. Wichtig ist allerdings, dass seine Küchenhilfen gut arbeiten.
RAMEN INK gehört in die neue Sparte der Flip&Write Spiele, wobei Suppenzutaten für Bestellwünsche in sechs Runden immer wieder neu aufgedeckt werden. Acht Bestellungen liegen vor, die sich am ausgeprägtem Lieblingsgeschmack der Kunden orientieren. Da gibt es Gäste, die wollen nur Eier in ihrer Nudelsuppe haben, andere lieben Doppelkombis von beispielsweise Fischpaste und Seetang, die Vielesser mögen fast alles, haben aber eine Apathie gegen eine einzige Zutat, schließlich entscheiden sich die Food-Stylisten ausschließlich für Doppel-Kombis oder Trios. Schon die Teilerfüllung von Wünschen bringt Gewinnpunkte, besser sind aber volle Suppenschüsseln mit insgesamt sechs Zutaten, da es dafür Boni gibt. Wenn eine Zutat nicht passt, landet sie im Abfalleimer. Das ist anfangs nicht schlimm, aber ab der dritten Entsorgung gibt es Minuspunkte. Mit acht weggeworfenen Eiern und Schweinefleischresten ist Schluss im Korb, dann verhagelt der Rest die Suppenkombination.
Die Hauptanforderung in RAMEN INK ergibt sich in der logistischen Küchenleistung. Alle Bestellungen liegen rundum die Spielschachtel aus. Damit sind die Teller definiert, in denen die Küchengehilfen Eintragungen für jede Schüssel vornehmen. Die aufgedeckten Zutatenkarten, stets eine mehr als Mitspieler vorhanden sind, ergeben bei zwei Zutaten eine beliebige Schüsselzuordnung, bei drei müssen diese aber nebeneinanderliegend in die Schalen gezeichnet werden. Da nur sechs Runden gespielt werden, können in die maximal 48 Suppenfelder theoretisch höchstens 36 Zutaten eingetragen werden. Realistisch sind aber nur 30 Einträge, die allerdings durch das Erreichen von Bonusfeldern etwas erhöht werden können. Effektiv sollte man daher möglichst oft drei Zutaten eintragen. Punkteträchtiger kann die Entscheidung für die zwei beliebig einzutragenden Suppenergänzungen sein. Wenn reihum sich alle für eine Zutatenkarte entschieden haben, muss die letzte Karte von allen übernommen werden.
Zur logistischen Planung gehört es, den Zeitdruck in einer Küchenarbeit zu berücksichtigen, denn die Gäste auf den ersten Plätzen warten nicht so lange. Nach der dritten Runde ist der erste Gast schon verschwunden und die Ergebnisse für seinen Teller werden ausgewertet, es folgen der zweite und dritte Besucher in den nächsten beiden Runden, bevor für alle die Schüsseln begutachtet werden. Je nach Anfangsvorgabe der Zutaten, kann es daher Sinn machen, den ersten Gast links liegen zu lassen, um sich auf die restlichen Wünsche zu konzentrieren, denn eine volle Schüssel wird er nur in ganz raren Fällen vorgesetzt bekommen.
Nach der sechsten Runde kommt der Küchenchef und zieht die Arbeitsbilanz, schaut sich die Abfallbehälter an, wertet jede einzelne Nudelsuppe und vergibt eventuell auch noch Bonuspunkte. Wer gewinnt, wird Sous Chef im RAMEN INK.
Daryl Chows Idee hält die Balance zwischen gezielter Planung und Glück. Da für jede Runde alle Karten im Blick sind, lassen sich Optionen offenhalten, der Vorteil liegt aber beim ersten Spieler, der auf die besten Zutaten zugreifen kann. Abhängig von der Spielerzahl funktioniert das gut zu zweit und zu dritt, klappt aber nicht mehr in Partien mit vier oder fünf Spielern. In Vollbesetzung hat so der Startspieler gleich zweimal den ersten Zugriff, alle anderen nur einmal. Für Nachteilsausgleich sorgt der Autor nicht, empfehlen kann ich RAMEN INK daher nur in den kleinen Runden mit zwei oder drei Spielern. Die Regel sieht es zwar nicht vor, aber Daryl Chows Spiel lässt sich gut auch alleine spielen.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: RAMEN INK
Autor: Daryl Chow
Grafik/Design: Markus Erdt
Verlag: Jumbo
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 – 5
Spielzeit: ca. 15 - 20 Minuten
Preis: ca. 12 Euro
Spiel 48/2020
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks
Kommentare
Ansicht der Kommentare:
(Linear | Verschachtelt)
Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.