Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
CROSS-CITY ist ein Wildwest- und Abenteuerspiel für drei bis sechs Spieler ab 9 Jahren. Wer dem Spiel Böses will, wird es als MONOPOLY-Verschnitt abqualifizieren. Mit seinen liebevollen, teilweise ironischen, aber auch im positiven Sinne naiven Zeichnungen vermittelt es die Atmosphäre eines toll gemachten Spieleprototypen.
Nichts ist perfekt von der Verlagsstange, obwohl die Firma Hermes-Spiele es von Ravensburger hat produzieren lassen. Wer sich durch die lange Spielregel durchgearbeitet hat, ein wirklich mühsames Geschäft, dem eröffnet sich echte Wildwestatmosphäre: Der Zug nach Westen kann beginnen, auf zum Goldwaschen, aber auch zur harten Arbeit auf der Ranch.
CROSS-CITY will aufgebaut werden! So ganz legal geht es dabei nicht zu, aber wenn der Sheriff nicht gerade zur Whiskeyflasche greift, schnappt er auch schon mal einen Banditen.
Rudolf Ehm, der Autor dieses Spiels, hat für alle Spielfreunde, die sich dem Würfelglück gern noch aussetzen mögen, ein wunderschönes Spiel geschaffen, für das man sich aber mindestens anderthalb Stunden Zeit nehmen muss und das wegen der Materialfülle auch nicht ganz billig ist.
(Wieland Herold)
Spieletelegramm:
Titel: CROSS-CITY
Verlag: Hermes Spiele , Weserstr.4, 26603 Aurich
Autor: Rudolf Ehm
Grafik: Heidemarie Ehm
Spielerzahl: 3-6
Alter: ab 8 Jahre
Spieldauer: ca. 90 Minuten
Preis: ca. 89.- DM
Die Rezension erschien 1996 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Spiel 20/ 1996 R 116/2020
Zum Spiel und zum Autor:
Rudolf Ehm war Anfang der 90er Jahre ein äußert produktiver Spieleautor, dem wir rund 40 Veröffentlichungen verdanken. Die meisten seiner Spiele sind in liebevoll gefertigten Kleinstauflagen in dem Verlag JoJo-Spiele, den er 1989 zusammen mit seiner Frau Heidemarie gegründet hat, erschienen. Heidemarie Ehm war für die phantasievolle grafische Gestaltung seiner Spielideen zuständig, sie brachte durch ihre Zeichnungen Atmosphäre in seine klar strukturierten taktischen und strategischen Spiele, sie entwarf fantastische Welten für seine märchenhaften Kinderspiele, sie gestaltete die Materialien für seine großflächigen Holzspiele und seine Marionettenspielereien. Fünf Jahre nach der Verlagsgründung starb die gestalterische Seele der JoJo-Spiele. Für Rudolf Ehm ein Schicksalsschlag, den er nicht richtig überwinden konnte.
Eins seiner besten Spiele, SCHLANGENTWIST wurde bei dem bekannten internationalen Wettbewerb für Spieleautoren in Boulogne-Billancourt in Frankreich 1995 mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. In dem Spiel für zwei bis vier Spieler, das er 1991 erfunden hat, suchen sich Holzschlangenköpfe den passenden Unterbau. Je nach schwarz-weiß-Musterung der zu sammelnden Holzsteine können dabei Warteschlangen, Brillenschlangen, Autoschlangen und weitere vier Schlangentypen entstehen. Ein verzwicktes taktisches Spiel, bei dem jeder Spieler seine drei Schlangenköpfe geschickt bewegen muss, um noch fehlende Farbkombinationen für seinen Schlangenkörper einzusetzen. Die berechtigte Hoffnung auf einen Verlagsvertrag blieb nach dieser Anerkennung im Ausland leider aus.
Im gleichen Jahr kooperierte Ehm aber mit dem Auricher Uwe Wibben, der 1996 das damals bekannteste JoJo-Spiel, CROSS CITY ODER RAUCHENDE SOCKEN in seinem Verlag Hermes -Spiele herausbrachte. Danach gab es nur noch eine kurze Kooperation mit Beleduc.
Das erste Bild stammt von der Präsentation des Spiels in Nürnberg 1996. Das obere Bild zeigt Ehm 1996 in Essen, unten ist er zusammen mit seiner Frau Heidemarie 1992 in Göttingen zu sehen im Gespräch mit Familie Jannshoff.