Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Von der Ausstattung opulent wird die Flucht einer afrikanischen Königin, AURA POKU, in dem gleichnamigen Spiel dargestellt. Das Spiel hat der Göttinger Spieleerfinder Reinhold Wittig erfunden und der Berliner Blatz-Verlag traumhaft schön umgesetzt. Wie in Wittigs Originalen spielt wertiges Material mit, große Figuren, Holzmaterialien und Golddruck, da wirkt der 6er Würfel schon fast profan.
Die Spieler befinden sich auf den Spuren Aura Pokus und versuchen, möglichst schnell in ihren rettenden Dorfgral zu gelangen. Sie sind auf der Flucht vor Auras Bruder und folgen einem mäandernden Weg, der aber an Opferplätzen abgekürzt werden kann. Das wird zum Teil kooperativ ausgehandelt, zum Teil aber auch solo durchgeführt. Wer den ganzen Weg geht, bekommt Belohnungen im Quellbereich der Flüsse. Sobald alle Hütten im rettenden Dorf besetzt sind, endet das Spiel, vorzeitig kann der böse Bruder aber auch das Spiel beenden.
Etwas taktische Planung, Würfelglück und Verhandlungsgeschick sind in diesem Spiel die Voraussetzungen für den Sieg. Optisch und spielerisch gehört AURA POKU mit zu den schönsten Spielen des 94er Jahrgangs.
(Wieland Herold)
SPIELETELEGRAMM
Titel: AURA POKU
Verlag: Blatz
Autor: Reinhold Wittig
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Preis: ca. 59 DM
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 3/1994 R 79/2020
Informationen zum Autor:
Über den Göttinger Geologen, Puppenspieler, Künstler und Spieleerfinder ließen sich Seiten füllen. Ich halte mich an dieser Stelle kurz:
Reinhold Wittig, der 83jährige Erfinder des Spieleautoren Treffens in Göttingen, entwickelt seit 1958 Spiele. 1976 gründete er seinen Kleinverlag Edition Perlhuhn, der mit Skaiplänen und Spielen in der Rolle bekannt wurde.
Zu seinen bekanntesten Spielen gehört die Würfelpyramide DAS SPIEL (1980 mit dem Sonderpreis Schönes Spiel ausgezeichnet), das heute immer noch von Abacus vertrieben wird. Für WIR FÜTTERN DIE KLEINEN NILPFERDE und MÜLLER & SOHN bekam er ebenfalls diese Auszeichnung, für die Grafik war jeweils sein Sohn Matthias verantwortlich. Seine ästhetischen Maßstäbe für Spielmaterial und Optik haben maßgeblich dazu beigetragen, dass der einfache Pöppelalltag aus den Spieleschachteln verschwand. Den Kosmos-Verlag brachte er durch edle Spiele in der Reihe mit der Feder voran, darunter auch eigene Veröffentlichungen wie MARITIM, das 1987 Chancen auf das Spiel des Jahres hatte. In den 90er Jahren prägt seine Handschrift die Spiele von Blatz. KULA KULA und DOCTOR FAUST aus diesem Verlag bekamen ebenfalls den Preis für das Schöne Spiel. Die ganz großen Erfolge blieben dann zwar im neuen Jahrtausend aus, immerhin landete CORNU 2007 auf der Empfehlungsliste der Kinderspieljury und MOGULI erhielt 2013 eine MinD-Würdigung.
Die Organisation des Autorentreffens hat Wittig 2016 an die SAZ übergeben, in seiner Edition Perlhuhn unterstützt ihn seit letztem Jahr Timo Diegel.
Das obere Bild ist ein Prototyp des vorgestellten Spiels aus dem Jahre 1994, das untere Bild zeigt Reinhold Wittig 1995 auf „seinem“ Autorentreffen.