
TIEFSEEABENTEUER dürfte das bekannteste Spiel von Oink Games sein. Die risikoreiche Schatzsuche auf der Basis eines gemeinsamen Sauerstoffvorrats war ein spannendes Würfelspiel, dem man einen gewissen Tiefgang nicht absprechen konnte. Niemand hat sich 2016 die Frage gestellt, was denn nun mit den ertauchten Schätzen geschehen ist. FLOTSAM FIGHT beantwortet uns aktuell diese Frage.
Tomoyuki Maruta, der ausnahmsweise Spieleautor sein darf und nicht Jun Sasaki, der Verlagschef der Oink Games, setzt die Schätze erneuten Gefahren aus. Ein pazifischer Wirbelsturm bedroht das Schatzschiff, das zu sinken droht. Das einsetzende „Rette sich, wer kann!“ gilt im besonderen Maße den Schätzen, die theoretisch in acht Rettungsbooten untergebracht werden müssen.
Diese Boote besitzen die Eigenart, dass sie mathematischen Gesetzen folgen. Da kann niemand im Chaos des Sturms seine Schatzkarten beliebig verteilen, sondern sucht in den Bootsnummern nach Teilern für seine wertvolle Fracht. Wer die kostbare Statue mit dem Wert 93 besitzt, bekommt diese nur in dem 3er-Boot unter, denn einen anderen Teiler der zu den Bootsnummern zwischen 3 und 10 passt, gibt es nicht. Das zweite Bootsgesetz lautet, in ein schon belegtes Boot kommen nur noch Schätze, deren Wert höher ist, als der der zuletzt gelegten Karte. In das 3er-Boot würde dann nur noch die 96 gelegt werden können, sofern sie überhaupt im Spiel ist. Noch ärgerlicher ist, dass nicht einmal alle acht Boote zur Rettung der Schätze taugen, die Spielerzahl definiert die Anzahl der beladbaren Rettungsschiffe. Im Spiel zu dritt sind es damit nur drei Boote. Kann nur noch einer legen, werden sie leergeräumt und es stehen potentiell wieder alle acht Rettungsschiffe zur Verfügung. Prall gefüllt, wie die Oink-Schachteln, sind die Boote jedenfalls nie. Wenn einer seine Karten loswerden konnte, endet die Runde. Der Gewinner wird mit zwei Siegpunkten belohnt, die anderen vergleichen ihre höchsten Karten miteinander. Der Besitz der wertvollsten Karte wird mit einem Minuspunkt geahndet, wer die niedrigste Karte vorweisen kann, erhält immerhin noch einen Gewinnpunkt. In dieser Weise werden insgesamt drei Rettungsrunden gespielt, bis überprüft wird, wer am Ende am besten dasteht.
Zehn Schatzkarten müssen meistens in Sicherheit gebracht werden, wobei die Erstsortierung möglichst nach den Teilern vorgenommen wird. Maruta verlangt keine mathematischen Grundkenntnisse, sondern liefert alle potentiellen Bootsteiler markiert gedruckt auf jeder Karte. Schätze wie die 72 mit fünf Teilern kann man erst einmal außer Acht lassen. Schwieriger wird es bei allen Karten mit nur einem Teiler, da ist es dann doch hilfreich, dass jeder ein Boot zur Belegung nutzen kann. Bei solchen Karten macht es auch Sinn, hohe Werte gleich auszuspielen, um andere zu blockieren, dabei sind nie alle Karten im Spiel, sodass sich nichts endlich berechnen lässt.
FLOTSAM FIGHT ähnelt Kramers 6 NIMMT! Da sind einmal die Zahlenkarten, die beschränkten Ablagemöglichkeiten und die Notwendigkeit der steigenden Zahlenreihen. Das Einkassieren von ganzen Reihen bei Überfüllung entfällt, dafür muss im Oink Spiel oft frühzeitig gepasst werden. Die mathematischen Teiler verhindern die Gradlinigkeit, die Kramers Spiel auszeichnet, trotzdem taugt Marutas Idee für eine Rettungspartie zwischendurch. Dabei reicht es auch, wenn man nur eine Runde spielt und auf die unnötigen Wertungsberechnungen verzichtet.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: FLOTSAM FIGHT
Verlag: Oink Games
Grafik: Hiroko Izumida
Autor: Tomoyuki Maruta
Spielerzahl: 2 - 6
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 20.- Euro
Spiel 60/ 2020