Mittwoch, 8. Juli 2020
ZEN GARDEN
Für den griechischen Spieleerfinder Mike Georgiou ist ZEN GARDEN von Queen Games die erste Spieleveröffentlichung. Wie in Kieslings MYABI (Haba) basteln wir bei Georgiou an einem idealen Garten der Ruhe. Ging es bei dem AZUL-Autor um höhenträchtige Wertungen, lebt das Queen Games Spiel von einer extrem hohen Wertungsvarianz, die ZEN GARDEN nie langweilig werden lässt.
Jeder der bis zu vier Gartenbauarchitekten hat ein Gartentableau vor sich, das in einem 4x4-Raster 16 von 90 potentiellen Gartenplättchen aufnimmt. Außerdem dient eine Randleiste der Finanzbilanz, denn lohnende Plättchen kosten manchmal Geld. Alle bedienen sich dabei aus einem Auswahltableau mit 3x4 Plättchen, wobei der Zugriff auf die unterste Reihe ohne Kosten abläuft, die darüber kostet eine Münze und die Plättchen aus der obersten Reihe gar zwei.
Was man nimmt, um es stets angrenzend zu legen, hängt von wiederkehrenden und sich verändernden Wertungsvorgaben ab. Die Plättchen haben sechs verschiedene Bodenstrukturen von Sand über Kies bis zu einer Kirschblütenauslage. Außerdem gibt es drei verschiedene Wegerundungen, die ebenfalls über ihren Belag definiert sind. Hier taucht erneut Sand auf, aber es gibt auch Holzstege und Steinwege. Jedes Plättchen ziert zusätzlich ein Gebäudeteil, Statuen oder Tiere. Fünf sogenannte „Dekore“ sind im Spiel, da gibt es den Kranich oder den Buddha neben der Ruhebank.
Bei jeder Wertung wissen die Spieler nur, dass geschlossene Rundwege mit identischem Bodenbelag Punkte bringen und möglichst viele Dekore einer Sorte. So gibt es für vier Rundwege 15 Gewinnpunkte, ab sechs Dekoren gewinnt man drei Siegpunkte, zehn bringen 13 Punkte. Die speziellen Vorlieben des Kaisers unterliegen Schwankungen und können kräftig ausgebaut werden. Im Grundspiel werden kleine und große Vorlieben des Monarchen gewertet, wobei die Wertungsplättchen in jeder Partie immer wieder neu gezogen werden. Jede Plättchenvorgabe bei der kleinen Vorliebe bringt so einen Punkt, der sich bei der großen Vorliebe verdoppelt. Bei einer Mehrheitswertung gibt es acht Punkte für den Spieler, der die meisten Karten der vorgegebenen Plättchenart in seinem Garten verbauen konnte. Schließlich liebt der Kaiser Details, wer diese Vorliebe nicht genügend beachtet, kann sogar Minuspunkte bekommen. Die Wertungspagode wächst bis in die fünfte Etage, sodass für Experten dann zusammenhängende Bodenflächen, die zusätzlich noch minimalistisch auf wenige Arten reduziert sind, eine Rolle spielen. Kleine Wettläufe innerhalb des Spiels bringen Auftragswertungen in der vierten und fünften Etage, die jeweils für den ersten fünf Siegpunkte bedeuten, wenn Doppelkombinationen an Vorlieben mindestens viermal in der eigenen Auslage vorkommen.
Neben der Wertung ist die Geldbilanz im Blick zu behalten. Wer seine zwölf Starttaler für sechs ganz teure Kärtchen losgeworden ist, müsste das restliche Spiel sich nur noch aus der unteren Reihe bedienen. Damit es nicht dazu kommt, kann man zwischendurch seinen Geldvorrat aufbessern. Vier identische Dekorelemente in Reihen, Spalten oder Diagonalen bringen drei extra Taler.
Trotz Vielschichtigkeit bei der Wertung ist ZEN GARDEN ein einfaches Familienspiel, dessen Ablaufstruktur Achtjährige schon schnell im Griff haben. Karten nehmen, manchmal bezahlen, dann in der eigenen Auslage platzieren und dabei mindestens die Grundwertungen im Blick behalten. Sobald jeder ein Kärtchen hat, wird die Auslage komplettiert, wobei die kostenfreie untere Reihe leergeräumt wird und alle anderen Plättchen nach unten rutschen. Der Startspieler wechselt, sodass der nächste Gartenarchitekt den Erstzugriff auf die neue Auslage hat. Nach 16 Runden, einer knappen halben Stunde, ist Schluss und die jeweiligen Vorgaben werden ausgewertet. Dazu wird das Auswahltableau einfach umgedreht.
ZEN GARDEN ist kein besonders originelles Legespiel, wird aber speziell durch den wachsenden Schwierigkeitsgrad und die hohe Variabilität bei den Wertungen. Die damit verbundenen Vernetzungen beim Gartenbau sind herausfordernd. Als einfaches Familienspiel funktioniert es gut in der Grundausstattung, wer stärker gefordert sein möchte, stockt seine Wertungspyramide einfach auf. Das ist auch optisch gelungen von Queen Games umgesetzt. Besonders im Duell gefällt mir dieses erste Spiel von Mike Georgiou gut, da spielt das Glück bei der Kartenauswahl keine so große Rolle wie in Partien, in denen sich vier Architekten um die Gunst des Kaisers streiten.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: ZEN GARDEN
Autor: Mike Georgiou
Grafik/Design: Dennis Lohausen
Verlag: Queen Games
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 20 - 40 Minuten
Preis: ca. 40 Euro
Spiel 50/2020
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