
Der französische Spielautor Thierry Chapeau hat ein Händchen für kleine Spiele, die oft an klassischen Ideen anknüpfen. Sein KUHNO (Zoch, 2016) erinnert nicht nur im Spieletitel an UNO. In dem skurrilen SÄRGE SCHUBSEN (Drei Magier, 2015) kombiniert er schnelle Reaktion und MEMO-Fähigkeiten.
In seiner aktuellsten Neuheit RÄUBER RAUPE, erneut bei Drei Magier erschienen, greift er die typischen Ablegestrukturen von LIGRETTO und SPEED auf. Wie die kleine Raupe Nimmersatt vertilgen Chapeaus Räuberraupen, unnachahmlich gierig von Rolf Vogt in Szene gesetzt, Blatt für Blatt. Dabei folgen sie ständig wechselnden Fress-Riten. Da kann die Farb-Regel gelten, dass die Blattfarbe, die Raupenfarbe der nächsten Karte definiert. Raupen und Blätter gibt es jeweils in grüner, gelber und roter Farbe. Zusätzlich sind die Formen von Blättern und Raupen auch noch unterschiedlich. Sie können gezackt, gerade und rund sein. Denn die zweite Regel gilt der Form. Ist das oberste Blatt rund, muss auch eine runde Raupe folgen.
Wie üblich in solchen Spielen wird der gesamte Kartensatz von 73 Raupen-Karten unter den Spielern verteilt. Eine Karte wird zum Start ausgelegt. Zusätzlich besitzt jeder Spieler eine Wechsel-Karte, die die geltende Regel verändert, und eine Schmetterlings-Karte, die als Joker und ebenfalls zum Wechseln von Form und Farbe genutzt werden kann. Meistens werden solche Ablagespiele nur vom Handkartenstapel aus in der Reihenfolge der Karten abgearbeitet. Chapeau lässt es zu, dass die Handkarten frei nach passenden Karten durchsucht werden dürfen, was das Spiel beschleunigt. Das macht auch deshalb Sinn, weil die Karten beidseitig bedruckt sind.
Fehler werden geahndet, das passiert gar nicht so selten. Unabhängig von Form und Farbe, muss man nämlich zusätzlich noch auf Blattläuse achten, die ab und zu auf den Blättern herumkrabbeln. Wer dann vergisst, beim Abspielen der nächsten Karte „Laus!“ zu rufen, bekommt drei Strafkarten von dem Spieler, der den Fehler bemerkt. Das gilt außerdem, wenn in der normalen Ablage Fehler gemacht werden sollten. Falsche Anschuldigungen werden ebenfalls mit drei zusätzlichen Karten geahndet.
Wer seine Handkarten als erster alle ausspielt, gewinnt RÄUBER RAUPE meist nach schnellen zehn Minuten. Es kann passieren, dass keiner mehr Karten ablegen kann. Dann gewinnt der Spieler mit den wenigsten Karten.
Farbe auf Farbe, Form auf Form klingt eigentlich ganz leicht. Es macht aber schon Sinn, dass die Drei Magier aus Berlin das Spiel erst für Kinder ab sieben Jahren empfehlen. Einmal gilt es, dem Zeitdruck eines Reaktionsspiels standzuhalten, dann erfordern die Ablageregeln doch ein ständiges Umdenken, was anfangs gar nicht so leicht fällt.
Im Genre der hektischen Ablegespiele ist RÄUBER RAUPE von Thierry Chapeau eine nette Ergänzung, die aber bis auf die kleine Blattlaus nichts wesentlich Neues zu bieten hat. Dafür dürfen wir uns wieder einmal an der Kartengestaltung von Rolf Vogt erfreuen.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: RÄUBER RAUPE
Verlag: Drei Magier
Grafik: Rolf Vogt
Autor: Thierry Chapeau
Spielerzahl: 2 - 4
Alter: ab 7 Jahren
Spieldauer: ca. 10 Minuten
Preis: ca. 12.- Euro
Spiel 63/ 2020