
Der aus Nigeria stammenden Benjamin Soberekon schleppt schon viele Jahre eine Spielidee mit sich herum, eine Reminiszenz an seinen ersten USA-Aufenthalt im Jahre 1983. Angetan vom Empire State Building in New York und vom Sears Tower in Chicago, waren es schließlich die Hamburger Mundsburg-Türme, die seine Idee für ein Hochhausspiel voranbrachten. Wie so oft bei solchen Spieleentwicklungen war das private Umfeld des Autors von Anfang an begeistert. Das Angebot an einen großen Spieleverlag brachte 1987 aber die ernüchternde Ablehnung. Zehn Jahre schmorte die Idee, bis eigenes Kapital und das unterstützungswilliger Freunde zur Kleinverlagsgründung Beson Games (BEnjamin SoberokoN) ausreichte.
Worum geht es in Soberekons taktischen Spiel für zwei Personen? Auf einem 6 mal 6 Felder großen Spielfeld befinden sich abwechselnd schwarze und weiße Spielfelder, die zu Beginn mit entsprechenden Spielsteinen, den Turmbausteinen, bestückt werden. Damit die Türme, die im Laufe des Spiels entstehen, nicht ins Rutschen geraten, besitzen die quadratischen Turmteile in den Ecken vier Zapfen, die in Vertiefungen des Spielbretts und auf der Oberseite der Spielsteine passen. Spielziel ist es, als erster einen sechsstöckigen Turm zu bauen, oder den Gegenspieler so zu blockieren, daß dieser nicht mehr ziehen kann.
Die Zugregeln sind einfach, erlauben aber ein vielschichtiges Spiel. Jeder Spieler bewegt nur die Steine seiner Farbe und zwar erst einmal auf jedes beliebige Feld. Entscheidend ist die Einschränkung, daß der höchste Turm alle fremden Steine sowohl in der waagrechten wie auch senkrechten Reihe blockiert. Diese Steine dürfen nicht mehr gezogen werden, man darf aber auf sie bauen, um mit dem höchsten Turm gleichzuziehen und damit die Blockade aufzuheben. Das geht am Anfang mit den Zweiertürmen recht fix. In die oberen Etagen kommt man aber nur, wenn mindestens zwei gleichhohe niedrigere Türme vorhanden sind. Man benötigt also für einen Viererturm zwei Türme mit drei Etagen, wobei beim Auf- und Abbau ein Vierer- und Zweierturm entstehen. Entsprechend sind für den gewinnträchtigen Sechserturm zwei Türme mit fünf Stockwerken nötig. Diese Siegbedingung zu erreichen, ist gar nicht einfach, häufiger führt die Blockadetaktik zu einem schnelleren Spielgewinn. Das Spiel verlangt eine gute Übersicht. Ein zu schnelles Vorpreschen in die Höhenregionen, führt schnell zur Blockade der restlichen Steine. Einen wesentlichen Vorteil hat man allerdings mit dem höchsten Turm, da man, statt zu bauen, auch einen ganzen Turm auf ein freies Feld bewegen kann, um so gegnerische Blockierungen aufzuheben.
Die gediegene schwarz-weiße-Optik der Hochhäuser in TOWERS OF HAMBURG ist gefällig. Das optische Vorbild der Mundsburg-Türme, die auf der Schachtelrückseite zu sehen sind, ist gut umgesetzt. Spielmechanismus und Spielthema haben allerdings weniger miteinander zu tun. Fliegende Hochhausbestandteile, die beliebig hin und her jongliert werden können, sind auch mit großem Kraneinsatz schwer vorstellbar. Obwohl das Spiel im Hamburger Umfeld entstanden ist, hofft der Autor, dass die Hessen bald mit TOWERS OF FRANKFURT spielen und TOWERS OF NEW YORK müsste doch auch gut laufen.
Wieland Herold
Spieletelegramm:
Titel: TOWERS OF HAMBURG
Verlag: Beson-Games, Imstedt 5d, 22083 Hamburg
Autor: Nkem Benjamin Soberokon
Spielerzahl: 2
Alter: ab 8 Jahren
Preis: 59.- DM
Die Rezension erschien 1998 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 6 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Spiel 9/ 1998 R 134/2020